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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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aufgeregt. Als der Piepser losging und ich erfuhr, dass es sich um eine Reanimation handelte, breitete sich eine große Leere in meinem Kopf aus. Hatte ich überhaupt einen Kopf? Wahrscheinlich nicht. Auf dem Weg zum Patienten beruhigte ich mich, und als wir ankamen, war der Patient wieder bei Bewusstsein und ich meiner vorübergehenden Ohnmacht entkommen. Doch im Rettungsdienst ist es wie bei der Feuerwehr: Irgendwann stehst du das erste Mal im Feuer …
    Meine erste Reanimation
    Der Mann war noch keine 30 Jahre alt. Auf der Toilette sitzend, war er ohnmächtig geworden und mit dem Gesicht auf den gefliesten Fußboden geknallt. Viele Menschen sterben im Badezimmer. Wie in den meisten Toiletten war es auch hier sehr eng. Die Ehefrau des Mannes hatte uns alarmiert.
    » Wie lange war er denn im Bad?«, wollte der Notarzt von ihr wissen.
    Das Gesicht der Frau war tränenüberströmt. Schwarze Streifen Wimperntusche zogen sich bis zu ihren Mundwinkeln.
    » Ich weiß nicht«, schluchzte sie. » Vielleicht zehn Minuten? Ich hab sofort angerufen, als ich ihn gefunden habe.«
    » Hat Ihr Mann Vorerkrankungen? Ein Herzleiden? Ist da etwas bekannt? Nimmt er Medikamente, hat er Allergien?«, fragte der Notarzt weiter, während Michael und ich schon das volle Programm abspulten. Als Erstes zogen wir den Mann auf den Gang, um mehr Platz zu haben; zwischen Toilettenschüssel und Badewanne konnten wir kaum zu dritt arbeiten. Wir prüften die Atemwege auf Erbrochenes, bereiteten den Beatmungsbeutel vor, schlossen Sauerstoff an, machten seinen Oberkörper frei, suchten die Mitte vom Brustbein und …
    Jetzt war ich dran! Zum ersten Mal. Das war kein Einsatz an einer Puppe. Das war echt. Ernst. Todernst. Ich legte meine Hände aufeinander – sie steckten in dünnen blauen Handschuhen, die wir uns noch im Wagen übergestreift hatten – und rief mir alles in Erinnerung, was ich gelernt hatte. Bei meiner ersten Reanimation lautete die Regel fünfmal drücken, einmal beatmen. Heute drückt man 30-mal und beatmet zweimal. Bis vor einigen Jahren drückte man 15-mal und beatmete zweimal. Die Regeln ändern sich, je nachdem, zu welchen neuen Erkenntnissen Kardiologen bei ihren weltweit stattfindenden Treffen gelangen. Und das betrifft nicht nur den Rhythmus bei der Reanimation. Was heute aktueller Stand der Dinge ist, kann Mediziner in 20 Jahren zu einem Kopfschütteln veranlassen. So wie auch wir heute manchmal den Kopf schütteln. Bis in die 1980er-Jahre war es beispielsweise gang und gäbe, bei einem Herzstillstand eine große Spritze mit Adrenalin direkt ins Herz zu stoßen. Das hielt man seinerzeit für die beste Medizin. Heute weiß man, dass diejenigen, die mit dieser Methode einen Herzstillstand überlebten, es nicht wegen des intrakardiellen Adrenalins schafften, sondern trotzdem. Es gibt viele Beispiele, die belegen, dass die meisten medizinischen Erkenntnisse nie der Weisheit letzter Schluss sind.
    Bei einem jungen Menschen ist die Verbindung zwischen Rippen und Brustkorb noch sehr elastisch. Je älter man wird, desto mehr verkalkt diese Verbindung, die ja kein Knochen ist, sondern Knorpel. Bei Menschen über 70 knackt und kracht es zu Beginn der Herzdruckmassage meistens. Man spürt deutlich, dass da etwas bricht im Brustkorb. Es ist kein angenehmes Gefühl und trotzdem gut, denn es zeigt, dass man tief genug hineinkommt. Um das Herz zu erreichen, muss man eine Distanz überwinden, als würde man einen Tennisball zusammendrücken.
    Wir waren zu dritt. Was nach viel klingt, ist fast zu wenig für all die Maßnahmen, die gleichzeitig notwendig sind: Intubieren zur Atemwegssicherung, eine Infusion legen, um Medikamente zu geben, den Defibrillator vorbereiten, um einen womöglich lebensrettenden Elektroschock zu verabreichen. Nur eine Defibrillation kann tödliches Kammerflimmern auflösen. Und dazu muss man noch die völlig verstörte Ehefrau im Auge behalten. Im Rettungsdienst fehlt der Luxus, die Besatzung eines HLF im Rücken zu haben. Da ist man zu zweit, manchmal sogar allein, plus Notarzt. Seinerzeit war der Notarzt nicht mit uns Rettungsassistenten im Wagen unterwegs, er kam allein mit dem Notarzteinsatzfahrzeug – manchmal schneller, manchmal langsamer als wir mit dem Sanka. Viele Einsätze konnten wir ohne seine Unterstützung abwickeln, so etwa leichte Verkehrsunfälle, Nasenbluten, Bienenstiche, Glasscherben im Fuß, einen Sturz vom Fahrrad oder eine Unterarmfraktur.
    Bei einer Reanimation muss jedoch ein Arzt dabei

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