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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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frischgebackenen Väter um 35 Prozent ab. Zugleich waren die Männer, die zu Beginn der Studie die höchsten Testosteronspiegel hatten, auch jene, die als erste Väter wurden. Für Kuzawa und sein Team liegt deshalb der Schluss nahe, dass der hohe Hormonwert bei der erfolgreichen Suche nach einer Partnerin eine Rolle spielt.
    Der Abfall um 35 Prozent sei zwar eine Menge, sagt Chris Kuzawa, wesentlich mehr, als man dem natürlichen Alterungsprozess zuschreiben könne, aber um seine Männlichkeit müsse dennoch kein Vater fürchten: »Man braucht keine sehr hohen Testosteronwerte, etwa um fruchtbar zu sein, eine Libido zu haben, eine behaarte Brust oder andere Dinge, die zur Männlichkeit dazugehören. Dafür genügt ein gewisser Grundlevel an Testosteron.«
    Der Rückgang des Testosteronwerts war übrigens bei Vätern von Neugeborenen deutlich ausgeprägter als bei Vätern, deren Jüngstes schon älter als einen Monat war. Und die Forscher fanden heraus, dass das Testosteron noch weiter sinkt, je mehr sich ein Vater mit seinem Baby beschäftigt. Anscheinend ist es die Kommunikation mit dem Säugling, die dem Gehirn des Mannes, das die Produktion von Testosteron steuert, sagt, dass nun andere Fähigkeiten gefragt sind als die, die das »Draufgänger-Hormon« Testosteron fördert. Beim Baby geht’s um Fürsorglichkeit, Aufmerksamkeit, Empathie.
    Geht der Testosteronwert zurück, wird mehr von dem Empathie-Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Das erleichtert es dem Vater, die körpersprachlichen Signale seines Kindes zu verstehen und einfühlsam darauf einzugehen. Ein phantastisch eingerichtetes Rückkopplungssystem, das evolutionär absolut Sinn macht, weil es der Arterhaltung dient: Menschenkinder kommen so schutzlos und unreif auf die Welt, dass sie sehr lange gut beschützt und betreut werden müssen, um gesund heranzuwachsen. Da ist es nur sinnvoll, wenn die Natur auch die Männer körperlich darauf einstellt, dass sie sich gut und gerne um ihren Nachwuchs kümmern.
    Nach diesen Studienergebnissen ist jedenfalls die Klischeevorstellung vom Mann, der allein dafür geschaffen sei, Mammuts zu jagen und möglichst vielen Frauen Kinder anzuhängen, um sie dann mit deren Aufzucht allein zu lassen, vollends überholt.
    Die Männerwelt geriet in Aufruhr, als die Wissenschaftler des New England Research Institutes 2007 eine Studie veröffentlichten, wonach US-amerikanische Männer heute einen niedrigeren Testosteronspiegel haben als noch vor zehn – und erst recht vor zwanzig Jahren. Die Forscher sahen den weit verbreiteten Rückgang des Testosterons allerdings nicht als irreversibel an, sondern mutmaßten, dass er zumindest teilweise darauf zurückzuführen sei, dass die Männer heutzutage zu dick sind, zu viel Alkohol konsumieren und sich zu wenig bewegen.
    Der Forschungsbericht alarmierte auch den britischen Journalisten Simeon de La Torre. Er war damals Ende dreißig, also in einem Alter, wo sich der Midlife-typische Testosteronrückgang normalerweise noch nicht so deutlich bemerkbar macht. Aber er hatte sich selbst noch nie als besonders »männlich« eingeschätzt: wenig Behaarung, relativ hohe Stimme, eher schmale Schultern, kein Sixpack. Nun wollte er genau wissen, wie er im Testosteron-Ranking abschnitt. De la Torre ließ mit einem Speicheltest seinen Testosteronspiegel bestimmen und erhielt das erwartete und befürchtete Ergebnis: Sein Wert war zwar nicht unterirdisch, lag aber im unteren Normbereich seiner Altersgruppe.
    Für das Männer-Magazin Men ’ s Fitness startete der Journalist daraufhin einen Selbstversuch, den er natürlich auch dokumentierte: Über einen Zeitraum von vier Wochen hinweg versuchte er, im Do-it-yourself-Verfahren seinen Testosteronwert anzuheben – auf rein natürlichem Weg, also ohne Hormongaben.
    Er informierte sich, was zu tun wäre, um die Testosteronproduktion anzukurbeln, und vor allem, was Mann tunlichst lassen sollte: den Alkohol an erster Stelle. Um 20 Prozent geht nämlich das Testosteron zurück, wenn ein Mann pro Woche mehr als umgerechnet 200 Milliliter reinen Alkohol zu sich nimmt. Und das ist schon mit acht Vierteln Wein oder acht Flaschen Bier in der Woche erreicht. Simeon de la Torre verzichtete sicherheitshalber komplett auf Alkohol.
    Er meldete sich im Fitnessstudio an und absolvierte regelmäßig ein Kraft- und Ausdauertraining, um Fett ab- und Muskelmasse aufzubauen. Die Fettzellen im Männerbauch haben nämlich die fatale Neigung, Testosteron in Östradiol, eine Form

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