Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
Einziger von ihnen sie je nackt gesehen hat? Ich nicht ... Aber da ich heute ja nicht arbeiten muss, sondern Wochenende ist, zwänge ich mich unter gar keinen Umständen in das irre machende Sicherungsgeschirr der Gegenwart. Ich bin doch nicht bescheuert!
Sunny und ich betreten die Bar, in der mir der lüsterne Zuchtesel damals seine Telefonnummer zugesteckt hat. Als wir uns nach einem Tisch umsehen, wundert es mich nicht im Geringsten, dass der Typ dort ebenfalls in einer Ecke sitzt und gerade eine Gruppe junger Damen, alle auf ungefähr achtzehn Jahre geschätzt, anbaggert. Als er jedoch das Klappern von Sunnys Absätzen vernimmt und anschließend ihren Ausschnitt erblickt, vergisst er seine fünf amtierenden Traumfrauen ganz schnell und schenkt ausschließlich ihr all seine Aufmerksamkeit. Nachdem wir uns fernab der Lautsprecher niedergelassen haben, dauert es keine zwölf Sekunden, bis er ebenfalls bei uns Platz nimmt.
„Hallo“, säuselt er und schaut Sunny dabei so verliebt in die Augen, als hätte er gerade seine große Liebe gefunden. „Ich bin Tommy. Bitte entschuldige meine Aufdringlichkeit. Normalerweise ist das sonst nicht meine Art. Aber seitdem du durch diese Tür gekommen bist, stelle ich mir nur noch eine einzige Frage, und die lautet, warum du nicht schon früher in mein Leben getreten bist?“
Hallo, ich bin Tommy. Für mein freches Vorgehen schäme ich mich kein bisschen, denn ich habe es innerhalb von zwei Sekunden einstudiert und bereits über viele Jahre hinweg erfolgreich erprobt. Hättest du nicht fünf Minuten früher hier auftauchen können? Dann hätte ich meine kostbare Zeit nicht dort hinten mit diesen flachbrüstigen Hühnern verschwenden müssen ...
„Ehrlich gesagt, komme ich seit ungefähr zwei Jahren mindestens einmal im Monat hierher“, gibt Sunny mit hochgezogenen Augenbrauen zurück.
„Dann müssen wir uns immer verpasst haben. So eine Traumfrau wie du wäre mir niemals entgangen.“
Wenn das so ist, muss ich bei deiner Ankunft schon immer an einer anderen dran gewesen sein, sonst hätte ich mich längst ohne mit der Wimper zu zucken auf dich gestürzt. Du siehst zwar megaheiß aus, doch eigentlich bin ich nicht wählerisch. Denn ich bin nicht besonders intelligent. Mein Gehirn sitzt eine Etage tiefer. Und weil ich es nicht besser weiß, gehe ich mal davon aus, dass du ebenfalls nicht klug genug bist, um meine billige Masche zu erkennen.
„Na ja, ich weiß zwar nicht, wie es sonst gewesen ist, doch beim letzten Mal habe ich da drüben mit drei Freundinnen gesessen. Eine von ihnen hast du später sogar noch angesprochen.“
„Hm, daran kann ich mich gar nicht erinnern“, erwidert er selbstsicher. „Ich kann mir höchstens vorstellen, dass ich sie über dich ausgefragt habe. Normalerweise bin ich nämlich extrem schüchtern. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“
Tatsächlich? Bei meinem Verschleiß weiß ich gar nicht mehr, wie die ausgesehen haben könnte. Aber ich bin trotzdem unverschämt genug, um weiterhin zu versuchen, dich von meinem beschränkten Gelaber zu überzeugen. Habe ich schon erwähnt, wie winzig klein mein Gemächt ist?
„Also daran kann wiederum ich mich nicht erinnern“, werfe ich mit strengem Ton ein.
Plötzlich wendet er seinen Kopf.
Ich setze ein gekünsteltes Lächeln auf, das ebenso sarkastisch aussehen soll, wie es gemeint ist und winke ihm zu.
Einen Moment lang mustert er mich, kann sich jedoch offenbar trotzdem nicht an mich erinnern. Dann zuckt er mit der Schulter und wendet sich wieder Sunny zu.
„Darf ich dich zu einem Getränk einladen?“
„Klar“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. „Du darfst auch gerne den ganzen Abend lang alles für mich bezahlen. Deshalb wirst du trotzdem nicht bei mir landen.“
Er grinst selbstbewusst und entgegnet: „Ich mag Frauen, die wissen, was sie wollen.“
Oh Mann, jetzt geht das schon wieder los! Sunnys letztem Satz zufolge ist der Typ zum Abschuss freigegeben. Das Einzige, was sie an ihm interessiert, ist, wie sie ihn schnell wieder los wird.
Plötzlich habe ich eine Idee. Es ist zwar nicht die beste, die ich je hatte, aber immerhin etwas. Ich hole mein Handy und den Zettel mit seiner Telefonnummer aus der Handtasche und schreibe eine SMS. Eigentlich habe ich die Nummer für Ulli aufbewahren wollen. Sie schien von ihm damals ziemlich angetan gewesen zu sein. Nun wird sie jedoch einem viel besseren Zweck dienen.
Als Gockel-Tommys Handy klingelt, schaut er sofort drauf.
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