Wo bist du und wenn nicht wieso
bleiben Sie so lange in der Anbahnung, bis Sie feststellen, dass Sie an den anderen gebunden sind und er an Sie. Dann können Sie die Entscheidung »Wir sind zusammen!« gern verkünden und sich öffentlich hinter die Beziehung stellen. Auch umgekehrt, wenn also keine Bindung entstanden ist, gibt es nichts zu entscheiden, sondern nur etwas anzuerkennen. Denn wie sollte man sich gegen eine Beziehung entscheiden, die real gar nicht entstanden ist?
Staunen Sie und wundern Sie sich!
In der Anbahnungsphase kommt es also darauf an, die Dinge geschehen zu lassen. Verbringen Sie Zeit mit dem Partner und stellen Sie fest, wie sich die gegenseitigen Reaktionen entwickeln. Beeinflussen Sie diese Entwicklung soweit es möglich ist, indem Sie die Werkzeuge Neugier, Staunen und Wundern anwenden. Eine Entwicklung ist dann grundsätzlich nur in zwei Richtungen möglich: Die potenziellen Partner kommen sich näher oder sie entfernen sich voneinander. Das herauszufinden ist aber kein linearer Vorgang, sondern ein wechselhafter Prozess, in dem man sich einmal näher kommt, dann wieder voneinander entfernt, sich erneut begegnet und sich, so es passt, allmählich aneinander bindet.
Die Bindungen, die jetzt entstehen, sind meist fragiler Natur, sie sind störungsanfällig und nur begrenzt beanspruchbar. Umso wichtiger ist es, sich nicht auf schnelle Urteile und Deutungen zu verlassen, sondern diese im Kontakt zu überprüfen.
Die in der Anbahnung möglichen Problemkonstellationen sind so vielfältig, dass ich sie unmöglich alle behandeln kann. Dennoch möchte ich mit den folgenden Beispielen grundsätzliche Anregungen geben, wie man, auch wenn es ernster wird, entspannt in Beziehung sein kann.
Bleiben Sie neugierig!
Worte sind vieldeutig – diese Eigenschaft verbaler Äußerungen lädt zu Missverständnissen geradezu ein. Hinzu kommt, dass Kommunikation nicht nur verbal, sondern auch über Gesten, Haltungen, Stimmlagen und Tonvariationen verläuft. Das alles ist zu viel, um es als Sprecher oder Empfänger voll im Blick zu haben. Man sendet oder empfängt widersprüchliche Aussagen und fokussiert je nach Lage auf dieses oder jenes. Eine solch komplizierte Situation erfordert eine gewisse Genauigkeit im Gesprächsverhalten. Diese Sorgfalt bezieht sich nicht auf den Versuch, »richtig« zu kommunizieren, sondern im Falle von Komplikationen die Mühe der Klärung auf sich zu nehmen.
Da man in Gesprächen, wie in anderen Bereichen des Kontakts, nicht alles richtig machen kann, da Gespräche voller Fallgruben stecken, sollten sich potenzielle Partner gerade in der Anbahnungsphase bewusst Zeit nehmen und überprüfen, was gemeint war und was davon angekommen ist. Stellen Sie sich wieder vor, sie wären auf Reisen in fernen Ländern, wo Farben, Gesten und Worte eine andere Bedeutung haben, und Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich zu wundern und nachzufragen.
Überprüfen Sie, was gemeint ist
Zwei potenzielle Partner unterhalten sich über einen möglichen Urlaub. Sie schwärmen eine halbe Stunde von den Alpen und vom Wandern, und sie malen sich aus, wie schön es dort wäre. Dann sagt der Mann: »An der Nordsee ist es aber auch nicht schlecht!« An diesem Punkt kann sich das Gespräch in viele Richtungen entwickeln, etwa
wenn die Frau darauf überhaupt nicht eingeht und nichts dazu sagt.
wenn sie ihm zustimmt und die Möglichkeit, an die Nordsee zu fahren, offen lässt.
wenn sie ärgerlich wird und ihn anblafft (weil sie glaubte, das Ziel wäre schon abgesprochen).
Je nachdem, wie die Frau die Bemerkung des Mannes versteht, bleibt die Situation entspannt, oder es kommen Spannungen auf. Bei Letzterem ist es hilfreich, nachzufragen, etwa mit den Worten: »Bedeutet diese Bemerkung, dass du nicht in die Alpen willst?« oder ganz offen: »Was meinst du mit dieser Bemerkung?« oder »Was willst du damit sagen?«
Worte gehen einem zwar meist locker über die Lippen. Aber Gespräche sind vergleichbar damit, sich mit geschlossenen Augen durch einen mit Möbeln (und Gerümpel) vollgestellten Raum zu bewegen. Jeden Moment kann man anecken, ohne das gewollt zu haben. Glauben Sie daher nicht, den anderen in jedem Fall richtig zu verstehen. Reagieren Sie nicht auf Ihre eigene Interpretation der Dinge, sondern überprüfen Sie diese, wann immer Missstimmungen aufkommen. Reagieren Sie nicht auf sich selbst, sondern bleiben Sie in Beziehung. Einfache und effektive Formulierungen, mit denen Sie das tun können, lauten:
»Verstehe ich richtig,
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