Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Sandwich mit Huhn aß. Er war bei seiner zweiten Tasse Tee, als Andrew hereinkam. Er gab Aidan die Hand, setzte sich ihm gegenüber und bedankte sich, dass er bereit gewesen war, sich mit ihm zu treffen. Die Kellnerin kam sofort an den Tisch. Andrew bestellte einen Kaffee und ein Croissant.
«Da wären wir also», sagte Aidan.
«Da wären wir», wiederholte Andrew.
«Und warum bin ich hier?», fragte Aidan. Schließlich war er Sues Freund, nicht Andrews. Sie gingen freundlich miteinander um, waren sich natürlich schon bei vielen Gelegenheiten begegnet, kannten sich im Grunde jedoch kaum.
«Ich habe ein Problem», hörte Andrew sich sagen.
Die Kellnerin kam mit Andrews Bestellung zurück, und beide Männer schwiegen, bis sie wieder gegangen war.
Dann fuhr Andrew fort: «Du wunderst dich wahrscheinlich, warum ich ausgerechnet mit dir sprechen wollte.» Er lachte ein bisschen. «Das liegt daran, dass ich nicht weiß, an wen ich mich sonst wenden soll.»
Aidan wurde nervös.
Was zum Teufel …
«Vor drei Jahren hatte ich zum ersten Mal Probleme. Ich habe es ignoriert. Vor zwei Jahren ist es schlimmergeworden. Ich habe es weiter ignoriert, und während ich damit beschäftigt war, so zu tun, als wäre nichts, hatte meine Frau eine Affäre.»
«Ich verstehe nicht, was du meinst.», fragte Aidan.
«Ich schaffe es im Bett nicht mehr», murmelte Andrew mit gesenktem Kopf. «Da hast du’s. Ich habe bloß drei Jahre gebraucht, um es zuzugeben.» Er lachte gequält.
«Warum erzählst du das mir?»
«Ich weiß nicht. Weil ich es sonst keinem erzählen konnte. Außerdem bist du so offen und hast keine Vorurteile, und du bist …»
«Schwul.»
«Schwul.»
«Schwul zu sein macht mich noch lange nicht zum Experten für Erektionsprobleme, weißt du.»
«Ja, weiß ich. Ich habe einfach gedacht, du hast vielleicht schon mal etwas darüber gehört», sagte Andrew und rieb sich die Stirn. «Ach, keine Ahnung, ich habe gedacht, schwule Männer reden vielleicht mehr über so etwas.»
«Hast du es mit Viagra probiert?»
«Davon wird mir bloß schwindlig, und von den anderen Marken genauso. Nichts hat funktioniert.»
«In der St. James Street gibt es eine Klinik. Ich gehe mit dir hin, wenn du willst.»
«Dafür wäre ich dir sehr dankbar.»
«Andrew?»
«Was?»
«Wie konntest du ihr das bloß verschweigen?»
Andrew schüttelte den Kopf. «Ich schätze, darüber werde ich mir mein ganzes restliches Leben Gedanken machen», sagte er traurig.
«Sie hat geglaubt, du findest sie nicht mehr attraktiv.»
«Ich weiß.»
«Damit hast du sie beinahe kaputtgemacht.»
«Es tut mir leid.»
«Meine Güte, Andrew, dein Verhalten ist wirklich vorsintflutlich.»
Die beiden verabschiedeten sich an der Grafton Street voneinander. Andrew versprach, Aidan Bescheid zu sagen, wenn er seinen Arzttermin ausgemacht hatte. Aidan hatte versucht, ihn zu überreden, mit Sue zu sprechen, doch Andrew wollte auf keinen Fall, dass sie etwas von der Untersuchung erfuhr.
«Aber warum?»
«Weil.»
«Weil was?»
«Weil sie weg ist, Aidan.»
«Sie ist nur weg, weil du sie hast gehen lassen.»
«Ich will ihr Mitleid nicht.»
«Verdammt nochmal, Andrew. Sie ist deine Frau.»
«Das kannst du ja mal diesem Bauunternehmer erzählen.»
Anschließend ging Aidan auf einen Drink ins Jurassic Park. Als er sein Glas vor sich stehen hatte, entdeckte er den vierundzwanzigjährigen Lorcan, mit dem er vor zwei Tagen geschlafen hatte. Mist. Man ging schließlich genau deswegen ins Jurassic Park, um den ganzen Jungs unter dreißig nicht über den Weg zu laufen, die drüben im George jeden Tag Party machten und für die das Alter noch keine Rolle spielte.
«Ich hatte gehofft, dich hier zu finden», sagte Lorcan und setzte sich neben Aidan an die Bar.
«Die sollten hier ein Schild an die Tür hängen:
Einlass erst ab dreißig
», sagte Aidan, ohne ihm den Blick zuzuwenden.
«Ich dachte, du würdest nach unserer Nacht aufhören, den Unnahbaren zu spielen.»
«An dem Abend habe ich nur betrunkenes Zeug gequatscht. Du bist vierundzwanzig, und ich lebe in einer Beziehung.»
«Also?»
«Also fang gar nicht erst an.»
«Du magst mich.»
«Ganz bestimmt nicht.»
«Doch, tust du, deshalb kannst du mich nämlich auch nicht ansehen. Da wird die Versuchung zu groß.»
Gegen seinen Willen musste Aidan lachen.
«Ich mag dich wirklich», sagte Lorcan und beugte seinen Kopf so, dass Aidan ihn ansehen musste.
«Ich habe eine Beziehung.»
«Du bist nicht
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