Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
und wenn du Glück hast: in den bayerischen.
Trotz solcher schlimmen Erlebnisse bereute ich die Entscheidung für meine zweite und dritte Berufsausbildung nie … na ja, fast nie. Wenn mich der Piepser nachts um drei aus einem kurzen Schlaf reißt und wir den vierten Besoffenen in eine Klinik begleiten, denke ich schon manchmal: Floristin ist ein schöner Beruf. Man hätte dabei bleiben sollen.
Allerdings muss ich sagen, dass solche Einsätze sich in ländlichen Gegenden in Grenzen halten. In Großstädten begegnen Rettungsdienst und Feuerwehr einer anderen Klientel als auf dem Land. Da kann es manchmal sogar schwierig werden, die Patienten, die einen anpöbeln, mit Respekt zu behandeln. Saufen, bis der Notarzt kommt, das finde ich nicht lustig. Vor allem, wenn die Alkoholisierten dann auch noch Schlägereien anzetteln. Das alles soll der Notarzt wieder richten. Zustand nach PaM heißt das bei uns: Paar aufs Maul. Übrigens fährt man prinzipiell nur Opfer durch die Gegend. Denn eins ist klar: Der oder die anderen sind schuld. Immer. » Das musst du doch verstehen, Frau Doktor, dass ich … ich, nein, ich mach gar nichts, ich bin … harmlos.« Ja, freilich. Harmlos. Eine Fliege? Ich? Niemals!
» Der andere hat angefangen«, sage ich dann manchmal.
» Ja, genau. Woher wissen Sie das?«
» Weil immer der andere anfängt«, sage ich – auch, wenn der andere in diesem Fall einen doppelten Kieferbruch erlitten hat.
Während in der Großstadt schon mal der Notarzt gerufen wird, wenn man sich einen Spreißel in den Finger gezogen hat oder das Asthmaspray am Samstagabend plötzlich und völlig überraschend leer ist, hat die Landbevölkerung eine höhere Schwelle zu überwinden, ehe sie die Rettung ruft. Manchmal ist sie zu hoch. Unvergessen ist mir der alte Mann, der bei der Gartenarbeit von der Leiter gefallen war. Weiß ragte sein Unterschenkelknochen ins grüne Gras. Er jammerte nicht, sondern entschuldigte sich sichtlich betroffen für sein Missgeschick, das uns solche Mühe bereitete. Niemals habe er uns deswegen belästigen wollen. Die Nachbarin sei nicht davon abzubringen gewesen, uns zu alarmieren. Er hätte doch selbst ins Krankenhaus fahren können mit seinem Automatikgetriebe.
In Gunzenhausen arbeitete ich in keinem geregelten Schichtdienst. Es gab Früh-, Spät- und Nachtschicht. Wir hatten viele Routinefahrten mit Dialysepatienten, Krankentransporte, Verlegungen und Einweisungen. In der Nachtschicht gab es auch mal ruhige Dienste, sodass ich in meiner Freizeit nicht dauernd Schlaf nachholen musste, sondern mich meinem Freundeskreis und vielen Hobbys widmen konnte – so etwa der Wasserwacht.
Rettung unter Wasser und aus der Luft
Das fränkische Seenland ist wunderschön, und im Sommer lädt es vielerorts zum Baden ein. Mit meiner Clique war ich an lauen Abenden oft am Altmühlsee und Brombachsee. So lernte ich auch die Wasserwachtler kennen. Neugierig ließ ich mir erzählen, worin ihre Aufgaben bestanden. Am meisten faszinierte mich das Tauchen.
» Komm doch einfach mal mit zum Training«, forderte mich Andreas auf.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Geübt wurde im Hallenbad. Schon beim ersten Mal mit Bleigurt auf dem Beckenboden erwischte mich der Tauchvirus. Das wollte ich lernen! Ich meldete mich zu der einjährigen Ausbildung bei der Wasserwacht an. Fast jedes Wochenende würde ich in Zukunft bei Schulungen verbringen. Ich freute mich auf diese neuen Herausforderungen. Als ich meine ersten Gehversuche im Hallenbad absolviert hatte und im Brombachsee tauchen durfte, störte es mich nicht, dass ich in diesem trüben Gewässer kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Ich fühlte mich pudelwohl unter Wasser, auch im Dunkeln. Mir konnte ja nichts passieren, ich war mit einem Seil um den Bauch gut gesichert. Im Winter schlugen wir ein Loch in die Eisfläche, denn auch Eistauchen gehört zur Ausbildung einer Rettungstaucherin. Wir lernten, Gegenstände zu suchen und zu bergen, verunglückte oder tote Personen zu retten, und zwar nicht nur bei schönstem Badewetter, sondern eben auch bei widrigsten Witterungsbedingungen an schwer zu erreichenden Tauchstellen oder in stark strömenden Gewässern. Eigentlich hätten mir in dieser Zeit Kiemen wachsen müssen, so viel war ich im Wasser.
Einmal habe ich einen Toten aus dem Wasser geborgen. Der Mann wurde seit zehn, zwölf Stunden vermisst. Es war kein Taucheinsatz, auch wenn wir im Tauchanzug arbeiteten, denn wir bildeten zu sechst eine Kette und
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