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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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du mir Rauch ins Gesicht bläst …«
Nicht vorschnell aussteigen
    Zahllose andere Fragen oder Mitteilungen sind denkbar, die alle dem einen Zweck gedient hätten: aufeinander bezogen zu bleiben. Natürlich ist es nicht immer einfach, über den Schatten sich spontan einstellender Gefühle zu springen und trotzdem in Beziehung zu bleiben. Aber: Wer hat suchenden Singles eigentlich eingeredet, dass Beziehungen einfach wären?
    Beziehungen sind ganz im Gegenteil immer wieder kompliziert, immer wieder anstrengend, sie bescheren beiden Seiten immer wieder Verletzungen und Enttäuschungen. Aber all das ist kein Grund, vorzeitig aus ihnen auszusteigen. Vielmehr hilft es, sich das Thema »Beziehung« genauer anzusehen. Was genau ist eigentlich eine Beziehung und wie kann man die Bezogenheit auch in schwierigen Momenten aufrechterhalten? Dazu erfahren Sie im Folgenden mehr.
WANN IST MAN IN BEZIEHUNG, WANN NICHT?
    Es gibt unterschiedliche Definitionen davon, was eine Beziehung ist. Für mich stellt sich das recht einfach dar: Eine Beziehung ist die Geschichte gegenseitiger Reaktionen aufeinander. Diese Definition sagt nichts über die Qualität oder Dauer einer Beziehung aus, und sie erfasst sowohl sehr kurze als auch lebenslange Beziehungen, ebenso wie feindliche, freundliche oder Liebesbeziehungen. Wie lange eine Beziehung hält, hängt nach dieser Definition davon ab, wie lange die Partner die Kette ihrer gegenseitigen Reaktionen aufrechterhalten – wobei die Gründe dafür zweitrangig sind.
    Dauerhaft suchende Singles produzieren naturgemäß kurze Reaktionsgeschichten, sonst würden sie Liebesbeziehungen haben. Diese Single-to-Single-Geschichten enden rasch, weil einer der Partner alsbald aussteigt. Dazu macht er das einzig Denkbare, mit dem eine Beziehung beendet werden kann: Er reagiert nicht mehr auf den anderen, er bricht die Kommunikation ganz einfach ab. Seinen Ausstieg vollzieht er nicht willkürlich, vielmehr sieht er triftige Gründe dafür. Schnellgerichte und die Tests der Ego-Fallen liefern solche Gründe in Hülle und Fülle. Aber genau hier liegt der Haken. Kann man sich auf seine Gründe wirklich verlassen?
    Ein Single lernt einen anderen kennen. Als dieser erwähnt, dreimal geschieden zu sein, endet die Geschichte abrupt. Der Single hat kein Interesse an einem derart sprunghaften Partner. Doch woher weiß er das?
     
    Ein Single sieht beim ersten Date, wie ein potenzieller Partner jemand anderen herzlich umarmt. Das genügt, um aus der Sache auszusteigen. Er braucht niemanden, der auf zwei Hochzeiten tanzt. Doch woher weiß er das?
    Wie kann jemand, der aussteigt, sich seiner Gründe sicher sein? Wie kann er wissen, ob sein Verständnis der Vorgänge und seine Interpretation der Worte und des Verhaltens seines Gegenübers tatsächlich zutreffen? Schließlich kann er nicht in den Partner hineinsehen, sondern ist darauf angewiesen, dessen Worte und Verhalten zu deuten. Mit Deutungen, das hat jeder schon erlebt, kann man aber gehörig danebenliegen. Dass jemand dreimal geschieden ist, kann Verschiedenes bedeuten, Sprunghaftigkeit ist nur eine Möglichkeit. Auch dass der potenzielle Partner jemanden umarmt, kann vieles bedeuten. Vielleicht war es ein Familienangehöriger, guter Freund oder einfach ein Bekannter, der Trost brauchte.
    Deutungen sind riskant, und da Reaktionen grundsätzlich auf Deutungen beruhen, ist die Kommunikation von Partnern oft missverständlich – und sie geraten deshalb leicht aneinander. Im Fall suchender Singles geraten sie durch Fehldeutungen sogar meist auseinander. Deutungen haben eine fatale Wirkung: Sie produzieren Voraussagen. »Was, du bist dreimal geschieden? Das lassen wir lieber, so einer wie Du kann es nicht ernst meinen!« »Wenn der jetzt schon andere umarmt, was soll das später erst werden? Da lass ich lieber die Finger davon!« Das bedeutet, dass die Gründe für einen Ausstieg oft nicht im Verhalten des Gegenübers liegen, sondern in der eigenen Logik und den eigenen Voraussagen.
Auf sich selbst reagieren
    Wer sich auf seine eigenen Deutungen verlässt und dem Partner keine Chance gibt, diese Deutungen zu verändern, der ist nicht in Beziehung. Man kann also in Kontakt sein und dennoch nicht in Beziehung. Dann ist man bestenfalls in Beziehung zu sich selbst und dreht sich um sich selbst. Auf sich selbst zu reagieren ist also das glatte Gegenteil von Bezogenheit auf einen Partner. Und gerade suchende Singles sind viel öfter auf sich selbst bezogen, als ihnen das

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