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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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Unterschied war noch sehr gering. Danach aber lassen sich deutlich Phasen erkennen, in denen die Differenz in der Lebenserwartung von Mann und Frau größer wurde. Und zwar geschah das in den Jahren der Früh- und Hochindustrialisierung zwischen 1835 und 1914. Die Schere ging fortan stetig auseinander, so dass um 1910 Frauen bereits 3,5 Jahre länger lebten als Männer. In den Jahren 1980 und 1982 war der bisherige Höchststand der Differenz erreicht: Männer starben fast sieben Jahre früher als Frauen.
    Als ein Hauptgrund für die deutlich geringere Lebenserwartung der Männer konnte die Arbeitsteilung ermittelt werden, die sich mit der Industrialisierung durchsetzte. Arbeitswelt und Privatsphäre wurden getrennt, die Frau blieb nun zu Hause und kümmerte sich um Haushalt und Kinder, der Mann verließ den häuslichen Bereich und war auf seine Rolle als Haupternährer festgelegt. Nicht nur seine Präsenz, auch seine Bedeutung innerhalb der Familie wurde damit geringer. Der Mann war fast ausschließlich seiner Berufsbelastung ausgesetzt. »Die Gesundheitsrisiken der vorwiegend von Männern ausgeführten Tätigkeiten waren und sind höher«, schreiben die Autoren des deutschen Männergesundheitsberichts. »So betreffen noch heut zutage 92 Prozent der tödlichen Arbeitsunfälle, fast 80 Prozent der meldepflichtigen Arbeitsunfälle und fast 83 Prozent der Arbeitsunfallrenten Männer.« Auch verrichten erheblich mehr Männer als Frauen gesundheitlich bedenkliche Schichtarbeit.
    Frauen arbeiteten bis in die 1960er Jahre im Durchschnitt höchstens acht Jahre lang ganztags, bevor sie heirateten beziehungsweise ihr erstes Kind bekamen. Danach gingen sie oft nur halbtags zur Arbeit außer Haus. Noch 2007 war Halbtagsarbeit bei Frauen neunmal häufiger als bei Männern, ihre Berufstätigkeit war für sie also meist ein Zusatzjob zu den Aufgaben in der Familie.
    »Die vielzitierte Doppelbelastung (Familie und Beruf) ist erstaunlicherweise nach allen vorliegenden Untersuchungen eher gesundheitsförderlich, jedenfalls gilt das im Vergleich mit der reinen Hausfrauentätigkeit. Ausschließlich als Hausfrauen Tätige haben eine geringere Lebenserwartung als ›Doppeltbelastete‹.« Solange diese nur halbtags arbeiten.
    Seit aber immer mehr Frauen in Vollzeitjobs arbeiten, ist der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Lebenserwartung in den letzten 30 Jahren wieder geschrumpft, so dass die Differenz zu den Männern heute nurmehr 5,5 Jahre beträgt. Das bedeutet: Nicht die Männer sind gesünder geworden und nachgerückt, sondern die Frauen haben ihren Gesundheitsgewinn, den sie aus Teilzeitjob plus Familienarbeit gezogen hatten, durch die Kombination Vollzeitjob plus Sorge für die Familie zum Teil wieder verspielt.
    Im Umkehrschluss »müsste die Förderung von Teilzeitarbeit oder aber von Sabbaticals (also selbst gewählten Auszeiten) für Männer sowie deren Beteiligung an Elternzeiten ein wichtiges Ziel von Männergesundheitspolitik sein«. Einseitige Arbeitsbelastung – ob im Haushalt oder im Job – verkürzt die Lebensdauer. Ein guter Mix aus Berufs- und Familienarbeit wäre bei beiden Geschlechtern der Gesundheit am zuträglichsten – und würde längerfristig die Lebenserwartung von Männern und Frauen aneinander angleichen und weiter steigen lassen.
    Das kann aber nur funktionieren, wenn wir gesamtgesellschaftlich den zweiten Hauptgrund für die schlechtere gesundheitliche Verfassung der Männer in Deutschland in den Griff bekommen: das traditionelle Leitbild der Männlichkeit, das gesellschaftlich noch immer als Orientierungsmuster dient und zu diversen Gesundheitsgefährdungen führt.
    Hier fordert die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit zusammen mit der Stiftung Männergesundheit einen »Bewusstseinswandel in Forschung, medizinischer Praxis und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Situation von Männern«.
    Denn nach dem alten Leitbild gehört es zum typisch männlichen Lebensstil, wenig auf eigene Bedürfnisse zu achten. Männer stellen an sich selbst extreme Leistungsanforderungen, auch beim Sport. Das führt dazu, dass sie sich selbst überfordern und mit ihrem Verhalten ihre Gesundheit gefährden. Das alte Prinzip: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Gerade jüngere Männer tauchen in Arztpraxen eigentlich nur nach Unfällen auf, bei Sportverletzungen oder Stürzen vom Motorrad. Das sind die prestigeträchtigen »Krankheiten«. Mit Beschwerden aber, die als »weiblich« gelten, gehen

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