Wo die coolen Kerle wohnen
des Östrogens, umzuwandeln. Und je weniger Testosteron im Blut zirkuliert, desto stärker wächst wiederum der Bauch. Dieser Teufelskreis lässt sich nur durch viel Bewegung und Training unterbrechen.
Stress im Beruf, Überarbeitung, Geldsorgen und der Druck, der durch Arbeitslosigkeit entsteht, machen dem Testosteron ebenfalls den Garaus. Wer Testosteron produzieren will, muss also stressigen Situationen möglichst aus dem Weg gehen.
Auch seine Ernährung stellte Simeon de la Torre um: Er setzte viel Eiweiß und Gemüse auf den Speiseplan, vor allem Rindfleisch, Lamm, Milchprodukte, Eier, Erdnüsse, Mangos und Austern, da sie auch Zink enthalten, ein Spurenelement, das die Hormonfunktionen günstig beeinflussen soll. Und Wunder über Wunder: Bereits in der dritten Woche seines Selbstversuchs verzeichnete der – übrigens verheiratete – Autor mehr Lust auf Sex, gesteigerten Antrieb und ein gehobenes Selbstbewusstsein. Aber bald bemerkte er noch etwas anderes: »Ab Tag 20 habe ich eine gewisse Sturheit entwickelt, die weder zu Hause noch bei der Arbeit gut ankam.«
In der vierten Woche – er isst kräftig weiter Steaks und Nüsse –, fällt ihm auf, dass die Frauen ihn mehr beachten als sonst. Am 25. Tag des Experiments fühlt er sich so animiert und draufgängerisch, dass er im Fitnessstudio eine wesentlich jüngere Frau anspricht. Er beginnt einen kleinen Flirt und fragt sie schließlich, ob sie mit ihm ausgehen will. »Zum Glück hat sie abgelehnt«, notiert der Journalist und beendet pünktlich nach 30 Tagen sein Experiment – mit einem Sixpack Bier.
Ob er sich das alles nur eingebildet hat? Bewegung tut schließlich immer gut, und mit wachsendem Bizeps wächst das Selbstbewusstsein doch allemal. Simeon de la Torre lässt seinen Speichel wieder auf Testosteron testen. Und hat tatsächlich durch einen gesünderen Lebensstil innerhalb von nur vier Wochen seinen Testosteronspiegel um fast 60 Prozent erhöht!
Das war für ihn allerdings mehr als genug.
Sein charmantes Resümee: »Zum Glück ist er nicht noch weiter gestiegen, sonst wäre ich jetzt vielleicht schon geschieden.«
Warum unsere Männer so gefährlich leben
Um die Gesundheit der Männer in Deutschland steht es nicht allzu gut. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, die Männer seien eine gefährdete Spezies, vor allem die im »besten Mannesalter«, also zwischen 40 und 60. Fünfmal so viele Männer wie Frauen erliegen in dieser Lebensphase einem Herzinfarkt, und dreimal mehr Männer als Frauen nehmen sich das Leben. Im Durchschnitt haben deutsche Männer eine um 5,5 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen. Sie sterben mit durchschnittlich 76,6, Frauen erst mit 82,1 Jahren. Doch eine biologische Ursache für diese große Differenz gibt es nicht – wie der Erste Deutsche Männergesundheitsbericht belegt.
Ende Oktober 2010 wurde der Pilotbericht von der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. zusammen mit der Stiftung Männergesundheit und dem sozialwissenschaftlich orientierten Netzwerk Männergesundheit vorgelegt. Einen Frauengesundheitsbericht gibt es übrigens bereits seit 2001.
Die Autoren des Pilotberichtes zeigen: Obwohl das im Vergleich zu den Frauen frühere Sterbealter der Männer schon um 1900 bemerkt und aufgezeichnet wurde, führte das keineswegs dazu, nach den Ursachen zu forschen und das Augenmerk der Mediziner auf die gesundheitlichen Probleme der Männer zu richten. Unverändert blieb das als »schwach« definierte Geschlecht, also die Frau, im Fokus der Wissenschaft.
Untersuchungen in Klöstern, wo Männer und Frauen unter ganz ähnlichen Bedingungen leben, die Nonnen also keine Kinder bekommen, und die Mönche nicht in der Fabrik oder auf dem Bau arbeiten, haben inzwischen eindrucksvoll belegt, dass die Lebenserwartung unter gleichen Lebensbedingungen nur um ein Jahr differiert. Nur dieses eine Jahr, das Nonnen länger leben als Mönche, ist also auf die stabilere genetische Ausstattung der Frauen (die für ein stärkeres Immunsystem sorgt) zurückzuführen. Bleibt für alle, die nicht in einem Kloster leben, ein weiblicher Vorsprung in der Lebenserwartung von derzeit viereinhalb Jahren, der keine körperlichen, sondern soziale und kulturelle Ursachen haben muss.
Tatsächlich hängt die unterschiedliche Lebenserwartung von Mann und Frau mit dem Wandel der Lebensumstände vor allem in der Arbeitswelt zusammen: Männer lebten im Jahr 1850 im Durchschnitt 39,6 Jahre lang, die Frauen 40 Jahre. Der
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