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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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lächelte gehässig, als sie zu Bett gingen.
    Am nächsten Morgen stand Angst in ihren Augen, und sie und Lissa hielten sich fest an den Händen, als sie vom Schiff getrieben wurden. Trebor folgte mit verdeckten Bedenken, das Schwert an seiner Seite. Sein Magen verkrampfte sich vor Angst, daß sie es sehen könnten – ein derart wertvolles Schwert würde sofort gestohlen werden.
    Sie standen auf dem hohen Gipfel von Agonie, um den, so sagten die Aeroben, die Winde von Par volle tausend Jahre vergeblich gepeitscht hätten, ohne daß er nur einmal wankte. Er erinnerte Trebor stark an Cor Harrow – die gleichen fast senkrecht abfallenden Wände, die Oberseite mit Aufbruch-Ruinen bedeckt. Jede Felswand, an deren Fuß lange Zeit das Meer gehämmert hatte, mußte vertikal sein. Die Spitze von Agonie war ungefähr auf gleicher Höhe mit dem Wand-Land, aber der Fuß lag drei Meilen tiefer.
    Es war ein heidnischer Festungstempel während des Ersten Reiches, aus den Wassern der Stacienndanies emporragend. Zuvor hatten die Menschen der Aufbruchs-Zeit hier eine großartige Einrichtung besessen, offenbar eine Pumpstation. Große Bohrschächte reichten ein Drittel der Strecke hinunter, wie um die Wasser von Ozean-Iréné hinaufzupumpen, zu Zwecken, die man jetzt nicht einmal mehr zu erraten vermochte.
    Die Gebäude des Aufbruchs besaßen die übliche schlichte, ungeschmückte Schönheit. Sie waren grün und blau, mit Gold eingesäumt, und hatten ursprünglich die Form leuchtender Kuppeln besessen. Inmitten der Kuppeln erhob sich ein kathedralenähnlicher Turm, eine reine Form wie eine runde Messerklinge, ganz in stumpfem Purpur-Grau, was eine einmalige beruhigende Farbe war.
    Es war dieses Bauwerk, auf das man sie zustieß. Die Vollkommenheit seines Stiles war so groß, daß es viel kleiner wirkte, als es war. Im Inneren – die Tür wurde von Zeremonienaufsehern in den Trachten des Dritten Imperiums bewacht – hingen perlgraue Glasseiden-Wandbehänge mit Fransen in königlichem Violett. Eine höchst zivilisierte Verschmelzung des alltäglichen Modernen mit dem romantischen Aufbruch, gut zu dem Gebäude passend. Es war sogar ein wenig zu perfekt. Es wirkte übertrieben ordentlich und unbewohnt. Die Aeroben wischten sich sorgfältig die Füße ab, bevor sie eintraten.
    Ein Lakai empfing sie und teilte ihnen mit, daß sie kurz nach der Morgenmahlzeit, bei der sie sich beeilen müßten, zur Königin gerufen werden würden. Die Mahlzeit servierte man in einem reich eingerichteten Morgenraum, und sie war so zivilisiert wie das Beste, was Amballa zu bieten hatte, wenngleich sehr altmodisch. Trebor machte sich aber zu große Sorgen, um darauf zu achten.
    Sofort, als sie fertig waren, und keiner von ihnen konnte viel essen, wurden sie in Ankleideräume geführt. Ein Kammerdiener betrachtete Trebor und begann prächtige Kleidung aus Schränken und Truhen herauszuziehen: Seide und Glasseide, Pelze und Silberketten und Spitzen … Es sprach manches dafür, daß man ihnen eine Audienz bei der Königin gewähren würde. War sie die Sie, von der die Aeroben sprachen?
    Der Kammerdiener war bei jeder Einzelheit der Garderobe ärgerlich pedantisch. Trebors größte Sorge war die um sein Schwert, das in einer Kampfkultur unschätzbaren Wert besaß. Wenn Sie es begehren sollte …
    Schließlich war er angekleidet. Er trug einen goldenen Glasseide-Anzug mit einem violetten Cape um die Schultern. Dann eine blaue Schärpe um die Hüften und kontrastierende grüne Stiefel mit sternförmig vergoldeten Schuhspitzen.
    Der Thronsaal war klein, aber elegant, im Stil des dritten Imperiums gehalten, bis hinunter zu den Wachen. Viani sah in herrlicher Hofkleidung wunderschön aus – das erste Mal, daß sie Trebor schön erschien. Lissa wirkte in Bedienstetenkleidung anziehend niedlich. Viani war mürrisch, Lissa wütend. Es mußte etwas geschehen sein …
    »Lyantha die Alterslose, Königin der Luft und Herrin von Scheildininda.«
    Trebor warf ihr einen argwöhnischen Blick zu.
    Lyantha war schön, von einer reifen Schönheit, die Trebor eher abstieß. Sie war sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewußt, erfahren genug, um sich gründlich zu amüsieren, und zu erfahren, um von irgendeinem Mann Besonderes zu erwarten.
    »Grüße, Trebor von Amballa, und Gruß für seine edle Frau« –das mit einem Heben der ausgezupften und hochgewölbten Brauen – »Viani von Linllallal. Von Amballa, das muß ich leider sagen, weiß ich wenig, wenngleich vieles von

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