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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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können dann genauer erkennen, worauf Sie empfindlich reagieren, welches Reaktionsmuster Sie entwickeln und wie Sie diese Reaktion vor sich selbst rechtfertigen. Fassen Sie diese drei Erkenntnisse so zusammen:
Bringen Sie Ihre wunden Punkte in eine Reihenfolge, den schlimmsten Punkt zuerst.
Identifizieren Sie die für Sie typische Reaktion (zumachen, aggressiv werden …).
Schauen Sie sich die jeweilige innere Begründung an. Ist diese wirklich zwingend?
    Alle drei Punkte sind interessant, aber die inneren Begründungen sind von besonderer Bedeutung. Lauten diese in vielen Punkten ähnlich? Und können sie einer kritischen Betrachtung standhalten? Im obigen Beispiel sicherlich nicht. Denn es steht keineswegs fest, dass die Frau den Partner anders haben will, als er ist. Vielleicht ist sie tatsächlich von seiner Größe enttäuscht. Aber selbst dann mag sie andere Seiten an dem Mann erkennen, die die Bedeutung dieses Merkmals verblassen lassen.
    Einer Begründung kann man sich selten sicher sein. Denn die Begründung einer Reaktion enthält immer Formulierungen wie »Ich muss …« – man muss … sich wehren, das runterschlucken, sich das anhören, sich das nicht gefallen lassen, sich davor schützen … oder etwas Vergleichbares. Die Formulierung zeigt die Eingleisigkeit der Reaktion. Wieso muss man das? Ist nicht doch etwas anderes möglich? Die Begründung ist in jedem Fall starr und festgelegt. Wenn aber die Begründung für eine Reaktion schon nicht schlüssig ist, dann ist auch die Reaktion selbst fragwürdig, und es gäbe Gründe und Möglichkeiten, anders zu reagieren.
Mit dem Wunde-Punkte-Wissen in eine Begegnung gehen
    Wenn Sie die kleine Übung in Ruhe und gewissenhaft machen, werden Sie über Ihre empfindlichen Stellen besser Bescheid wissen. Was Sie damit anfangen können, möchte ich anhand von zwei Beispielen aus der Beratungspraxis erläutern.
    Eine Frau kam schon nach kurzer Zeit mit einem Mann auf das Thema Kinder zu sprechen. Sie erklärte ihm dann: »Ich weiß nicht, ob wir über das Kinderkriegen sprechen sollten. Das ist ein heikles Thema für mich.« Der Mann stimmte ihr zu, auch für ihn sei es »ein heißes Eisen«. Anstatt das Thema zu vermeiden, gingen die beiden nun vorsichtig damit um. Sie sprachen darüber, warum es heikel ist, darüber zu reden. Die Frau erzählte davon, dass Männer an diesem Punkt oft den Kontakt abbrechen. Er erzählte von seiner Erfahrung, dass Frauen »den Mann zum Kind« suchen, es ihnen seiner Ansicht nach nicht um den Mann geht. Die beiden signalisierten sich, die Vorsicht des anderen zu verstehen. Ihr Kontakt ist an der Klippe »Kinder« nicht sofort gescheitert.
     
    Ein Mann nutzte seine Wunde-Punkte-Liste auf humorvolle Weise. Auf einem ersten Date nahm er einen Zettel hervor und erläuterte der potenziellen Partnerin wunde Punkte mit den Worten: »Du solltest nicht nach meinem Verdienst fragen und mich nicht auf meinen Bauch hinweisen, damit komme ich nur schwer klar.« Die beiden lachten, dann fing ein Gespräch über Empfindlichkeiten an. Der Mann nahm aus dieser Begegnung die »erstaunliche Erkenntnis mit, dass man seine Macken ansprechen kann, ohne sich eine Blöße zu geben«.
    Das sind nur zwei kleine Beispiele dafür, wie ein besseres Wissen um eigene wunde Punkte eine Begegnung beeinflussen kann – vor allem dann, wenn man diese Empfindlichkeiten mit in die Beziehung nimmt.
ENTWERFEN SIE VERSCHIEDENE DEUTUNGEN
    Wenn sich suchende Singles kennenlernen, sind sie oftmals mit merkwürdigen Verhaltensweisen konfrontiert. Diese können eindeutig erscheinen, aber selbst dann, wenn etwas rätselhaft erscheint, macht man sich seinen Reim darauf. Es ist nämlich nicht möglich, etwas nicht zu deuten, weil man dann nicht darauf reagieren könnte. Man deutet Gesten, Formulierungen, Blicke, Sätze und natürlich Verhaltensweisen grundsätzlich immer, die Frage ist nur, wie.
    Was und wie man deutet, hängt nämlich weniger vom Ereignis als von einem selbst ab, davon, welche Brille man aufhat. Eine gelbe Brille lässt alles gelblich erscheinen, eine blaue Brille bläulich etc. In dieser kleinen Reflektion werden Sie nun aufgefordert, nacheinander verschiedene Brillen aufzusetzen.
    Machen Sie sich dazu auf die folgenden kleinen Erlebnisse jeweils drei verschiedene Reime, das heißt, deuten Sie die Vorfälle auf drei verschiedene Weisen. Im Anschluss an die Schilderung jeder Szene präsentiere ich Ihnen drei meiner Deutungen, die sich von Ihren wahrscheinlich

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