Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin
Realisierung verschiedener Investitionsprogramme von Russland 500 Milliarden Rubel (oder 18 Milliarden Dollar) erhalten müsse.
Der Anteil föderaler Mittel innerhalb der Einnahmen des Staatshaushalts von Tschetschenien beträgt 90 Prozent. (Zum Vergleich: in Moskau sind es 3,6 Prozent der Einnahmen, in Baschkirien 19 Prozent, in der Region Rostow 34 Prozent.) Dazu kommt, dass Tschetschenien für die Verwendung diese Mittel nicht rechenschaftspflichtig ist. Der Fuhrpark von Präsident Kadyrow besteht aus 50 Autos mit einem Gesamtwert von mehr als 3 Millionen Euro. Das wichtigste Gefährt ist ein Rolls-Royce. Dazu kommen acht Porsche Cayenne, acht Lexus LX 470 und noch einiges mehr. (Das ist um einiges abgehobener als bei Putin und Medwedew.) Bereits vor Langem wurden im Internet Fotos des neuen Palasts veröffentlicht, der nach glaubwürdigen Quellen für den tschetschenischen Präsidenten gebaut wurde. Schauen Sie sie sich an – er ist erheblich luxuriöser als die berühmte Residenz Praskowejewka am Schwarzen Meer, die Wladimir Putin gehören soll.
Ramsan Kadyrow erlaubt sich ein Pferde-Hobby und kauft die besten Galopper auf, die Siegen auf internationalen Wettbewerben entgegenstürmen. Deswegen wird in Grosny jetzt eine neue Pferderennbahn von 59 Hektar mit Ställen für 360 Tiere, einem Hotel, einem Parkplatz mit 2 000 Stellplätzen und zwei Hubschrauberlandeplätzen gebaut.
Die zweite Leidenschaft des Führers des Siegerlandes ist der Fußball. Als Trainer der Mannschaft Terek von Grosny wurde der legendäre Holländer Ruud Gullit eingeladen. Im Mai 2011 wurde in Grosny ein neues ultramodernes Stadion eröffnet, das zu Ehren von Achmat Kadyrow »Achmat-Arena« heißt und Platz für 30 500 Zuschauer bietet. Bei der Eröffnung trat die tschetschenische Auswahlelf, für die sich bekannte russische Politiker und Fußballveteranen eingesetzt hatten, gegen die »Auswahlmannschaft der Welt« an. Für sie spielten Fußballlegenden wie Maradona, Figo, Baresi, Barthez, Fowler, Papin, Costacurta. Nach unbestätigten Angaben bekam allein der große Argentinier für die Veranstaltung 1 Million Euro.
Können Sie sich jetzt vorstellen, wie die 500 Milliarden Investitionstribut ausgegeben werden? Ich auch. Für die militärische Niederlage werden wir uns nicht revanchieren können. Dafür fehlt es dem heutigen Russland mit seinen Selbstzweifeln an Kräften – sowohl Streit- als auch psychischen Kräften. Aber etwas müssen wir doch tun. Wir können ja nicht ewig Tribut zahlen und Augen und Ohren verschließen, wenn in Russlands Innerem erneut ein Scharmützel gegen jene stattfindet, die es den Siegern nicht recht machen.
Offenbar gibt es nur einen Ausweg. Man muss Tschetschenien das geben, was es schon so lange anstrebt und faktisch bereits erreicht hat – die Unabhängigkeit. Es ist Zeit, den zweihundert Jahre dauernden Krieg im Nordkaukasus zu beenden, der uns letztlich nichts gegeben hat außer Blut und Tränen. Zu Zeiten des Imperiums – unter den Romanows und den Kommunisten – konnte man wenigstens verstehen, wozu wir das Territorium brauchten: um die Kontrolle über Transkaukasien zu behalten. Aber nun, da es kein Imperium mehr gibt und wir Transkaukasien verlassen haben? Die frei werdenden Mittel könnte man nicht nur dafür ausgeben, um die wenigen, im Nordkaukasus versprengten Russen nach Russland umzusiedeln, sondern auch für die Entwicklung Zentralrusslands, des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens. Das sind Gebiete, die wir tatsächlich verlieren können, wenn wir nicht aufhören, sie so gering zu schätzen wie jetzt.
Wenn diese Probleme nicht von der heutigen Generation von Politikern gelöst werden, dann werden sie an die folgenden weitergegeben. Und die werden es viel schwerer haben, sie zu lösen. Putin jedoch hat keine Feinde zu fürchten, denn im Großen und Ganzen hat er keine. Er kann gehen. Wenn sich die Umstände so fügen. Erinnern wir uns an die schicksalhafte Regel des modernen Autoritarismus: Man darf nicht zu lange verweilen, aber zu gehen ist ebenfalls unmöglich.
Kapitel 14: Putin und der Westen – Von Liebe bis Hass und zurück
Die zahlreichen Analytiker von Putins Talenten halten ihn für einen Gegner des Westens und Anhänger einer gewissen russischen »Eigenbezüglichkeit« sowie eines abgegrenzten, russischen Sonderwegs. Nichts ist seltsamer als eine solche Schlussfolgerung.
Eher noch war Jelzin ein Gegner des Westens, natürlich unbewusst: Eine Sammlung von Klischees und
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