Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin
als liberaler Journalist in Russland bekannte Igor Jakowenko wurde, der früher den Posten des Sekretärs des Russischen Journalistenverbands innehatte. Damit kam also ein Teil der sakramentalen 120 Millionen Dollar den Kreml-Kritikern zugute – klar und in bar.
Allerdings stellte Kolessnikow 2012 fest, dass Schamalow & Co. dem Skandal keinen internationalen oder darüber hinaus politischen Charakter zuerkennen wollten. Schon allein deswegen nicht, weil auch dem höchsten Boss Wladimir Putin eine solche Entwicklung der Ereignisse überhaupt nicht gefallen hätte. Er musste also bei den mitleidigen Ländern des Westens nicht um politisches Asyl bitten. Deswegen stellte er sowohl die Finanzierung von SoTV (geschlossen Herbst 2012) als auch von »Demokratie-2« (existiert noch, aber ohne Kolessnikow, vor allem dank Herrn Nawalny) ein.
Der Palast in Praskowejewka ist nicht für Putin selbst bestimmt, der auch so genügend staatliche Residenzen besitzt, einschließlich »Botscharow rutschej« direkt in Sotschi. Er ist für seine jüngste Tochter gedacht. Damit ist auch das gesteigerte Interesse von Nikolai Schamalow an diesem Projekt zu erklären.
Schließlich die angenehmste, wenn auch offiziell unbestätigte Neuigkeit: Wladimir Putin ist Großvater geworden. Letztes Jahr hat Maria Putina ein Kind zur Welt gebracht. Die Geburt fand am Morgen des 15. August 2012 in Bulgarien statt (nein, nicht in Russland, wo es um die Geburtshilfe mittlerweile schlecht bestellt ist!). Die Mitteilung mit dem Vermerk »fast geheim« stammt aus den bulgarischen Massenmedien. Bis heute gibt es keine offizielle Bestätigung oder ein Dementi dieser Information.
Das Kind kam per Kaiserschnitt zur Welt. Wie die russische Nachrichtenagentur Ura.ru mit Verweis auf die bulgarische Internetseite btvnews.bg mitteilte, wurde den russischen Massenmedien geraten, keine Details über die Geburt des Kindes in Umlauf zu bringen. Die bulgarischen Journalisten behaupten, Wladimir Putin sei kurz entschlossen nach Bulgarien aufgebrochen, habe die Geburtsklinik aufgesucht und seiner Tochter gratuliert. Der Enkel wurde angeblich Wladimir genannt – Wladimir Jorritowitsch Faassen. Das klingt gut, vor allem für russische Ohren, die alles Ausländische verzaubert.
Allerdings ist alles, was wir hier über die Sprösslinge und Erben des russischen Oberhaupts erzählen, Klatsch und Tratsch. Nicht mehr und nicht weniger.
Putin vermeidet nicht nur alles, was die allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit auf das Leben seiner Angehörigen lenken könnte, er bemüht sich auch, sie von jeder aufdringlichen Beachtung abzuschirmen. Die Mitglieder der allerhöchsten Familie haben keinerlei offizielle Verpflichtungen, die es ermöglichen würden, ihr öffentliches oder privates Leben unter die Lupe zu nehmen. Man kann ihnen auch keine unbequemen Fragen stellen, wie sie gewöhnlich an Figuren des öffentlichen Lebens gerichtet werden.
Die bereits erwähnte Alina Kabajewa hingegen lebt wie auf dem Silbertablett. Sie ist Abgeordnete der Staatsduma (die zweite Legislaturperiode hintereinander), Stammgast bei Prominentenpartys und Wohltätigkeitsauktionen, ihr Gesicht ist ständig auf den Titelseiten von Hochglanzzeitschriften zu sehen. Wie konnte der zurückhaltende und verschlossene Putin etwas Derartiges zulassen? Warum reißen die Gerüchte über seine Zweitfamilie und seine unehelichen Kinder nicht ab, die dem Präsidenten eines derart konservativen Landes wie Russland offensichtlich schaden? Russland ist schließlich nicht Frankreich, wo Präsident François Mitterrand im Élysée-Palast vierzehn Jahre lang nicht nur seine Ehefrau Danielle, sondern auch seine uneheliche Tochter Mazarine und deren Mutter beherbergte. Ganz offensichtlich stimmt an der Geschichte von Putin und Kabajewa etwas nicht.
Ähnlich wie ich gestimmte Kritiker erinnern gern an die Geschichte der im Jahr 2008 geschlossenen Zeitung Moskowski korrespondent . Es gab eine solche Wochenzeitung, die der Bankier, Politiker und Eigentümer der Nationalen Reservebank (NRB), Alexander Lebedew, im Herbst 2007 gegründet hatte. Die Moskor genannte Zeitung verdankte ihre Existenz einem einzigen Grund: Lebedew wollte bei den Wahlen zur Staatsduma die Liste der Oppositionspartei »Gerechtes Russland« in der Hauptstadt Moskau anführen, und er brauchte ganz dringend ein Presseorgan, das absolut unabhängig war von dem damals übermächtigen Bürgermeister der Stadt, Juri Luschkow. Letztlich kandidierte Lebedew
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