Wo bist du und wenn nicht wieso
marode Beziehung gut aus. Doch man erfährt nur selten, was tatsächlich abläuft. Vielleicht haben die anderen einfach auch nur weniger Ansprüche, oder sie leiden auf verborgene Weise.
Suchen Sie Begegnungen!
Mit dem Suchen aufzuhören bedeutet aber nicht, den Wunsch nach einem Partner aufzugeben. Es bedeutet vielmehr, den Druck aus der Sache rauszunehmen. Die Idee, einen Partner zu finden, bei dem es gleichzeitig funkt und passt, ist eine absurde Vorstellung. Das ist so, als wenn man »ganz schnell ganz tief entspannen« möchte. So etwas geht schlicht nicht. Wenn jemand sagt, er wolle eine Beziehung oder einen Partner, ruft das den Eindruck von etwas Fertigem hervor, das es zu finden gilt. Es verschleiert die Tatsache, dass eine Beziehung immer und in jedem Fall aufgebaut werden muss, weil sie eine Geschichte gegenseitiger Reaktionen aufeinander darstellt.
Sie müssen aber den Wunsch nach einem Partner nicht aufgeben, auch wenn Sie mit der Beziehungssuche aufhören. Sie können statt einem Partner nämlich Begegnungen suchen. Zwischen Beziehungssuche und Begegnungssuche besteht ein großer Unterschied: Es gibt bei der Begegnungssuche kein Ziel. Sie müssen nirgends ankommen. Sie legen Ihre innere Checkliste aus der Hand, Sie haken nicht ab, Sie sortieren nicht aus. Sie machen einfach Erfahrungen und Entdeckungen und bewegen Gefühle. Das macht Sinn, denn Begegnungen sind Übungsfelder für Beziehungsverhalten. In Begegnungen können Sie experimentieren, ohne den hohen Preis enttäuschter Hoffnungen und frustrierter Erwartungen zu zahlen. Sie können die »intelligente Dummheit« üben. Und wenn Sie schließlich ein verändertes Beziehungsverhalten eingeübt haben, werden Sie sich im Kontakt selbstverständlicher und unverkrampfter bewegen. Sie werden wesentlich länger brauchen, um auszusortieren und um sicher zu sein, dass dieser Mann oder diese Frau nicht Ihr zukünftiger Partner sein kann.
Experimentieren Sie zwanglos!
Darüber hinaus können Sie entdecken, dass Begegnungen Spaß machen. Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen gehören sicher zum Interessantesten, was man unternehmen kann. Vielleicht geht es Ihnen bald ähnlich wie Ursula, einer 45-jährigen Angestellten, die nach zwei Jahren Begegnungssuche von sich sagt:
»Acht Jahre lang habe ich krampfhaft einen Partner gesucht. Mit Ende 30 habe ich mir einen Mann schön geredet, weil ich unbedingt ein Kind wollte. Das Kind habe ich, aber den Partner habe ich mittlerweile verloren. Nach dieser Erfahrung habe ich das Suchen nach dem Lebenspartner aufgegeben. Ich treffe mich jetzt völlig zwanglos mit Männern. Es sind sehr interessante darunter. Manchmal bekomme ich Angst, dass ich keinen Partner mehr finden könnte, aber dann merke ich, welchen Stress ich mir damit mache. Inzwischen habe ich über die Suche zwei gute Freunde gefunden, mit denen ich mich regelmäßig treffe. Ich gebe Annoncen auf, schaue im Internet und lerne dabei gute Menschen kennen. Weil ich keine bestimmten Erwartungen mehr habe, macht es auch nichts, wenn ich jemanden treffe, der so gar nicht zu mir passt. Denn irgendetwas Interessantes passiert immer.«
Wenn Ursula einen Mann trifft, experimentiert sie mit dem, was sie von sich erzählt und welche Antworten sie gibt. Auch die Texte der Annoncen, die sie aufgibt, variieren. Vor Kurzem lautete eine Anzeige: »Suche Mann mit Herz, der auch reden kann.« Sie bekam elf Antworten, mit zwei Männern hat sie sich getroffen, mit einem ist sie bis in die Anbahnungsphase gekommen. Bei einem gemeinsamen Ausflug mit Hotelübernachtung erfuhr sie dann, dass der Mann Potenzprobleme hat. Wenn es »heiß« wird, bekommt er es mit der Angst zu tun. Ursula steht damit vor einer ganz neuen Situation: »Ich finde ihn sehr sympathisch und er gefällt mir auch körperlich. Aber er übernimmt keine Initiative. Wenn ich mit ihm sexuell etwas erleben will, muss ich das anfangen. Ich komme mir vor wie sonst ein Mann.« Sie findet das spannend, obwohl sie sagt, dass sie sich nicht vorstellen kann, dauerhaft eine Beziehung mit schwieriger Sexualität zu führen. Aber sie will herausfinden, »was noch möglich ist, bevor ich mich entscheide«.
Ich kenne Ursula seit 15 Jahren, sie kommt zwei- bis dreimal jährlich in meine Beratung. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die entspannte und selbstbewusste Ursula, die diese Geschichte erzählt, sehr viel eher einen Partner findet, als die krampfhaft suchende, an sich zweifelnde Ursula, die sie vor
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