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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Moosbach
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dieses Mal versuchen würden, einen anderen Menschen aus mir zu machen.
    Schon als ich die Haustür öffne, werde ich stutzig. Natürlich ist es nichts Neues, dass ich nicht mit wehenden Fahnen begrüßt werde, wenn ich hier zum Mittag erscheine. Empfangen werde ich nur, wenn Daniel dabei ist. Aber da sich dieses Thema ja mittlerweile erledigt hat, muss ich den Weg ins Haus fortan wohl wieder allein suchen.
    Seltsam ist jedoch, dass sich im Flur ein Paar Schuhe mehr befindet, als erwartet, was darauf schließen lässt, dass ein weiterer Gast anwesend ist. Noch bevor ich die Küche betrete, wird mir sofort klar, wie treffend mein Vergleich mit den Hexen von Eastwick, äh Hinterwäldler-Hausen doch gewählt war.
    Irmgard, die Tratschkumpanin meiner Mutter, ist zu Besuch. Gemeinsam mit Horst und meinen Geschwistern sitzt sie am Tisch und wirft mir bissige Blicke zu. Im Allgemeinen legt sie nie einen besonders freundlichen Gesichtsausdruck auf, doch ich könnte schwören, dass sie heute besonders schlecht gelaunt ist.
    „Sag mal, ist das hier dein Hintern?“, keift meine Mutter mich an und hält mir das schwarze Display eines Fotohandys unter die Nase. Tendenziell ist das schon mal ein schlechtes Zeichen, denn immer, wenn sie besonders mies drauf ist, beginnt sie ein knappes Drittel ihrer Sätze mit den Worten „sag mal“.
    „Keine Ahnung!“, entgegne ich schulterzuckend und bleibe dabei völlig gelassen. „Wenn du mich fragst, könnte der auch jedem anderen gehören.“ Bei der übergroßen schwarzen Fläche würde ich zehn Mäuse auf den von Horst setzen ...
    „Mama, du musst eine Taste drücken“, sagt Gundula mit einem hinterlistigen Grinsen auf ihren Lippen. „Jetzt hat es gerade den Stand-By-Betrieb aktiviert.“
    Unsere Mutter scheint überfordert zu sein, und so nehme ich ihr diese Aufgabe ab. Plötzlich wird mir ganz schlecht. Das ist ja tatsächlich mein Gesäß! Jemand hat mich letzten Samstag beim Entleeren meiner Blase im Wald fotografiert. So eine Frechheit!
    Am Tisch gluckert Franz-Josef. Er freut sich immer, wenn jemand anderes Ärger bekommt.
    Meine Schwester lehnt sich arrogant zurück und verschränkt ihre Arme dabei so, dass ihre neue Dolce-&-Gabbana-Uhr besser zur Geltung kommt – offenbar hat sie einen neuen Kunden ... äh, Lover ...
    Und Horst stopft ununterbrochen irgendwelches Knabberzeug in sich hinein.
    „Sag mal, hast du etwa Freude daran, mich dermaßen vor allen Leuten zu blamieren? Ist dir auch nur ein einziges Mal in den Sinn gekommen, dass sich die Welt nicht immer nur um dich dreht? Wie stehe ich denn jetzt bloß da?“
    „Das ist unser Wald!“, wirft Irm-Kuh erzürnt dazwischen. „Wir möchten nicht, dass dort jemand sein Geschäft verrichtet. Für so etwas gibt es Toiletten!“
    Die Sache wird mir zu bunt. Kopflos flüchte ich in das nächstgelegene Zimmer, denn ich muss mir schnell eine schlagfertige Strategie überlegen, die mich hier möglichst unversehrt wieder raus bringt.
    Noch bevor mir klar wird, was gerade geschehen ist, finde ich mich im Badezimmer wieder. Diese Erkenntnis bereitet mir eine Gänsehaut. Obwohl auf den ersten Blick alles in Ordnung scheint und die Horror-Unterhosen von Horst nirgendwo lauern, bleibe ich wachsam. Immerhin ist dies hier die Kammer des Schreckens. Gefahren warten überall.
    Während ich mich ein wenig umsehe, höre ich beiläufig, wie in der Küche über mich hergezogen wird.
    „Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mit diesem Kind noch anstellen soll!“, jammert meine Mutter. „Ständig macht sie mir das Leben schwer. Nichts kriegt sie auf die Reihe. Was habe ich bei ihr nur falsch gemacht?“
    Die Fliesen hatte ich irgendwie ganz anders in Erinnerung. Hässlich sind sie damals schon gewesen, doch jetzt finde ich sie noch abschreckender.
    „Du darfst ihr nicht immer alles durchgehen lassen, Mama! Wenn du sie weiterhin so auf Federn bettest, wird sie niemals lernen, für sich selbst zu sorgen. Da ist es ja kein Wunder, dass sie ständig so herablassend ist und sich für etwas Besseres hält.“
    Sogar die Badematten sind noch genau die Gleichen, wie vor fünf Jahren. Dabei sind die damals schon zwölf Jahre alt gewesen. Und diese Mischung aus kotzgrün und kackbraun ist selbst seinerzeit schon kein Bringer gewesen. Obwohl, in den Siebzigern soll das angeblich der letzte Schrei gewesen sein.
    „Der Vater des Kindes kann wirklich von Glück reden, dass er das hier nicht miterleben muss, Waltraud“, wendet Irm-Kuh sich an meine

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