Wo bist du und wenn nicht wieso
manchmal im Bett »zu schnell ist« gab sie ihm ein Tantra-Buch. Sie war der Meinung, dass er »mehr an sich arbeiten« solle.
Maries Strategie und ihr Eindruck auf Männer
Hier deutet sich die Strategie an, mit der sie ihre Erwartungen durchsetzen will. Marie tritt nicht offen als Bestimmerin auf, sondern als Helferin und Be-Lehrerin. Aber sie arbeitet an seiner Veränderung, um ihn passend zu machen. Der Mann spürt, was auf ihn zukommt – und macht dicht. Auch hier hat die Ego-Falle bei ihrem Aufsteller zugeschnappt. Marie hat eine Passung verhindert, indem sie sie herstellen wollte.
ENDSTATION SEHNSUCHT
Bisher habe ich suchende Singles durch die Kontakt- und die Anbahnungsphase zu dem Punkt begleitet, an dem potenzielle Partner aussortiert werden. Fatalerweise geraten Singles im Lauf ihrer Suche immer schneller an diesen Punkt. Irgendwann genügt ein kurzes Treffen oder sogar ein Telefonat, um scheinbar sicher zu wissen: »Der/die ist es auch nicht.« Mit dem Frust und der Verzweiflung nimmt der verhängnisvolle Druck zu, sofort einen Partner zu finden. Die Endstation heißt jedes Mal: Sehnsucht.
An der Endstation fährt der Zug nicht weiter. Wer hier weg will, für den gibt es keinen Weg nach vorn. Dem bleibt nur, sich umzudrehen und in die Richtung zu schauen, aus der er gekommen ist. Er muss ein Stück zurück. Dabei kann er herausfinden, wie er an diesen Ort gelangt ist, welche Strategien und Verhaltensweisen ihn zur Endstation gebracht haben.
Dauerhaft suchende Singles scheitern nicht, weil es für sie keinen Partner gibt oder weil niemand sie will. Sie scheitern, weil sie Partner vor den Schnellrichter zerren und Ego-Fallen aufstellen. Sie scheitern, weil sie ihre Erwartungen mit Druck und Strategie, mit List und Tücke durchsetzen wollen, und das umfassend und sofort. Sie scheitern, weil sie krampfhaft versuchen, dass es mit dem potenziellen Partner funkt und passt.
Ein grundlegender Fehler suchender Singles ist zu glauben, sie hätten den anderen Menschen kennengelernt. Dabei ist alles, was sie kennenlernen, dessen Reaktion auf ihr eigenes Verhalten. Ohne es zu wollen provozieren suchende Singles beim Gegenüber Reaktionen, die ihre Erwartungen enttäuschen. Das gilt für Bestimmer und Beschwichtiger, für Coole und Verbitterte, für Bedränger und Diener, für Be-Lehrer und alle anderen Verhaltensweisen, die irgendwo zwischen Dominanz und Unterwerfung angesiedelt sind.
Gleichgültig, ob sie ihre Erwartungen in Bestimmer-Manier über die Bedürfnisse des Partners stellen, oder ob sie in Beschwichtiger-Manier dessen scheinbaren Erwartungen gerecht werden wollen oder ob sie eine weniger extreme Strategie anwenden – sie sind in erster Linie mit sich selbst befasst, damit, ihre Erwartungen durchzusetzen. Erst in zweiter Linie befassen sie sich mit dem Partner. Mit anderen Worten: Dauerhaft suchende Singles scheitern, weil sie nicht in Beziehung sind. Die Lösung lautet also: Wenn du eine Beziehung willst, beziehe dich. Sei in Beziehung!
Eine Lösung taucht auf
Um in Beziehung zu sein, muss man sich auf den potenziellen Partner beziehen, und zwar plan- und ziellos. Das ist der eigentliche Beziehungstrick! Dazu muss der fatale Druck, »sofort alles finden« zu wollen, aufgelöst werden. Wem es gelingt, sich auf eine ziellose Weise auf sein Gegenüber zu beziehen, der findet auch einen Partner, das ist meine feste Überzeugung. Vielleicht gelingt das nicht beim ersten Versuch und vielleicht auch nicht beim zweiten. Aber ganz sicher auf Dauer.
Wird der Beziehungstrick angewendet, verändert sich nämlich alles. Es verändern sich scheinbar unveränderbare Gefühle, es verändern sich Deutungen, es verändern sich die Reaktionen auf den potenziellen Partner und es verändert sich der Eindruck, den man auf ihn macht. Und dann nehmen der Kontakt und die Beziehungsanbahnung meist einen völlig anderen Verlauf. Die Lösung für suchende Singles heißt also schlicht und einfach: Bezogenheit. Und darum geht es in den folgenden Kapiteln.
Partner begegnen in der Anbahnungsphase nicht Personen, sondern werden mit Verhalten konfrontiert. Daher reagieren sie auch nicht auf die Person des Gegenübers, sondern auf eine Figur, also auf ein bestimmtes Verhalten und die darin liegenden Erwartungen.
Die Beziehungsanbahnung ist sozusagen ein mit Erwartungen und Ego-Fallen vermintes Gebiet.
Eine Ego-Falle ist eine Verhaltensweise, mit der Erwartungen durchgesetzt werden sollen. In der Anbahnungsphase führen Ego-Fallen
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