Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
unserer Trennung für uns beide den Entschluss gefasst habe, lieber abstinent zu leben. Auch wenn ich das ihm gegenüber nie offen zugegeben habe, scheint er es wohl trotzdem irgendwann verstanden zu haben, denn er hat nie so viel geduscht, wie in diesen letzten sechs Monaten.
Doch aller Prinzipien zum Trotz muss ich tatsächlich gerade feststellen, dass ich Herrn Schneemann gedanklich schon sein weinrotes Hemd vom Leib gerissen habe. Oben rum trägt er jetzt nur noch seine dunkle Krawatte und knutscht mit mir rum. Des Weiteren beschließe ich, unsere gemeinsamen Kinder später Marianne und Michael zu nennen.
Plötzlich schrecke ich auf und versuche, mich zur Vernunft zu rufen. Ich weiß nicht, ob man mich zu den Menschen zählen kann, die besonders viele Grundsätze besitzen. Doch wenn es ein Prinzip gibt, das ich mir selbst seit jeher ganz bewusst und an oberster Stelle gesetzt habe, ist es, sich niemals und unter gar keinen Umständen mit einem Arbeitskollegen einzulassen. Auch wenn es bisher nie einen Anlass gegeben hat, diese Regel in Gefahr zu bringen, wird sie in diesem Moment wichtiger, als jemals zuvor. Hinzu kommt, dass ich nicht das Geringste über den Mann weiß, mit dem ich mich in meiner Vorstellung bereits auf einem vor einem Kamin befindlichen Tigerfellimitat in einer klirrend kalten Winternacht umherwälze.
„Frau Müller“, höre ich Herrn Schneemann auf einmal sagen. „Können Sie bitte in Ihrem Kalender vermerken, dass ich mich morgen in der Zeit von fünfzehn bis sechzehn Uhr in einem Termin mit Frau Schneider befinde?“
„Wird notiert“, entgegnet Sunny gewohnt heiter. „Haben Sie schon die neue Rechtsanwaltsfachangestellte von Herrn Klotz, Frau Natalie Hansen, kennengelernt?“, fügt sie hinzu und deutet auf meine Person.
„Wir haben uns vorhin schon miteinander bekannt gemacht“, antwortet er. Und bevor er wieder in seinem Büro verschwindet, wirft er uns noch sein schönstes Lächeln zu.
„Er ist übrigens seit einigen Wochen Single“, bemerkt Sunny mit einem vielsagenden Blick. Sie hat mich also ertappt. Und während mir die feurigste Röte ins Gesicht schießt, die je meine Wangen geziert hat, kichert sie triumphierend.
13
Seit meinem ersten Arbeitstag sind nun schon drei Wochen vergangen, in denen sich die Ereignisse teilweise überschlagen haben.
Bernd hat mir vergangene Woche in einem Telefonat berichtet, dass er aufgrund meines Schreibens einen ziemlich anstrengenden Überraschungsbesuch von meiner Mutter bekommen hat. Horstzilla ist natürlich auch dabei gewesen, was mich wiederum überhaupt nicht wundert, denn seitdem er damals zu uns nach Hinterwäldler-Hausen gezogen ist, gehen die Beiden sogar zusammen zur Toilette ... Ob man dabei noch von wahrer Liebe sprechen kann, erschließt sich mir allerdings nicht.
Auf jeden Fall hat sie von Bernd wissen wollen, inwieweit ich mit ihm in Verbindung stehe, was uns einfällt, sie dermaßen vor ihrem Anwalt bloßzustellen und wohin ich eigentlich verschwunden wäre.
„Das tut mir wirklich furchtbar leid“, sage ich zerknirscht. „Das ist so nicht von mir beabsichtigt gewesen.“
„Schon okay“, winkt er ab. „Du hast es ja nur gut gemeint. Allerdings musst du mir unbedingt versprechen, solche Aktionen in Zukunft zu unterlassen. Schließlich kennst du deine Mutter. Wenn die erstmal aufgescheucht ist, gibt sie so schnell auch keine Ruhe mehr.“
„Versprochen, hoch und heilig! Und was hast du ihr über meinen Verbleib erzählt?“
„Na die Wahrheit, selbstverständlich. Sie weiß, dass du inzwischen nach Hamburg gezogen bist und dort Arbeit gefunden hast.“
„Eigentlich traurig, oder?“, entgegne ich enttäuscht. „Eine Mutter sollte schon aus erster Hand erfahren, was ihre Tochter so treibt.“
„Normalerweise schon“, erwidert Bernd mitfühlend. „Aber du weißt ja, wie ich dazu stehe – sie ist nun einmal, wie sie ist. Gefallen hat es ihr jedenfalls nicht. Die Tatsache, dass du auch ohne sie klarkommst und ich dir dabei geholfen habe, hat ihr ziemlich auf den Magen geschlagen.“
„Und was soll ich jetzt machen?“
„Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Vielleicht solltest du erstmal abwarten, bis Gras über die ganze Sache gewachsen ist. Dann kannst du immer noch überlegen, wie du weiter vorgehen möchtest. Auf jeden Fall würde ich an deiner Stelle nichts überstürzen. Nimm dir die Zeit, die du benötigst, um herauszufinden, was für dich das Beste ist!“
Spontan hätte meine
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