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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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dass du meinst …«
»Bedeutet diese Aussage, dass …«
»Ach so, du meinst also …«
»Ich verstehe das so, dass …«
»Jetzt habe ich den Eindruck …«
    Eine gute Gesprächsführung in aufkommenden Spannungslagen ist mit einer archäologischen Ausgrabung vergleichbar. Man muss langsam und behutsam vorgehen. Auf diese forschende Weise bleiben Sie den Deutungen des Gegenübers auf der Spur und vergrößern die Möglichkeit, ihn richtig zu verstehen. Sie sollten aber noch mehr tun. Sie sollten in Gesprächen selbst dafür sorgen, dass der andere Ihre Äußerungen möglichst so aufnimmt, wie sie gemeint sind. Auch das ist oftmals nicht der Fall.
Überprüfen Sie, was verstanden wird
    Worte sind oft trügerisch. Was man selbst meint und was der andere versteht sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe. Das können die folgenden beiden Beispiele verdeutlichen:
    Zwei potenzielle Partner unterhalten sich über Zukunftspläne. Sie spricht davon, sie könne sich vorstellen, in einem anderen Land zu leben. Er wird immer stiller und sagt schließlich: »Dann willst du etwas ganz anderes als ich.« Sie schaut ihn an und merkt an seinem traurigen Gesichtsausdruck, dass etwas schief gelaufen sein könnte. Sie fragt deshalb nach: »Wie ist das bei dir angekommen?« Er antwortet: »Na ja, halt so, dass wir in unterschiedliche Richtungen wollen.« Sie fühlt sich nun falsch verstanden und rückt den Eindruck gerade: »Ich habe nicht gesagt, dass ich Pläne habe und hier weggehen will. Ich bin aber offen dafür, nicht mein ganzes Leben in diesem Land zu bleiben.« Das hört sich für den Mann schon anders an, seine Stimmung hellt sich auf und er öffnet sich wieder.
     
    Ein anderes Beispiel: Zwei potenzielle Partner, die in unterschiedlichen Städten wohnen, unterhalten sich über eine mögliche Zukunft. Er sagt: »Ich kann mir ein Leben mit dir vorstellen«, woraufhin sie freudig verkündet: »Dann suche ich mir eine Wohnung in deiner Stadt.« Glücklicherweise bemerkt sie, wie er zusammenzuckt und fragt nach: »Wie verstehst du das?« Nach einigem Hin und Her sagt er: »Ich stehe dann in deiner Schuld.« Das hat ihr Vorschlag für sie aber nicht bedeutet. Sie überzeugt ihn davon, es »auf eigenes Risiko zu tun«, auch wenn sie sich freuen würde, wenn es mit ihnen weiterginge. Diese Klärung hat zumindest dafür gesorgt, dass es jetzt weitergeht.
    Verlassen Sie sich also nicht darauf, richtig verstanden zu werden. Vor allem wenn von der anderen Seite eine für Sie merkwürdige Reaktion kommt, ist es hilfreich zu überprüfen, was dort angekommen ist. Effektive Formulierungen hierfür lauten:
»Wie verstehst du das?«
»Wie ist das angekommen?«
»Was ist bei dir angekommen?«
»Was macht das mit dir?«
    Solche einfachen Fragen können aufkommende Missverständnisse auflösen und verhindern, dass Gespräche destruktiv werden oder schließlich in einer Sackgasse enden. Sie ermöglichen es Ihnen, miteinander in Beziehung zu bleiben.
Überprüfen Sie die Bedeutung
    Wenn klar ist, dass man richtig verstanden wurde, sind die Fallgruben in Gesprächen aber noch nicht beseitigt. Denn das, was verstanden wurde, kann für jeden eine andere Bedeutung haben, und jeder kann verschiedene Konsequenzen daraus ziehen. Auch das kann man überprüfen, wie das folgende Beispiel zeigt.
    Ein Mann und eine Frau sind sich näher gekommen. Beide haben wenig Zeit und verabreden sich unverbindlich für die nächste Woche. Sie weiß, dass er dann einen freien Tag hat, den einzigen freien Tag im ganzen Monat, und plant einen Ausflug für beide. Als er ablehnt, ist sie maßlos enttäuscht und zieht sich zurück. Bevor sie Konsequenzen zieht, kommt sie in die Beratung. Sie erklärt mir gegenüber, sie wäre beziehungsmäßig ein »Hardliner, der alles oder nichts« will. Er wolle offenbar nichts, und dann wolle sie auch nichts.
    Ich forsche mit ihr nach, was dieser Ausflug an seinem einzigen freien Tag für sie bedeutet hätte. »Wenn er für mich seinen freien Tag opfert, bedeutet das, er meint es wirklich ernst«, sagt sie. Von dieser Deutung ausgehend hält sie es für selbstverständlich, dass er es nicht ernst meinen kann. Wir sprechen über Deutungen, aber die Frau lässt nicht locker. Sie beharrt darauf, dass die Sache »doch völlig klar ist« und es da »überhaupt keinen Zweifel geben kann«. Erst als ich sie damit konfrontiere, dass sie offenbar noch mehr für selbstverständlich hält, stutzt sie: »Was meinen Sie?« »Sie halten es

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