Wo bist du und wenn nicht wieso
Frauen:
»Ich bin sehr enttäuscht.«
»Ich bin nicht wie die anderen Männer, ich kann gut zuhören.«
»Es gibt nie Konflikte, die verlieren einfach das Interesse.«
Gerade hat er wieder so eine Abfuhr erhalten. Die Frau traf sich wiederholt mit ihm, nach der ersten Nacht schloss sie eine Beziehung mit den Worten aus: »Du bist toll, aber irgendwie bist du mir zu lieb.« Was sie damit meint, kann er nicht richtig nachvollziehen. Ich forsche nach seinem Verhalten. Er spricht davon, die Wünsche der Frauen ernst zu nehmen, sich für sie zu interessieren und sich auf sie einzustellen. Ich frage ihn, ob er denn nie anderer Meinung sei oder andere Interessen verfolge oder ob es jemals Reibungspunkte zwischen ihm und den Frauen gäbe. Klaus antwortet: »Ich bin eher der harmonische Typ und gehe Streit lieber aus dem Weg.« Von Streit habe ich zwar nicht gesprochen, sondern von Reibung, aber seine Bemerkung zeigt, dass Klaus Streit und Disharmonie fürchtet und unbedingt vermeiden will.
Klaus’ Erwartungen
Zu seinen größten Erwartungen gehört eine harmonische, konfliktfreie Beziehung. Er möchte von der Partnerin verstanden und angenommen werden. »Wie ist es mit Sex, was läuft da?«, frage ich ihn. Klaus antwortet indirekt: »Ich will nur das, was die Frau will.«
Wie kann man nur das wollen, was der andere will? Das ist absurd. Dazu müsste man selbst erwartungsfrei sein und sich erst dann, wenn man die Erwartungen des Partners erfährt, an diese dranhängen. Klaus sagt ja nicht: »Ich mache nur das, was die Frau will«, sondern er gibt vor, nichts anderes als sie zu wollen.
Klaus’ Strategie
Klaus’ Bemerkung weist auf seine Strategie hin. Er möchte angenommen werden, und dazu passt er sich an die Vorstellungen der potenziellen Partnerin an. Er leugnet Differenzen und tut so, als ob beide die gleichen Erwartungen hätten.
Klaus’ Eindruck auf Frauen
Gutmütig ausgedrückt macht er einen »lieben« Eindruck, klar ausgedrückt erscheint er den Frauen als »Diener«, als jemand, der sich unterordnet, um Anerkennung und Liebe zu bekommen. An einem Diener scheinen die Frauen, für die er sich interessiert, aber kein Interesse zu haben.
Suche leidenschaftlichen Partner, der mich entlastet
Die 42-jährige Marie ist beruflich selbstständig, erfolgreich und hat überhaupt keine Probleme, Männer kennenzulernen. Sie ist attraktiv und kontaktfreudig und hat oft leidenschaftliche Begegnungen, darunter etliche mit jüngeren Männern. Nur ihre größte Sehnsucht, die nach einer Partnerschaft, erfüllt sich nicht. Sie sagt: »Entweder klappt es im Bett, dann taugen sie nichts für den Alltag, oder sie sind nett, aber dann taugen sie nichts im Bett. Gibt es denn keinen, mit dem beides klappt? Ich bin total frustriert!«
Maries Erwartungen
Ich will von ihr erfahren, welche Männer sie toll findet. Marie beschreibt einerseits knackige, gut aussehende und »standfeste« Männer. Die sind toll fürs Bett. Dann erzählt sie von einem Urlaub in Russland. Dort hat sie Männer getroffen, die ihr die Tür aufhielten und ihr nicht erlaubten, den schweren Koffer zu tragen, weil sie »eine Frau« sei. Marie fand das »wunderbar«, sie musste sich »überhaupt nicht anstrengen«.
Ich frage sie weiter aus, um ihre Erwartungen zu erfahren. Warum habe sie mit keinem der Russen eine Beziehung angefangen? »Geld muss er schon haben«, war ihre Antwort, »das waren alles arme Schlucker.« Und warum muss er Geld haben? »Sonst muss ich ihn aushalten, und dann muss ich noch mehr arbeiten.« Sie sagt, sie wolle endlich die Last des ständigen Geld-verdienen-Müssens loswerden und im Leben »loslassen« können. Allmählich werden ihre Erwartungen deutlicher. Maries Partner soll
attraktiv sein,
gut im Bett sein,
zuvorkommend sein,
ihr das Geldverdienen (weitgehend) abnehmen,
wohlhabend sein,
sie im Leben entlasten.
Offenbar sucht Marie eine eierlegende Wollmilchsau, aber das soll es ja geben. Viele Paare berichten davon, das miteinander zu haben, was sich Marie wünscht. Auch Marie hatte bis vor einem Monat einen potenziellen Partner, mit dem es »beinahe geklappt« hätte. Was ist geschehen? Der Mann war einige Jahre älter und sehr wohlhabend. Im Bett klappte es einigermaßen, aber er wollte sich nicht binden, zumindest jetzt noch nicht. Marie hatte großes Verständnis und empfahl ihm eine Therapie, damit er seine »irrationalen Ängste« bearbeiten könne. Weil er etwas kurzatmig ist, legte sie ihm Sport nahe, und weil er
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