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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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ist zumindest amüsant.
    Drittens lässt sich die Anzahl von Militärpersonen innerhalb des Staatsapparats nicht mithilfe von Durchschnittswerten bestimmen. Wenn zum Beispiel im Verteidigungsministerium die »Menschen mit Schulterklappen« 90 Prozent der Belegschaft ausmachen (was durchaus natürlich ist) und im Landwirtschaftsministerium 10 Prozent, heißt das dann etwa, die Hälfte des Agrarsektors befindet sich unter der Fuchtel von Abkömmlingen von Armee und Geheimdiensten?
    Viertens war unter Wladimir Putin nicht nur ein Zustrom von Vertretern des militärischen Milieus in staatliche Ämter zu beobachten, sondern auch ein Weggang, und zwar oftmals bei den oberen Etagen des Verwaltungsmechanismus. Im Verteidigungsministerium von Anatoli Serdjukow (2007–2011) zum Beispiel befanden sich innerhalb der Leitung der Militärbehörde nicht selten Vertreter ziviler Herkunft (einschließlich des Ministers selbst), zu deren zentralen Aufgaben durchaus nicht die Erziehung der demoralisierten Armee und des entmilitarisierten Volkes zu einem Samurai-Geist gehörte, sondern die Erlangung der Kontrolle über die Finanzflüsse zur Deckung des maß- und bodenlosen Militärbedarfs. Damit kamen sie auch bedingt zurecht, bis sie mit begründeten Anschuldigungen schwerer Korruption konfrontiert wurden (die Herzensdame und Vertraute Anatoli Serdjukows, Jewgenija Wassiljewa, befindet sich bis heute unter Hausarrest, und einige andere einflussreiche Leute aus Serdjukows Umkreis sitzen ganz banal in einem russischen Gefängnis).
    Fünftens gibt es keinerlei Grundlage für die Behauptung, die Oligarchie sei in den 1990er-Jahren verschwunden oder habe ihren Einfluss im Land eingebüßt. Zu den einflussreichsten russischen Geschäftsleuten unserer Zeit gehören: Roman Abramowitsch (Ex-Sibneft), Oleg Deripaska (Chef von RUSAL und des Energiegiganten E+), Michail Fridman (Gruppe Alfa-Konsortium), Viktor Wekselberg (Präsident des Fonds Skolkowo, der berufen ist, bei Moskau ein Silicon Valley zu schaffen), Wagit Alekperow (Chef des Ölgiganten Lukoil), Wladimir Potanin (Kontrollaktionär von Norilsk Nickel), Michail Prochorow (Chef der Holding ONEKSIM und der politischen Partei »Bürgerplattform«), Wladimir Lissin (wichtigster russischer Stahlproduzent von Novolipetsk Steel), Alexei Mordaschow (Severstal), Suleiman Kerimow (Hauptaktionär der Bank von Moskau und der WTB Bank, informelle zentrale Figur der größten Gruppierung mit Einfluss auf den Nordkaukasus insgesamt und die Republik Dagestan im Besonderen) und schließlich der laut Nachrichtenmagazin Forbes reichste Mann der Russischen Föderation, der Hauptaktionär der Holding Metalloinvest und Eigner einer Reihe von Aktiva in der Telekommunikation, Alischer Usmanow.
    Sie alle sind Abkömmlinge der Jelzin-Zeit, der Periode der ursprünglichen Privatisierung der größten Objekte des sowjetischen »sozialistischen Eigentums«. Ja, natürlich haben sich bereits auffällige Vertreter der Putin-Rotte unter sie gemischt: Gennadi Timtschenko (Begünstigter des weltweit viertgrößten Energietraders Gunvor), die Brüder Arkadi und Boris Rotenberg, Igor Setschin (Präsident der Ölfirma Nummer eins in Russland Rosneft). Das könnte auch gar nicht anders sein: Der Wechsel eines Staatsoberhaupts zieht immer eine bestimmte Rotation der Wirtschaftselite nach sich.
    Besonders in Russland, wo Besitz und Macht eng miteinander verwachsen sind (der Autor dieses Buches schlägt den Begriff »Besitzmacht« vor, der die organische Einheit und Untrennbarkeit der Begriffe in der heutigen Russischen Föderation unterstreicht). Aber: Die »alten Oligarchen« herrschen immer noch über die »neuen«, sowohl in ihrer Zahl als auch hinsichtlich ihrer Gesamtressourcen des politisch-administrativen Einflusses. Und im Jahr 2001, das Frau Kryschtanowskaja als Meilenstein im Schicksal des postsowjetischen Großkapitals auf dem russischen Territorium bezeichnet, war auch noch Michail Chodorkowski am Ruder, der reichste Mann im damaligen Russland (dessen Vermögen Forbes auf 7 Milliarden Dollar schätzte). Von einem Einbruch des Jelzin’schen Megabusiness auf armselige 15 Prozent kann also nicht annähernd die Rede sein.
    Was können wir also über den Ursprung der offenkundig marktschreierischen Theorie der »Militärokratie« sagen? (Möge mir Olga Kryschtanowskaja verzeihen, die trotz allem ein ganz gescheiter Kopf ist.)
    In den Jahren 2003 bis 2007 kämpfte die Familie von Boris Jelzin (im engeren wie im

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