Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
braucht?
Hinzu kam auch noch ein ungutes Gefühl: Obwohl die Firma eindeutig eine Büroangestellte suchte, hatte ich den Eindruck, in einem Escort-Service anzuheuern. Um Willoughby herum lungerten lauter hübsche schweigende Damen, von denen er jedoch trotzdem den Eindruck vermitteln wollte, als wären sie wichtig. Letzten Endes bin ich dann von ihm abgelehnt worden.
Der Gipfel war aber, dass der Knallkopf mich wenig später zu einem weiteren Vorstellungsgespräch in einer anderen Niederlassung einlud. Und obwohl ich da denselben Hosenanzug getragen und den gleichen Text vom Stapel gelassen habe, wies er mich ein weiteres Mal ab.
So ein Penner! Einen Moment lang hatte ich überlegt, ob ich Willoughby mal anrufe und ihn frage, ob er noch anderen Hobbys nachginge, als mittellose Damen von a nach b zu bestellen, um dann vor ihnen mit seinem von Haarschaum verseuchten Schwanz herumzuwedeln. Letzten Endes befürchtete ich jedoch, er könnte das als eine Art schlüpfriges Angebot deuten. Und so ließ ich lieber bleiben.
Blasierte Typen haben mir die letzten Jahren meines Lebens schon zu Genüge schwer gemacht. Auf einen weiteren kann ich gut verzichten.
Heute bekomme ich jedoch eine neue Chance, und zwar in der Kanzlei Hübel, Dübel & Zufall . Mal sehen, was der Tag bringt!
Meine Hoffnung auf Erfolg schwindet jedoch zunehmend mit jeder Minute, die ich mich verspäte, weil ich mich verfahren habe. Außerdem kann ich den Ansprechpartner telefonisch nicht erreichen. Würde mich gar nicht wundern, wenn er mich postwendend wieder nach Hause schickt.
Schon, als ich aus dem Auto steige und mir das Büro von außen betrachte, bin ich davon überzeugt, dass ich genauso gut gleich wieder umkehren könnte. Das Gebäude steht in einer hübschen Gegend und sieht von außen überaus elegant aus. Bei meinen anderen Vorstellungsgesprächen ist weder das eine noch das andere irgendwo der Fall gewesen.
Schnell wird mir klar, wenn mich anderswo niemand einstellen will, kann ich hier erst recht nicht landen. Aber was soll‘s? Vielleicht kann ich den Termin heute nutzen, um mich im Umgang mit wütenden Gesprächspartnern zu üben. In diesem Fall könnte ich es jedenfalls niemandem verübeln, der mich einen Kopf kürzer machen möchte.
Auch von innen ist das Gebäude wirklich schön, wenngleich es hier nicht mehr unbedingt etwas Besonderes ist. Die Wände sind eigentlich nur weiß, und auch der geflieste Boden scheint weder in irgendeiner Art und Weise edel noch außergewöhnlich zu sein. Trotzdem fühle ich mich sofort wohl, und das, obwohl mich höchstwahrscheinlich eine tadelnde Ansprache erwartet. Das Wohlbehagen mag allerdings auch an den vielen Fenstern liegen, die es der Sonne an diesem Tag gestatten, jeden Winkel des Hauses in ein angenehm beruhigendes Licht zu tauchen.
Als ich im gesuchten Stockwerk ankomme, werde ich sofort von einer überaus freundlich lächelnden Dame begrüßt. Sie ist hoch gewachsen, hat ihr nussbraunes Haar elegant zurückgesteckt und sieht in ihrem geschmackvollen Sommerkleid wirklich hübsch aus. Besonders auffällig ist jedoch ihre enorme Oberweite, die sie mit ihrer hervorragenden Körperhaltung stolz präsentiert, denn so etwas kann nicht nur Männer, sondern auch andere Frauen verwirren! Eine Vorliebe für gleichgeschlechtliche Beziehungen ist dafür nicht zwingend erforderlich.
„Frau Hansen?“, fragt sie freundlich.
Ich nicke mit einem Lächeln. Hoffentlich ist sie meine Gesprächspartnerin, denn sie macht einen wirklich sympathischen Eindruck und wirkt nicht im Geringsten über meine Verspätung verärgert.
„Herr Klotz befindet sich momentan noch in einem Termin“, sagt die Dame. „Bitte nehmen Sie doch so lange hier Platz! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
Na toll! Offenbar ist die nette junge Frau doch nicht die Person, mit der ich das Gespräch führen werde. Ich muss also weiterhin zittern. „Ein Wasser, bitte!“, entgegne ich enttäuscht und lasse mich lustlos auf das elegante schwarze Ledersofa fallen.
Bisher habe ich immer abgelehnt, wenn mir bei Vorstellungsgesprächen ein Getränk angeboten wurde. Irgendwie habe ich es stets als unpassend empfunden. Immerhin will ich mich nicht schon als Gast an meinem potenziellen neuen Arbeitgeber bereichern. Die hirnverbrannte Idee, dass mir so etwas angerechnet werden könnte, hat sich in meinem Kopf bisher nicht totkriegen lassen. Jetzt gerade ist mir das jedoch egal. Ich bin so aufgeregt, dass ich fürchte, kein Wort
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