Wo Dein Herz Zu Hause Ist
glücklich.»
«Das geht dich nichts an.»
«Aidan, jedes Mal, wenn du mit ihm Schluss machst, kommst du bei mir an. Jedes Mal, wenn du dich mit ihm streitest, kommst du bei mir an. Jedes Mal, wenn er etwas tut, was dir nicht passt, kommst du bei mir an. Wir mögen die gleichen Dinge, wir haben den gleichen Humor, und wir finden einander attraktiv. Ich habe viel Geduld, aber unendlich ist sie auch nicht.»
«Ich hätte neulich abends nicht bei dir klingeln sollen», sagte Aidan. «Das war nicht fair dir gegenüber.»
«Er wird dich nie so gut verstehen, wie ich es tue», sagte Lorcan.
Aidan lachte. «Du kennst mich doch gar nicht.»
«Ich kenne dich jedenfalls besser als er.» Mit dieser Bemerkung ließ ihn Lorcan allein.
Wie kommt es, dass man andere so leicht bei ihren Beziehungsproblemen beraten kann und mit den eigenen komplett überfordert ist?
Melissa saß schon am Computer, als Gerry an die Tür ging, um Aidan aufzumachen.
«Aha, es regnet», sagte er beim Anblick des durchnässten Aidan.
«Ach ja? Ist mir gar nicht aufgefallen», gab Aidan zurück, während er tropfend auf der Fußmatte stand.
«Komm schon rein.» Gerry holte ein Handtuch aus dem Badezimmer und gab es Aidan, der sich damit das Gesicht abtrocknete und die Haare rubbelte. Seine Jacke drapierte Gerry über einen Stuhl.
«Kaffee?»
«Das wäre super. Wo sind die Kinder?»
«Schlafen selig in ihren Bettchen.»
Aidan warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht. «Und wo ist sie?»
«Oben vor ihrem Computer. Seit du angerufen hast, druckt sie ständig irgendetwas aus. Was ist denn los?»
«Ach nichts.»
«Soso.» Gerry wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter nachzubohren. Abgesehen davon würde es gleich ein Fußballspiel im Fernsehen geben. Er reichte Aidan einen Becher Kaffee. «Du weißt ja, wo es langgeht.»
Melissa wandte ihren Blick nicht vom Bildschirm ab, als Aidan in ihr provisorisches Rumpelkammerbüro kam.
«Also?»
«Also, es könnte alles Mögliche sein. Hör dir mal das an. 52 Prozent aller Männer zwischen vierzig und siebzig Jahren klagen in irgendeiner Form über Potenzprobleme. Kannst du dir das vorstellen?»
«Lieber nicht.»
«Alter ist ein Faktor bei ED, das ist die Abkürzung für erektile Dysfunktion. Die Mehrzahl der Männer mit ED sucht sich keine fachliche Beratung oder lässt sich behandeln.» Sie nickte. «Kommt dir das bekannt vor? Ich kann es trotzdem kaum glauben. Was für ein Feigling. Wenn mir Gerry so etwas verheimlicht hätte, würde ich ihn umbringen.»
«Andererseits hast du Gerry auch schon umbringen wollen, weil er das falsche Messer benutzt hat, um sich sein Brot zu schmieren. Der arme Kerl wandelt allein durch Gottes Gnade noch auf unserer schönen Erde.»
«Haha, du kannst ja eine Männerdemo veranstalten», sagte sie, ohne ihren Blick vom Bildschirm abzuwenden.
Aidan lächelte. Melissa war in ihrem Element. Mit der Brille auf der Nasenspitze klickte sie sich auf der Suche nach den besten Informationsquellen durch die Seiten. Aidan hatte Andrew zwar versprochen, Susan nichts von seinem Problem zu erzählen, aber das hieß ja nicht, dass er Melissa nichts erzählen durfte, oder? Also hatte er sie nach seiner Begegnung mit Lorcan im
Jurassic Park
angerufen. Andrew hatte ihn um Hilfe gebeten, und er wollte ihm helfen. Als Erstes musste Aidan genauer wissen, womit er es zu tun hatte, und weil sein Laptop vor drei Monaten den Geist aufgegeben hatte, war es logisch, dass er seine Googlaholiker-Freundin anrief.
«Psychische Gründe sind in einem Drittel der Fälle die Ursache. Meinst du, es ist psychisch?»
«Ich bin doch kein Arzt.»
«Na gut. Psychische Ursachen von ED. Erektionen sind eine Reaktion auf Hirnsignale, Schwellkörper, trommelförmig, schwammartig, blablabla. Kontraktion der Genitalgänge, Schwamm ausgedrückt.»
«Meine Güte, Melissa.»
«Ich lese doch nur vor, was hier steht. Wo war ich nochmal? Ja genau, rhythmische Kontraktionen des Nebenhodengangs …»
«So, das reicht, lies für dich weiter.»
Melissa tat ihm den Gefallen, und Aidan betrachtete mit seiner Kaffeetasse in der Hand ein Plakat an der Wand, das eine gestresste Hausfrau zeigte, während Melissa sich durch die Informationen zu schlaffen und steifen Penissen arbeitete.
«Hier ist etwas», sagte sie schließlich. «Weitere mögliche Ursachen von ED. Diabetes. Das hat er nicht. Bluthochdruck. Das könnte schon eher sein.»
«Oh nein, ich habe Bluthochdruck», sagte Aidan. «Schlimm ist
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