Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
sein. Was nicht heißt, dass wir ohne Arzt Däumchen drehen würden. Natürlich geben wir immer unser Bestes. Bei einer Reanimation zählt jede Sekunde. Dem Arzt vorbehalten sind invasive Maßnahmen, die Verabreichung von Medikamenten und die Feststellung des Todes. Alles andere – wie auch die Einleitung der Reanimation – gehört zum Berufsbild des Rettungsassistenten.
Ich hatte fünfmal gedrückt, nun war die Beatmung an der Reihe. Sobald der Arzt den Beatmungsbeutel zusammenpresste, dehnte sich der Brustkorb. Das war schon einmal ein gutes Zeichen. Die Luft kam an. Es hätte auch sein können, dass sich nichts bewegt. Das hätte bedeutet, dass die Luft im Magen landet und ihn wie einen Luftballon aufpumpt. Im Magen befindet sich jedoch nicht nur Magensäure, sondern auch das, was der Patient zuletzt gegessen und getrunken hat. Es steigt dann hoch. Vielleicht schluckweise, vielleicht aber auch als Schwall. Wenn man von Mund zu Mund beatmet, erwischt einen das. Heutzutage wird ungeschulten Ersthelfern empfohlen, an leblosen Erwachsenen ausschließlich eine Herzdruckmassage durchzuführen und keine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Nur noch Letztere wird in Erste-Hilfe-Kursen gelehrt. Man verzichtet auf die Beatmung, weil man mit der Herzdruckmassage Blutdruck aufbaut. Ohne Blutdruck kein Leben. In dem Augenblick, wo man die Herzdruckmassage aussetzt und zu beatmen beginnt, fällt der gerade erst mühsam aufgebaute Druck auf null ab, und dann muss man bei der nächsten Runde Herzmassage wieder von vorne mit dem Druckaufbau beginnen. Man reanimiert ja nicht nur das Herz, sondern auch das Gehirn. Dafür muss das Blut fließen, denn im Blut wird der Sauerstoff transportiert, der Brennstoff für die Zellen. Manche Zellen können Sauerstoffmangel eine Weile tolerieren, andere reagieren extrem empfindlich darauf – so auch Nerven- und Gehirnzellen.
Wie lange reanimiert wird, hängt von der Situation ab. Es gibt Fälle, da wird es zwei Stunden lang versucht. In anderen hört man nach 15 Minuten auf. Dies liegt im Ermessen und in der Verantwortung des Arztes. Dazu beurteilt er auch die Pupillen des Patienten. Je enger sie sind, desto besser ist die Prognose – dann liegt das Ereignis, das zum Herzstillstand oder Kammerflimmern führte, noch nicht so lang zurück. Je weiter und unrunder sich die Pupillen jedoch darstellen, desto schlechter: Die Sauerstoffunterversorgung besteht dann schon länger. Man muss von einer erheblichen Unterversorgung lebenswichtiger Organe ausgehen. Selbstverständlich versichert sich der Notarzt, dass er in ein echtes Auge schaut, nicht in ein Glasauge! Wenn man Licht auf die Pupille gibt, zieht sie sich bei einem gesunden Menschen zusammen. Der Sehnerv hat eine direkte Verbindung zum Gehirn. Pupillen, die nicht reagieren, sind kein gutes Zeichen.
Schließlich gab der Notarzt auf.
» Es tut mir leid«, sagte er zu der Ehefrau.
Da kippte die Witwe um. Meine Hände zitterten. Der Mann war nur wenige Jahre älter als ich. Gewesen. Hatten wir alles richtig gemacht? Warum war es uns nicht gelungen, ihn zu reanimieren?
» Gute Arbeit, Manuela«, lobte mich der Arzt eine halbe Stunde später, als alles Nötige in die Wege geleitet war, die Frau versorgt und ein Arzt zur Leichenschau sowie die Polizei verständigt war: Das ist in München üblich.
Ich schüttelte den Kopf. » Das sehe ich anders.«
Der Arzt strich mir über den Oberarm. » Das war deine erste Reanimation. Du hast alles richtig und gut durchgeführt. Du wirst Erfahrungen sammeln und lernen, dass es nicht in unserer Macht liegt. Wir können nur unser Bestes geben.«
» Er war noch so jung.«
» Manchmal sterben auch Kinder. Es ist schrecklich, ich weiß. Aber hin und wieder holen wir auch einen zurück. Bloß: Vorher weißt du nie, wie es ausgeht. Selbst wenn eine Reanimation gelingt, heißt das ja nicht, dass der Patient das Krankenhaus auf seinen eigenen Beinen verlässt. Viele erlangen das Bewusstsein nie wieder, bleiben jahrelang im Koma, als bloße Hüllen – scheinbar ohne Beseelung. Das ist nicht schön, Manuela.«
» Ich weiß«, sagte ich leise.
» Trotzdem probieren wir alles, weil es eben auch Fälle gibt, da klappt es. Ich hatte Reanimationen, da dachte ich, es würde bestimmt nichts bringen. Ich kann dir das Dankesschreiben eines Mannes zeigen, der sogar wieder seinen Beruf ausüben konnte. Und dann hatte ich einmal diesen Jungen, er war um die 14, und ich mochte ihn gern«, die Stimme des Arztes brach,
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