Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
weil du nicht allein sein und deiner Mutter beweisen wolltest, dass du fähig bist, eine Beziehung zu führen. Trotzdem hast du es ihr wieder nicht recht machen können. Und du solltest unbedingt aufhören, danach zu streben, dass sie ihre Meinung über dich irgendwann ändern könnte. Es gibt eben Menschen, die weder glücklich noch zufrieden sein wollen. Und du kannst deine Mutter nicht umkrempeln. Sie ist nun einmal, wie sie ist!“
„Im Hinblick darauf, dass sie mir immer nur das Herz gebrochen hat, ist das ein ziemlich schwacher Trost“, knurre ich betrübt.
„Genau genommen ist das gar kein Trost“, widerspricht Bernd schulterzuckend, „sondern lediglich die unverblümte Wahrheit. Trotzdem ist das kein Weltuntergang. Hör endlich auf, dein Leben für deine Mutter zu leben, und fang an, es für dich selbst zu tun! Du bist jung. Alle Tore, die dich von diesem tristen, trübseligen Ort fortbringen, stehen dir offen.“
Ich halte inne. Bernd hat mal wieder recht. Ich bin gefangen an einem Ort, für den sich sogar der Pfeffer zu schade ist, dort zu wachsen. Und sowohl Fuchs als auch Hase sagen sich lange schon anderswo „ gute Nacht “.
Bernd verschwindet in sein Wohnzimmer. Kurz höre ich es rumpeln. Dann kommt er, mit einem Laptop in den Händen, zurück.
„Den leihe ich dir“, er stellt mir das hübsche Teil auf den Tisch. „Setz dich zu Hause hin, und durchforste das Internet nach Stellenangeboten! Schreibe deine Bewerbungen, und verschicke sie direkt per E-Mail. Und für die Firmen, die schriftliche Bewerbungen verlangen, kommst du nochmal vorbei und druckst die Sachen bei mir aus.“
Meine Augen leuchten. Ich hatte noch nie einen Computer, nicht einmal leihweise. Jetzt kann ich mir richtig viel Zeit nehmen und alles ganz genau machen.
„Tu mir aber bitte den Gefallen, und erzähle deiner Schwester nichts von dem Laptop!“, bittet mich Bernd, „sonst hetzt mir eure Mutter gleich wieder den Gerichtsvollzieher auf den Hals.“
Ich mustere ihn verständnislos und bemerke sarkastisch: „Klar, nachdem mich meine Familie wieder einmal als emotionalen Mülleimer benutzt hat, werde ich mich umgehend auf den Weg machen und ihnen den heißen Tipp geben, wie sie dir auch noch das Leben aussaugen können.“
Bernd nickt. Offenbar hat er verstanden, dass seine Bitte überflüssig gewesen ist. „Meine Schuld. Seit ich damals deine Mutter geheiratet habe, habe ich es mir angewöhnt, mich bei allem lieber zweimal abzusichern.“
„Keine Ursache!“, bemerke ich mitfühlend. Immerhin weiß ich ja, was für eine arme Sau er ist.
Grinsend streiche ich über den Computer. Wir zwei Hübschen werden es uns nachher erstmal schön gemütlich machen und schauen, was Brad und Angelina momentan so treiben.
„Nichts da“, wirft Bernd tadelnd ein. „Ich kenne diesen Blick. Zuerst wirst du Bewerbungen schreiben. Dann kannst du immer noch googeln, wie groß die Brustimplantate von Daniela Katzenberger geworden sind.“
Zurück in meiner Wohnung halte ich mich an Bernds Worte und suche nach Stellenangeboten. Nebenbei peppe ich mein Bewerbungsschreiben auf. Im Internet finde ich jede Menge Tipps darüber, wie eine moderne Bewerbung aussehen sollte und bin total verblüfft, denn vor ein paar Jahren hatte so etwas noch andere Maßstäbe.
Als Erstes durchforste ich die Jobbörsen nach Angeboten im Raum Hamburg. Nach allem, was ich gehört habe, soll diese Stadt ja sehr attraktiv sein. Außerdem ist sie gar nicht so weit entfernt, was mir ebenfalls entgegen kommt. Zwar weiß ich nicht, warum das so ist, denn vom Landkreis Nirgendwo habe ich definitiv nicht mehr sehr viel zu erwarten, trotzdem ist es mir irgendwie wichtig.
Als gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte wird man ja mit Jobannoncen regelrecht überhäuft. Dumm nur, dass dort Anforderungen über Kenntnisse einer bestimmten, fachspezifischen Software gestellt werden, die ich noch nie zuvor betätigt habe. Zwar habe ich schon einmal davon gehört, denn eigentlich arbeiten fast alle Anwälte mit diesem Programm, doch meinem ehemaligen Ausbildungschef ist sie damals zu teuer gewesen. Geiz scheint in diesem Teil der Welt eine weit verbreitete Angewohnheit zu sein. Er hat nämlich auch an seinen Auszubildenden gespart. Anstelle von Fachkräften sind ihm nur vom Staat finanzierte Nachwuchstalente ins Haus gekommen. Er hat keinen Cent dazu bezahlen müssen. Weihnachtsgeld hat es auch nicht für alle gegeben. Das hat er dann lieber in seinen Gutshof sowie seine
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