Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
gebracht. Der Notarzt teilt unsere Einschätzung, dass die Verletzung zum Glück wohl nicht so schwer sei. Neurologische Ausfälle wie Taubheit in den Beinen sind nicht vorhanden. Das ist ein gutes Zeichen. Sicher kann man das allerdings immer erst nach den Untersuchungen in der Klinik wissen.
Wir streuen Ölbinder, kehren Glasscherben zusammen und warten, bis die Polizei die Unfallstelle freigibt. Wenn jemand zu Tode kommt, dauert es länger, weil wir auf den Staatsanwalt warten müssen. Fotografieren und mit dem Rädchen abfahren geht schneller. Doch noch lange nicht schnell genug für manche ungeduldigen Autofahrer, die ihre Hupen einem Dauertest unterziehen.
Wir steigen ins HLF .
» Habt ihr den Funkspruch mitgekriegt?«, fragt Kare.
» Was denn jetzt schon wieder?«, fragt Christian 13.
» Wir haben einen Folgealarm«, lässt Kare uns wissen.
» Oh ne.« Christian 2 will lieber heim.
Kare grinst. » In der Zweibrückenstraße müssen wir dringend ein Kühlaggregat kontrollieren. Da gibt es wohl Probleme.«
» Beni, gib Gas!«
Leider ohne Blau, denke ich und freue mich auf Malaga und Nugat in der Waffel an unserer Lieblingseisdiele.
Allein unter Männern
Die Jungs sticht der Hafer. Eigentlich sticht der immer. Aber im Frühling ist es manchmal besonders schlimm. Die Luft um mich herum ist Tag und Nacht testosterongeschwängert, im Frühling mindestens mit Zwillingen. Und jede Blondine, jeder Minirock und jeder tiefe Ausschnitt, der vom HLF aus noch bessere Aussichten bietet, lässt ein neues Wölkchen aufsteigen. Gespräche brechen mitten im Satz ab. Alle starren. Ich hab mich dran gewöhnt. Und kann mich nicht beklagen. Ich werd ja auch angestarrt. Aber nicht von meinen Kollegen und nicht wegen meiner langen Beine oder meines Ausschnitts, sondern wegen meines gelben Helms und der Jacke mit der Aufschrift Berufsfeuerwehr München.
» Wie hältst du diese Typen bloß aus?«, fragt meine Freundin Burgi mich immer wieder mal, wenn ich ihr den einen oder anderen Kommentar meiner Kollegen erzählte.
» So sind sie halt. Die wollen nur spielen.«
Mit mir wollen sie nicht spielen. Ich bin eine von ihnen. Und irgendwie doch nicht. Ich bin ein Kumpel. Und dann doch wieder nicht. Das ist manchmal eine schwierige Situation.
Hin und wieder wird es mir zu grob. Dann klinke ich mich aus. Manchmal habe ich den Eindruck, die Männer merken das gar nicht, dass sie nicht unter sich sind. Was eigentlich ein Kompliment ist. Und außerdem bin ich den Umgang mit den wilden Kerlen ja schon lange gewöhnt. Auch während meiner Ausbildung zur Rettungsassistentin beim Roten Kreuz waren die Jungs in der Überzahl.
Im April 1999 begann mein erstes Praktikum in einem in Gunzenhausen stationierten Rettungswagen. Neun Wochen Ausbildung lagen zu diesem Zeitpunkt schon hinter mir. Theoretisch hatte ich die Rettungssanitäterin als ersten Schritt zur Rettungsassistentin bereits in der Tasche, praktisch würde ich mich jedoch erst in den folgenden zwei Monaten bewähren … wenn es mir gelang, mich nicht zu übergeben. Das war noch immer meine größte Sorge. Sie erwies sich jedoch als unbegründet, wie ich in den ersten Tagen unterwegs bei verschiedenen Einsätzen feststellen konnte.
So stand dem erfolgreichen Abschluss meiner zweiten Berufsausbildung nichts mehr im Wege. Alle Zeichen wiesen auf eine lehrreiche und auch schöne Zeit in Gunzenhausen. Innerhalb der ersten beiden Wochen war ich bereits zu zwei Geburtstagsfesten eingeladen, so wurde ich unter all den Jungs bereits voll integriert. Meine Kollegen begegneten mir allzeit freundlich und hilfsbereit, und die Arbeit machte mir Freude. Auf meine rote Rettungsdienstjacke mit der Aufschrift Bayerisches Rotes Kreuz war ich sehr stolz. » Wedel«, stand vorne drauf. Endlich offiziell im Einsatz! Zeitgleich mit mir fing ein gewisser Michael aus Greding an. Wir hatten uns gesucht und gefunden. Da hatte ich doch keine offenen Wünsche mehr! Die ersten Monate schlief ich auf der Wache, wo mir ein kleines Zimmer zur Verfügung gestellt wurde. Bett, Schreibtisch, Schrank. Mehr brauchte ich nicht.
Meine ersten Schichten fuhr ich als Dritter, wie der Praktikant genannt wird. Der oder die Dritte hat keine feste Funktion, soll sich erst mal reinfinden. Erfahrene Kollegen erklärten mir, worauf es ankam. Ich bin ihnen heute noch dankbar für diese fundierte Ausbildung, die mir später bei der Feuerwehr vieles erleichterte. Bei meinem allerersten richtigen Einsatz war ich fürchterlich
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