Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin
Stream aus dem Iran und Zentralasien unter Umgehung des russischen Territoriums ausrufen lässt? Und dass das noch gestern freundschaftliche Aserbaidschan eine ähnliche Strecke über türkisches Territorium legen möchte, um sich mit der Russischen Föderation nicht bezüglich der Fragen seines Exports vom Ölfeld Schah Denis verständigen zu müssen? Wer konnte vermuten, dass die politischen Positionen im Baltikum aufgegeben werden im Tausch gegen Transit und ausgedehnte Möglichkeiten der Verwahrung russischen Kapitals bei Banken der ehemaligen »sowjetischen Republiken des Baltikums«, also de facto im Offshore? Und so weiter, siehe oben und unten.
Putin hat es mit internationalen Partnern leicht, in deren Denkweise die Business-Komponente gewichtig, wenn nicht gar dominant ist. Also mit Silvio Berlusconi und Gerhard Schröder. Und diese Berlusconis und Schröders haben das immer ausgenutzt, indem sie »Freund Wladimir« richtig zu motivieren wussten.
Gerüchteweise hört man, dass Schröder jetzt als Vermittler zwischen Präsident Putin und dem berühmten Häftling Chodorkowski auftritt. Der ehemalige Bundeskanzler soll angeblich garantieren, dass der in Ungnade gefallene Oligarch im Falle seiner Freilassung im Jahr 2014 aus dem Gefängnis nicht gegen seine Peiniger Krieg führen wird, sondern sich in einen langfristigen Urlaub und zu einer intensiven Kur außerhalb Russlands aufmacht.
Die anderen jedoch, die Putin als Tschekisten, Imperialisten und Falken eines neuen Kalten Krieges sehen, sind nicht in der Lage, ihn durch Motivationen zu lenken. Damit reizen sie seinen wachsenden Zorn und verstärken in sich die wachsende Angst vor dem »Tyrannen«. Statt sich WWP genauer anzuschauen und zu lernen, ihn zu friedlichen Zwecken zu gebrauchen, verbreiten sie Mythen, die mit der Putin’schen Realität rein gar nichts zu tun haben.
Das vor Kurzem vom Kreml angekündigte Programm der »Nationalisierung der Eliten« ist, wenn man die Rhetorik Putins und seiner Helfershelfer außer Acht lässt und den eigentlichen Kern des Geschehens erfasst, faktisch ein Programm zum Schutz der russischen Aktiva außerhalb der Grenzen der Russischen Föderation. Der wichtigste Geschäftsmann Russlands spricht mit den Angehörigen seiner Klasse, ob sie nun über die Insignien von Beamten verfügen oder nicht: Seid vorsichtig, ordnet euch den Gegebenheiten der modernen Welt unter, stellt keine Rechnungen und Immobilien auf eure Namen oder die eurer nächsten Verwandten aus, sondern nur auf Trusts im Offshore mit einem komplizierten System Besitzbegünstigter – und das Glück ist auf eurer Seite. Dann seid ihr für die westlichen Staatsorgane um einiges unverwundbarer, denn sie verstärken mit jedem Jahr ihren Kampf gegen Geldwäsche und überhaupt gegen die Vermehrung von Kapital zweifelhafter Herkunft im Wirtschaftsraum der euroatlantischen Länder.
Also: Who is Mr. Putin? Wer lernt, ihn richtig zu verstehen, dem wird sein vertrauensvolles Verständnis zuteil.
Putins größtes Problem besteht darin, wie er irgendwann dieses viele Geld ausgeben will. Innerhalb der Legalität im Westen ist das heute praktisch unmöglich. Das bedeutet, man muss über exotischere Möglichkeiten nachdenken, zum Beispiel über den Aufkauf eigener Rechtshoheiten im Offshore, insbesondere in der Karibik und im Stillen Ozean. Doch niemand kann dafür garantieren, dass Putins Schätze einmal seinen Kindern oder gar Enkeln zukommen. Und solange er den Präsidentenposten nicht verlässt, wird er ewig der Sklave des einfachen Kutters Kawkas sein, neben dem sich Roman Abramowitschs Jacht Eclipse ausnimmt wie Versailles neben dem Kulturhaus einer Kolchose.
Wieder ist es das Hauptproblem des Autoritarismus: gehen nicht bleiben – wo setzt man das Komma? In einer entwickelten, institutionalisierten Demokratie gibt es ein solches Problem nicht, wie es dort auch (zum Glück!) nicht das Problem einer Legalisierung von Milliarden gibt, von denen man nicht weiß, mit wem und auf welche Weise sie »erarbeitet« wurden.
Geld kann man nicht mit ins Grab nehmen, sagt ein Sprichwort. Und die alte schwarze Hexe in Les Voleurs de Diamants von Louis Boussenard schrie die Diamantensucher an: »Da habt ihr eure Brillanten! Esst sie! Trinkt sie!« – wobei völlig klar ist, was sie meinte.
Kapitel 16: Wladimir Putins Familie – »Ja, Herzchen, ich bin es!«
Vom ersten Tag seiner Regierungszeit an tat der Kreml alles, um das Image des neuen Präsidenten Putin gegen das
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