Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
mich insgeheim nach einem hochprozentigen Cocktail. Seltsam, dass sie denkt, dass ich mit meinem Aussehen rundum zufrieden bin. Sie will nur abnehmen, doch ich müsste mir für meine Idealvorstellung zwei Beutel mit Fensterdichtungsmasse implantieren lassen. Ich kann nicht leugnen, nicht schon einmal mit dem Gedanken gespielt zu haben, mir irgendwann so etwas einpflanzen zu lassen. Letztendlich bin ich jedoch zu dem Schluss gelangt, dass ich mir nichts in den Busen stecken lassen möchte, das man in jedem Baumarkt bekommt und mit dem andere Leute die Fugen ihrer Duschkabinen zuschmieren. Dafür ist mir mein Körper dann doch zu schade. Aber obwohl ich mich inzwischen damit abgefunden habe, dass so etwas für mich nicht infrage kommt, bin ich trotzdem neidisch auf Sunny und ihre Freundinnen. So ist das nun einmal – Ironie der Körbchengrößenverteilungsbehörde ...
Die Bar, in der wir uns zunächst einfinden, ist vielmehr eine Kneipe mit einer mehr als überschaubaren Getränkekarte. Etwas derart Heruntergekommenes habe ich selbst in ganz Nirgendwo noch nie gesehen. Trotzdem brummt der Laden, als gäbe es hier etwas umsonst. Das ist der absolute Wahnsinn ...
Nachdem wir für unsere Getränke eine halbe Stunde angestanden haben, ziehen wir weiter. Auf den zweiten Blick ist diese Lokalität zwar überaus interessant, schon allein wegen der Leute, die sich dort getummelt haben. Trotzdem wären wir dort verdurstet, und für eine Schlacht um den besten Platz am Tresen habe ich heute einfach keine Kraft mehr.
In der nächsten Bar geht es schon viel ruhiger zu. Die Möbel sind modern und gemütlich, und, anders als in der Kneipe zuvor, überfordert mich die große Auswahl an Snacks und Getränken.
Die Dame hinter der Bar kommt mehrmals vorbei und fragt, was sie uns bringen darf. Obwohl die anderen Mädels schon bei der ersten Anfrage gewählt haben, kann ich mich selbst beim dritten Mal noch nicht entscheiden, und so sage ich ihr, dass ich auf sie zukomme, sobald ich es weiß.
„Sieht ganz so aus, als hätte Lilli schon ihren ersten Verehrer gefunden“, sagt Britta grinsend und lässt ihren Blick zu einem Typen gleiten, der so guckt, als wäre er ein paarungswilliges Karnickel. Vermutlich würde er es auch gerne mit uns allen zusammen aufnehmen.
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und verstecke mich wieder hinter der Karte.
„Findest du ihn nicht süß?“, fragt Ulli überrascht.
Nur widerwillig lasse ich die Karte wieder sinken und mustere ihn kritisch. Doch auch mein abschätziger Gesichtsausdruck hält ihn nicht davon ab, mich anzuglotzen, als wäre ich ein saftiges Steak.
„Er sieht ganz nett aus, doch so wie der schaut, sucht er hauptsächlich eine schnelle Nummer, in die er keine allzu großen Mengen seines Taschengeldes investieren muss.“
„Meinst du?“, Ulli stiert den Typen dabei an, als würde sie ihn gedanklich gerade ausziehen. „Vielleicht bist du ja diejenige Welche. Die, die ihn sittsam werden lässt.“
„Ich glaube, es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ich diejenige Welche bin, die ihn für alle Zeiten zeugungsunfähig macht, wenn der weiter so glotzt“, sage ich gereizt, klappe die Karte zu und gehe zur Bar.
„Einen Sex on the Beach, bitte“, sage ich zu der Dame und ärgere mich insgeheim. Der Typ ist wirklich nervig. Auf diese Art von Männern kann ich gar nicht. Der sieht aus wie John Willoughby mit Muskeln und Tattoos. Dabei hatte der Abend so schön begonnen. Und jetzt kommt so ein eingebildeter Zuchtesel daher, der nichts weiter im Sinn hat, als seinen Samen unter die Frauenwelt zu bringen.
„Für mich dasselbe, bitte“, höre ich eine männliche Stimme neben mir sagen. Als ich zur Seite schaue, falle ich fast aus allen Wolken, denn zwei Barhocker weiter steht die Grinsebacke und glotzt mich an, als würde er es am liebsten hier und jetzt mit mir treiben.
„Ich bin Tommy“, sagt er.
Ich versuche, seinen Karnickelblick nachzuahmen und entgegne: „Und ich bin darauf spezialisiert, aufdringliche Männer in Frauen umzuwandeln.“
Für einen kurzen Augenblick grinst er nicht mehr. Anschließend kommt er jedoch offenbar zu der Ansicht, mich trotzdem gefügig machen zu können und schiebt sich dichter an mich heran.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du das erste Mal hier?“
„Ja. Und wenn das so weiter geht, wird es auch mein letztes Mal sein.“
„Ich mag Frauen, die wissen, was sie wollen“, sagt er schleimig und steckt mir seine Telefonnummer zu.
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