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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Moosbach
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glücklich. Kontakte sind wichtig, und ebenso wichtig ist es, mit jemandem zu reden, sich auszutauschen und so weiter.“
     
    Sunny zuliebe forste ich mich durch das World Wide Web. Sie macht sich ernsthafte Sorgen und droht, mir das Internet zu sperren, so ich gedenke, mich weiterhin zu Hause einzulullen.
    Überraschenderweise werde ich nach einer dreistündigen Suche auch endlich fündig. Mein neues Hobby ist perfekt auf mich zugeschnitten. Es umfasst regelmäßige Termine, mit ausgedehnten Gesprächen, bei denen ich mich keinen Zentimeter bewegen muss. Somit steht es also fest – ich mache eine tiefenpsychologische Therapie!
    Es dauert eine Weile, bis ich eine Therapeutin finde, die nicht erst in sechs Monaten einen Termin für mich hat, doch ich werde fündig. Ihr Name ist Gertrud Wiesenhain. Sie ist geschätzte fünfundvierzig Jahre alt, trägt eine Kurzhaarfrisur, und ihre Mimik erinnert mich ein bisschen an Angela Merkel.
    In unserem ersten Gespräch fragt sie mich, worüber ich gerne reden möchte. Spontan fällt mir da meine Mutter ein. Ich erzähle, dass sie ständig an mir herumnörgelt, mich nie unterstützt hat und zudem noch findet, dass ich zu pummelig wäre (was mich wiederum verwundert, da sie seit jeher das Doppelte von mir auf die Waage bringt). Als ich nebenbei erwähne, dass sie einen moppeligen Ehemann hat, der mir ebenfalls schon seit jeher das Leben schwer macht, fragt sie mich, ob ich etwas gegen Dicke hätte.
    „Allgemein habe ich etwas gegen Leute, die mich als emotionalen Fußabtreter benutzen“, betone ich mit Nachdruck. „Solange ich wie ein normaler Mensch behandelt werde, ist es mir herzlich egal, wie die Leute aussehen. Auf die Person dahinter kommt es an.“
    Frau Wiesenhain nickt und notiert etwas auf ihrem Block.
    Ich finde das irgendwie seltsam, denn ich wüsste nicht, was das mit meiner lieblosen Mutter und ihrem sabbernden Riesenbaby zu tun haben sollte.
    „Bitte sprechen Sie weiter!“, fordert sie mich schließlich auf.
    So knüpfe ich also wieder nahtlos an meinem eigentlichen Thema an. Ich rede mich ein wenig in Rage, und bevor ich mich versehe, ist die Stunde auch schon um.
    Frau Wiesenhain, die ich in einem Nebensatz auf meine Schlafstörungen aufmerksam gemacht habe, legt mir ans Herz, einen Psychiater aufzusuchen und mir Medikamente verschreiben zu lassen. Sie findet, dass ich auf sie ziemlich depressiv wirke und sagt, dass es heutzutage schon Medikamente gäbe, die einen guten Ausgleich verschaffen, ohne abhängig zu machen.
    Ich persönlich kann mich ihrer Ansicht nicht wirklich anschließen, da ich finde, dass ich völlig normal bin. Da sie allerdings die Expertin ist, beuge ich mich ihrem Rat und mache mich umgehend auf die Suche nach einem Psychiater.
    Auch diese Suche gestaltet sich weitaus schwieriger, als zunächst angenommen. Mir werden ebenfalls Termine in vier bis sechs Monaten angeboten. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht den Eindruck vermittle, es nötig zu haben. Des Weiteren ziehe ich aber auch die Möglichkeit in Betracht, dass es viel zu wenige Ärzte für viel zu viele psychisch kranke Menschen gibt. Das finde ich eigenartig, denn ich persönlich kenne irgendwie niemanden, der diesbezüglich einen Experten aufsucht.
    Glücklicherweise werde ich wieder einmal fündig und bekomme einen Termin in drei Wochen, da ein Patient direkt vor meiner Nase abgesagt hat.
    Frau Wiesenhain möchte mich am Anfang gerne zweimal wöchentlich sehen, und als ich zum nächsten Gespräch erscheine, rede ich wieder über meine Mutter. Als sie mich nach einer halben Stunde unterbricht, sagt sie etwas, das ich überhaupt nicht nett finde.
    „Versuchen Sie doch auch einmal die guten Seiten an Ihrer Mutter zu sehen!“
    „Und welche wären das?“, frage ich schnippisch.
    „Na ja, es muss doch auch etwas in Ihrer Erziehung gegeben haben, das Sie zu der eigenständigen und selbstbewussten Person hat werden lassen, als die Sie heute hier vor mir sitzen.“
    „Das hat es“, pflichte ich ihr bei. „Meine Mutter hat sich mir gegenüber stets so verhalten, dass ich immer nur von ihr weg wollte.“
    „Sagen Sie das nicht so vorwurfsvoll! Es ist doch gut, wenn sie Sie in diese Richtung gesteuert hat. Manche Eltern erziehen ihre Kinder so, dass sie bis ins hohe Alter von ihnen abhängig sind.“
    „Aha ... Hat sie dafür jetzt einen Orden verdient?“
    „Etwas Derartiges habe ich nie behauptet. Ich bin nur der Ansicht, dass Sie die Sache mal aus einem anderen

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