Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
weitersuchen.“
Da Sunny und ich gestern lange zusammengesessen und erzählt haben, fängt der Mittwoch wieder einmal mit Kopfschmerzen an. Diese ständigen Schlafstörungen sind echt nervtötend. Da ich es allerdings nicht anders kenne, heißt es Augen zu und durch .
Seitdem ich Frau Petersen auf ihren übermäßigen Knoblauchgestank angesprochen habe, versucht sie, mir das Leben schwer zu machen. Letzte Woche habe ich sie diesbezüglich noch weitestgehend gewähren lassen, doch nach meinem katastrophalen Samstag habe ich Sonntag viel Zeit gehabt, in der ich jede Menge Pläne schmieden konnte.
Eine weitere Schikane, die ihr jeden Tag den größten Spaß bereitet, sind hell beleuchtete Räume. Viele der Kollegen haben ihr bereits mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass ihnen das grelle Licht der Deckenleuchter Kopfschmerzen bereitet. Frau Petersen stört das jedoch nicht. Sie freut sich über Wortgefechte, dieses Problem betreffend, denn offenbar ist das die einzige Art von Aufmerksamkeit, die sie bekommt. Um ihr also zu signalisieren, dass ihre nervtötenden Angewohnheiten ein Mindestmaß an Beachtung finden, werde ich die Lampen heute jedes Mal ausknipsen, wenn sie den Raum verlässt.
Als ich das Büro betrete, sind die Räume wieder derart hell beleuchtet, dass ich nachschauen muss, ob ich mich im richtigen Gebäude befinde und nicht versehentlich im Forschungslabor der Firma Osram gelandet bin. Somit schreite ich also auch gleich zur Tat und lege anschließend eine Strichliste an.
Im Radio läuft der Sender mit der von Frau Petersen überaus geliebten Alte-Leute-Musik. Ihr strahlendes Lächeln signalisiert mir, dass sie davon ausgeht, heute einen guten Tag zu haben.
Was sie jedoch nicht weiß, ist, dass ich mir ihr Lieblingslied „ Ein Apfelbaum “ am Wochenende auf mein Handy geladen habe. Als sie das Büro für ihren allmorgendlichen Rundgang verlässt, stelle ich eine neue Frequenz ein, auf welcher ich beabsichtige, den Song heute rund um die Uhr per FM-Transmitter abspielen zu lassen. Ich bin gespannt, wie lange Frau Petersen das aushalten und ob der blöde Apfelbaum am Ende des Tages immer noch zu ihren Lieblingsliedern zählen wird.
Anschließend klaue ich die Heftnadeln aus all ihren Tuckern, verstelle die Einstellungen ihres Stuhls und bringe die Akten auf ihrem Tisch farblich durcheinander (das macht sie immer ganz irre).
Da Frau Petersen an diesem Tag viel unterwegs ist, bemerkt sie die ständige Wiederholung im Radio zunächst nicht. Innerlich geht mir das Lied jetzt schon auf den Wecker, doch nach außen tue ich übermäßig begeistert. Ich singe in falschen Tonlagen lauthals mit und leiste mir gegenüber den Eid, in meinem ganzen Leben nie wieder einen einzigen Apfel anzurühren.
Gegen Mittag mache ich mir eine Fünf-Minuten-Terrine warm und stelle sie – wohlwissend, dass Sunny mich gleich fragen wird, ob wir im Bistro gegenüber zusammen etwas essen wollen – auf meinen Platz. Als ich von meiner Mittagspause zurückkehre, ist die Terrine verschwunden und sämtliche Fenster des Büros sperrangelweit geöffnet. Frau Petersen grinst nicht mehr ganz so breit. Gegen Feierabend zähle ich stolze dreiundvierzig Striche auf meiner Licht-aus-Liste, was gleichzeitig dafür spricht, dass sie ihren Platz oft verlässt. Was sie währenddessen jedoch so treibt, habe ich nicht herausfinden können. Möglicherweise leidet sie ja an einer schwachen Blase.
Am Abend möchte ich einen neuen Versuch bei der Dating-Seite starten, stelle jedoch mit Erschrecken fest, dass Ralf mich dort wohl geoutet haben muss. Mein Mail-Fach ist prall gefüllt mit Tipps und guten Ratschlägen, wie man einen Tripper schnell wieder los wird. Des Weiteren finde ich eine Nachricht von einem gewissen Hugo. Er schreibt, dass er es mit der Monogamie ebenso ernst nimmt, wie ich und sich deshalb für die Ehe aufspart. Passenderweise hat er auch gleich ein Foto von sich mitgeschickt, welches bereits auf den ersten Blick erkennen lässt, dass er bezüglich der Entscheidung, keine Jungfrau mehr sein zu wollen, kaum ein Mitspracherecht besitzen dürfte.
Ich beschließe, mein Maß an Freaks für dieses Leben ausgeschöpft zu haben. Ohne lange zu überlegen, lösche ich also meinen Account und schaue mich nach anderen Plattformen um. Als ich endlich eine gefunden habe, die mir relativ seriös vorkommt, lege ich mein Profil an. Kaum, dass ich auf speichern gedrückt habe, werde ich auch schon angeschrieben.
Lasse findet mich
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