Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
nichts.«
» Im Raucherraum erzählen sie es. Du bist dabei!« Strahlend klopfte Klaus mir auf die Schulter. » Spitze! Ich hab nämlich auf dich gewettet.«
So genau wollte ich das gar nicht wissen! Aber wenn das im Raucherraum rumging, dann war es wohl wahr … hoffentlich!
Mittags erhielt ich die offizielle Bestätigung von meinen Chefs. Mein Wachabteilungsführer und sein Stellvertreter grinsten bis zu den Ohren. » Wir haben da was für dich, Manu.« Sie überreichten mir ein schwarzes Gruppenführerband, das nach bestandener Prüfung meinen Feuerwehrhelm zieren würde. Bis jetzt war mein Helm nackt gewesen bis auf den Aufkleber der Feuerwache 1 und den Äskulapstab, bei der Berufsfeuerwehr München das Zeichen für die Rettungsassistenten.
Das schwarze Band steigerte meinen Ehrgeiz. Doch bis ich es würde tragen können, war es noch ein weiter Weg. Bislang hatte ich ja nur das Auswahlverfahren gemeistert. » Als Fünfte von 60!«, wie ich in einem offiziellen Schreiben erfuhr. Die Kollegen, mit denen ich gelernt hatte, schafften es leider nicht auf den Lehrgang, ihr Notendurchschnitt reichte nicht aus.
Von Oktober 2010 bis Februar 2011 drückte ich die Schulbank. In dem Lehrgang zum Hauptbrandmeister saßen 22 Männer – und ich. Zum Teil stammten meine Mitschüler von Werkfeuerwehren der Firmen BMW und Audi, es gab Mitarbeiter aus einem Kernkraftwerk, vom Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr.
» Frauen bei der Feuerwehr finde ich okay«, teilte mir mein Banknachbar am ersten Tag ungefragt mit. » Die bleiben ja nicht für immer. Irgendwann sind sie schwanger, und dann sind sie weg.«
Ich bemühte mich, ihn in keine Schublade zu stecken. Im Lauf der Zeit stellte er sich als netter Kerl heraus, mit dem ich mich gut verstand. Der Lehrgang machte mir großen Spaß. Gelegentlich hatten wir Außentermine für die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes, besuchten Theater, lernten den Umgang mit Gefahrengut, aber auch Deutsch, Mathe und die Abläufe in der Verwaltung gehörten zum Unterrichtsstoff. Ich büffelte fleißig. Diesmal dauerte die Prüfung zwei Wochen und war sehr umfangreich. Schließlich musste ich unter Beweis stellen, dass ich als Gruppenführerin im HLF taugte und die Verantwortung für meine Mannschaft mit fünf Leuten übernehmen konnte. Die Hauptbrandmeisterin ist vergleichbar mit einem Handwerksmeister. Aus- und Fortbildung gehören mit zu den Aufgaben. Deshalb wurden auch Rhetorik, Methodik und Taktik geprüft, wir bereiteten Unterrichtsstunden vor und hielten sie auch ab.
Das Fach Taktik mochte ich am wenigsten, denn es gibt keine Patentlösungen bei der Feuerwehr. Drei Stunden dauerte die schriftliche Prüfung in diesem Fach. Es kam darauf an, darzulegen, wie man einen vorgegebenen Einsatz abarbeiten würde. Wie würde man den Gefahren begegnen, wo die Schwerpunkte setzen. Das alles musste ausführlich argumentiert werden und, wenn möglich, der Musterlösung des Prüfers nahe kommen. Ich hatte ein gutes Gefühl nach der Prüfung, und das bestätigte sich auch. Ich hatte bestanden! Ich bedankte mich bei den Kollegen, die mir die Daumen gedrückt hatten – und verabschiedete mich von ihnen. In meiner neuen Funktion wechselte ich nämlich in eine andere Wachabteilung, von 1A nach 1B. Immerhin blieb ich im selben Haus. Da gab es ja schließlich den Damen-Ruheraum! Was aber diesmal nicht ausschlaggebend war, sondern vielmehr eine Anfrage aus der Pressestelle. Ihr Leiter hatte mich gefragt, ob ich bei ihm mitarbeiten wollte. Die Pressestelle befindet sich auf der Feuerwache 1. Joseph aus der Kantine, bei dem ich bislang meine Sonderaufgabe erfüllt hatte, von der jeder Feuerwehrler eine hat, war nicht begeistert davon, dass ich zu Karl überlaufen würde. Aber die Kantine kannte ich nun schon, und die Pressestelle interessierte mich wirklich – auch wenn mir schwante, dass diese Zusatzaufgabe sehr umfangreich sein würde. Ein bisschen hatte ich ja schon »reingeschmeckt«, wie man in Bayern sagt, als ich den Bundeskongress des Netzwerks Feuerwehrfrauen mit organisierte. Selbstverständlich entband mich die Pressestelle nicht vom Gong. Wenn es brennt, wird alles stehen und liegen gelassen. Ob man gerade ein Schnitzel paniert oder ein Pressefoto skaliert hat: Da heißt es Stange runter, Klamotten anziehen, rein ins HLF und los. In Zukunft allerdings nicht mehr hinten bei der Mannschaft, sondern vorne auf dem Beifahrersitz, dem Platz des Verantwortlichen.
Doppelter Neuanfang
Am 2.
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