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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Russland mit nicht unerheblicher Begeisterung sein noch junges Oberhaupt feierte (zu seinem 60. Geburtstag war von dieser Begeisterung keine Spur geblieben, der Jahrestag verlief in einer seltsamen Atmosphäre verärgerter Gleichgültigkeit mit einer Duftnote von offenem Hass), trat Blozki in vielen russischen Fernsehsendungen auf, wo er in Debatten und Talkshows seinen Helden und Götzen in Schutz nahm: vor dem boshaften Stimmengewirr in Person anerkannter Liberaler sowie vor den von Putin enttäuschten, selbst ernannten Nationalpatrioten wie zum Beispiel dem Schriftsteller Alexander Prochanow, der zum Geburtstag noch schnell den putinfeindlichen Politthriller Herr Hexogen veröffentlicht hatte.
    Dennoch verschwand Blozkis Apologie des Präsidenten recht bald aus den Buchläden. Die einzige Erklärung: Der Autor hatte unvorsichtigerweise ein Exklusivinterview mit Ljudmila Putina in das Buch aufgenommen, das dem Gatten überhaupt nicht gefiel. Es folgen einige Fragmente, die wahrscheinlich dafür verantwortlich sind, dass Blozkis Buch aus dem Verkauf genommen wurde.
    »… Verabredungen – das war ein besonderes Thema. Ich kam nie zu spät, Wladimir Wladimirowitsch jedoch ständig. Eine halbe Stunde – das war vollkommen normal. Ich wusste das zwar, brachte es aber selbst nicht fertig, später zu kommen. Und wenn er nun heute plötzlich pünktlich ist, dachte ich. (Nebenbei bemerkt, kann ich mich mit Wladimir Wladimirowitschs Unpünktlichkeit bis heute nicht abfinden.)
    Ich erinnere mich daran, wie ich einmal in der Metro stand. Die ersten fünfzehn Minuten, die er sich verspätete, ertrug ich mit Fassung, die erste halbe Stunde auch. Aber nachdem eine Stunde vergangen und er immer noch nicht da war, kamen mir die Tränen vor Gekränktheit. Nach anderthalb Stunden fühlte ich dann überhaupt nichts mehr …«
    Wladimir Putin – weniger als Mann denn als Bürokrat und Staatsmann – verspätet sich nicht nur leicht, er kommt zu allen Zusammenkünften und Veranstaltungen, die ihm in seinem tiefsten Inneren unangenehm sind, stets deutlich zu spät. In der Psychologie nennt man das Erledigungsblockade: eine betonte Unlust, rechtzeitig eine Sache zu erledigen, die man nicht machen will, aber unbedingt machen muss.
    Ganz ähnlich verhält sich Putin zu Staatsangelegenheiten. Eine Stunde Verspätung zu einer wichtigen Besprechung ist wahrscheinlich noch das Günstigste, worauf Beamte und Geschäftsleute hoffen können, die mit erstorbenen Herzen auf ihren Patron warten. Zu Wirtschaftsforen kommt der Präsident gewöhnlich um zwei bis drei Stunden zu spät. Wie die in Russland bekannte Society-Journalistin Boschena Rynska es zutreffend formuliert hat, »entschuldigt er sich dabei nicht einmal übermäßig«, sondern gibt dem Auditorium zu verstehen, dass seine Verspätung ganz in Ordnung sei, und wenn jemand trotzdem endlos warten will und kann, dann solle er das tun. Offensichtlich hat er auch zu seinen formalen Pflichten als Familienoberhaupt schon länger eine derartige Einstellung.
    »Einmal gingen wir auf eine Party, wo ich mich wohl etwas ungezwungen benahm: Ich tanzte, hatte Spaß und lachte. Wladimir Wladimirowitsch gefiel das gar nicht, und er sagte mir klipp und klar, dass wir nicht länger zusammenbleiben können. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich ausziehen sollte. Ich ging weg. Das war sehr schwer, das will ich nicht verhehlen. Als ich zwei Wochen später einmal nach Hause kam, hing an der Tür ein kleiner Zettel: »Ja, Herzchen, ich bin es.« Daneben stand eine Telefonnummer … .«
    Was kann man über einen Menschen sagen, dem es nicht gefällt, wenn die geliebte Frau in guter Stimmung ist und Spaß hat? Besonders, wenn es sich nicht um einen fernöstlichen Menschen handelt, sondern um jemanden, der mehr oder weniger im europäischen Geist erzogen wurde? Ganz zu schweigen von dem Satz »Ja, Herzchen, ich bin es«, der in Russland schon lang ein Aphorismus ist. Er wird oft zitiert, wenn Rechtsorgane in staatliche oder kommerzielle Strukturen eindringen und das von Putin zwar gebilligt wird, aber aus Sicht der erbärmlichen russischen Gesetzgebung der Verdacht einer unkorrekten Amtsführung besteht.
    »Dreieinhalb Jahre nach unserem Kennenlernen heirateten wir am 28. Juli 1983. Nebenbei bemerkt haben wir seither nie unseren Hochzeitstag gefeiert …
    Obwohl ich nie auf eine Heirat angespielt habe, wussten wir genau, dass wir das früher oder später klären müssen …
    Aber Wladimir Wladimirowitsch

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