Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
nächsten Tag läuft reibungslos. Als ich am Morgen aufstehe, legt mir mein Orakelbuch nahe, dass ich eine Verbindung zu meinem eigenen spirituellen Wesen herstellen soll. Tendenziell hört sich das ja schon mal nicht schlecht an – was immer es auch bedeuten mag.
Spontan sind auch Mia und Max aufgetaucht, die sich nicht davon abbringen lassen, mir beim Umzug meiner drei Habseligkeiten helfen zu wollen. Irgendwie ist es sehr schön, die Beiden mal wieder zu sehen. Dass sie mir so sehr gefehlt haben, ist mir gar nicht bewusst gewesen.
Lisa hat mir vor unserer Abfahrt gesagt, dass sie es vermissen wird, mich vom Singen abhalten zu müssen. Zum Abschied hat sie mich fest umarmt, was mich letzten Endes dann doch ein wenig melancholisch werden lässt.
Auf unserer Fahrt haben wir strahlenden Sonnenschein, und als Sunny die Wohnungstür öffnet und mir meinen, in eine rosa Schleife gehüllten, Schlüssel überreicht, wird mir gleich doppelt so warm ums Herz.
Die Wohnung ist viel schöner, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie liegt im Dachgeschoss und verfügt über eine großzügige Dachterrasse. Bei den insgesamt fünf Stockwerken vermisse ich jedoch einen Fahrstuhl. Der Wohnbereich ist mit Laminat ausgelegt, und die Wohnküche ist in neutralem Weiß gefliest. Alles ist sehr hell und freundlich gestaltet. Sunny hat in etwa den gleichen Geschmack wie ich. Wenn ich nicht genau wüsste, dass wir uns mitten in Hamburg in der Nähe der Alster befänden, würde ich meinen, dies wäre ein schnuckliges, kleines Landhaus am Rande der Fjorde von Norwegen. Sunny erklärt mir, dass die Deko und Stoffe überwiegend von Tone Finnanger stammen, einer jungen und überaus kreativen Designerin, die mit ihrer Tilda-Welt weit über die Grenzen ihres Landes hinaus berühmt geworden ist.
Als sie mir mein Zimmer und das daran anschließende Bad zeigt, reagiere ich verhalten. Offenbar bewohne ich nun ein Durchgangszimmer. War ja klar, dass irgendwo ein Haken sein muss.
„Ich kenne diesen Blick“, sagt Sunny grinsend. „Diese Wohnung verfügt über zwei Badezimmer. Dieses hier gehört ganz und gar nur dir allein.“
„Wirklich?“, frage ich ungläubig und stürme zur Tür hinein.
Insgesamt ist es ziemlich klein, doch es ist alles vorhanden, was man benötigt. Zudem hat es sogar ein Fenster. Ich bin begeistert.
Nach dem Kaffee machen sich Bernd, Paul, Max und Mia wieder auf den Rückweg. In dem Moment, da Bernd mich zum Abschied umarmt und in den Transporter steigt, verspüre ich zum ersten Mal Heimweh. Unseren Kaffeeklatsch werde ich auf jeden Fall sehr vermissen. Aber er hat versprochen, unsere wöchentlichen Treffen in Telefondates umzuwandeln.
Mia und Max hingegen haben mir prophezeit, von jetzt an wieder ein Auge auf mich zu haben und mich so oft wie möglich in meiner neuen Heimat zu besuchen. Mit Sunny verstehen sie sich ebenfalls blendend, was mich einmal mehr darüber grübeln lässt, warum ich diese Freundschaft vorher nicht besser gepflegt habe. Denn eigentlich sind die Beiden sehr nett und zudem auch noch die einzigen vorzeigbaren Freunde meinerseits.
Zurück in meinem Zimmer, erblicke ich Bernds Laptop auf meinem Bett und einen Zettel, auf dem steht „Behalte ihn erstmal, dann können wir auch skypen!“ Ich freue mich. Eigentlich hatte ich mich schon in Kaff-Einödenheim von dieser überaus hilfreichen Leihgabe getrennt, doch Bernd hat dem Laptop nun offenbar ein anderes Schicksal zugedacht, als ihn in den unendlichen Weiten seiner Werkstattwohnung in Vergessenheit geraten zu lassen.
Während ich in meinem Zimmer noch einige Regale dekoriere, ertönt die Klingel.
„Ich mach auf!“, höre ich Sunny rufen, und kurz darauf vernehme ich Frauen-Gekicher.
Neugierig schleiche ich zum Wohnzimmer und erblicke zwei blonde junge Damen, die mich angrinsen.
„Das hier ist meine Freundin Ulli“, stellt Sunny die Kleinere vor, die zwar ein wenig pummlig aussieht, doch in Sachen Styling durchaus Geschmack besitzt.
„Und das ist Britta“, sagt Sunny und deutet dabei auf die andere, die Sunny in Größe und Statur sehr ähnlich ist. „Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen, und heute ziehen wir immer noch um die Häuser.“
„Sie haben auch immer noch die gleichen Flausen im Kopf wie damals“, fügt Ulli kopfschüttelnd hinzu.
Sunny und Britta kichern.
„Und das ist meine neue Mitbewohnerin, Natalie“, meldet Sunny sich wieder zu Wort.
Ich nicke freundlich, bin jedoch etwas verwirrt. Im Grunde fällt es mir
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