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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Moosbach
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Blickwinkel betrachten sollten. Schließlich ist sie ja nun einmal Ihre Mutter.“
    Empört erhebe ich mich aus meinem Stuhl und schnappe nach meiner Tasche. „Das werde ich“, erwidere ich in strengem Ton. „Sobald diese Frau beginnt, sich endlich auch mal wie meine Mutter zu benehmen!“ Dann drehe ich mich um und gehe.
    Auf meinem Heimweg heule ich plötzlich wie ein Wasserfall. Das habe ich seit meiner jüngsten Kindheit nicht mehr getan. Ich beschließe, diesen Gemütszustand auszunutzen und einen Zwischenstopp in der Praxis meiner Psychiaterin einzulegen. Dieses Mal muss ich nicht auf einen Termin warten, sondern werde umgehend aufgefordert, im Wartezimmer Platz zu nehmen.
    Es dauert eine ganze Weile, bis ich aufgerufen werde. In der Zwischenzeit habe ich mich gefangen, doch sobald ich das Zimmer der Ärztin betrete, kommen mir erneut die Tränen.
    Frau Dr. Susanne Greife reicht mir eine große Packung Taschentücher und fragt mich mit einer sehr netten, aber leisen Stimme, was ich auf dem Herzen habe. Sie nimmt sich sehr viel Zeit für mich und zeigt Verständnis. Das beruhigt mich ungemein. Allerdings verliere ich die Fassung ganz schnell wieder, als sie mir Antidepressiva und Beruhigungsmittel verordnet und mich für die nächsten zwei Wochen krankschreibt. Für mich fühlt sich das wie ein offizieller Stempel mit der Aufschrift „ irre “ auf meiner Stirn an. Das macht mich völlig fertig, weil ich es niemals so gesehen habe.
    Am Abend, als Sunny anruft, um sich nach meinem Befinden zu erkunden, breche ich sofort erneut in Tränen aus. Und obwohl wir ein sehr langes und ausgedehntes Gespräch führen, steht sie zusammen mit Leon plötzlich mitten in der Nacht vor meiner Zimmertür. Als ich sie öffne und Sunny mir gleich darauf in die Arme fällt, fange ich schon wieder an zu weinen.
    „So etwas Liebes hat noch nie jemand für mich getan“, schniefe ich.
    Leon ist ein Gentleman. Er stellt uns ein Fläschchen Wein und ein Fläschchen Wasser sowie Knabberzeug und Taschentücher auf die Dachterrasse und verschwindet anschließend unter dem Vorwand, dass er müde sei, in Sunnys Zimmer.
    „Es ist so eine dumme Idee gewesen“, schluchze ich. „Ich hätte auf dich hören und lieber Sport treiben sollen.“
    „Meinst du?“, fragt Sunny und mustert mich besorgt. „Aber vielleicht ist das genau das Richtige für dich gewesen, weil es dir nicht gut getan hat, die Sache mit deiner Familie immer so nüchtern zu betrachten. Möglicherweise hast du diese Einstellung in deine partnerschaftlichen Beziehungen mit einfließen lassen, und diese Therapie löst jetzt den Knoten.“
    „Aber ich weiß noch nicht einmal, ob ich die Therapie weiter machen will“, schniefe ich. „Diese Frau ist mir irgendwie nicht sympathisch.“
    „Such dir einen anderen Therapeuten! Davon geht die Welt nicht unter.“
    „Wenn meine blöde Mutter nicht so konsequent abweisend zu mir gewesen wäre, bräuchte ich gar keine Therapie. Dann wäre ich vielleicht schon verheiratet und würde meinen eigenen Kindern ihres Selbstvertrauens berauben.“
    „Da könnte gut sein“, nickt Sunny, während sie uns noch Wein nachschenkt. „Aber dann wärest du vermutlich nicht nach Hamburg gekommen, und wir hätten uns nie kennengelernt. Die Stadtreinigung hätte unsere Papierflugzeuge nicht wegräumen müssen, und Frau Petersen hätte nie ihren Meister gefunden.“
    Ich kichere. Sunny weiß eben, wie sie mich aufmuntern kann. Zusammen tauschen wir uns noch eine ganze Weile über unsere Mütter und ehemaligen Schwiegermütter aus, denn sie soll Leons Mutter am Wochenende kennenlernen und hat davor ziemlich großen Bammel.
    Dass Sunny zu ihren eigenen Eltern ein ausgesprochen gutes Verhältnis hat, ist mir zwar schon lange bekannt gewesen, doch was sie alles schon von ihren damaligen Schwiegermüttern in spe über sich ergehen lassen musste, verschlägt selbst mir die Sprache. Mit ihrem letzten Freund durfte sie beispielsweise nicht im gleichen Zimmer schlafen, auf Familienfeiern durfte sie erst nach dem Essen auftauchen, und der vorletzten Schwiegermutter hat Sunnys Kleidungsstil nicht gepasst. Das ist schon ziemlich schräg, sodass wir vor dem Schlafengehen den Plan schmieden, ein Buch über unsere Erfahrungen in dieser Hinsicht zu schreiben. Auf den Titel können wir uns allerdings nicht ganz festlegen. Während ich mich voll und ganz für „ Mütter, Schwiegermütter und andere Monster der Tiefsee “ ausspreche, besteht Sunny darauf, das

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