Wo die Nacht beginnt
Nachthemd ausziehen konnte, packte erneut seine Handgelenke und beugte mich dann so weit über seinen Oberkörper, dass die Spitzen meiner nackten Brüste über seine Haut strichen.
»Jesus. Du bringst mich noch um.«
»Lass es dir bloß nicht einfallen, jetzt zu sterben, Vampir.« Ich ließ mich auf ihn sinken und schob mich langsam vor und zurück. Matthew reagierte mit einem kehligen Knurren. »Das gefällt dir«, stellte ich leise fest.
Er versuchte mich in einen härteren, schnelleren Rhythmus zu drängen. Aber ich bewegte mich absichtlich langsam und ruhig und genoss es, wie sich unsere Körper ineinanderfügten. Ich spürte Matthew wie ein kühles Herzstück in meinem Innersten, eine Quelle der Lust, die mein Blut zum Sieden brachte. Ich sah ihm tief in die Augen, als er zum Höhepunkt kam, und die ungetrübte Verletzlichkeit in seinem Blick bewirkte, dass ich ihm sofort nachfolgte. Ich sackte auf seinem Rumpf zusammen, doch als ich mich von ihm wälzen wollte, schlossen sich seine Arme um mich.
»Bleib«, flüsterte er.
Und so blieb ich, bis Matthew mich Stunden später weckte. In der Stille vor der Morgendämmerung liebte er mich erneut und hielt mich fest, während ich mich von Feuer in Wasser und dann in Luft verwandelte und mich zuletzt wieder im Traum verlor.
Freitag war der kürzeste Tag des Jahres und damit der Tag, an dem das Julfest gefeiert wurde. Das Dorf hatte sich noch nicht von den Saturnalien erholt, und Weihnachten stand vor der Tür, aber Philippe blieb unerbittlich.
»Der Koch hat ein Schwein geschlachtet«, erklärte er. »Wie könnte ich ihn da enttäuschen?«
Als das Wetter kurzfristig zur Ruhe kam, ging Matthew ins Dorf, um bei der Reparatur eines Daches zu helfen, das unter dem Gewicht der letzten Schneefälle eingebrochen war. Während er dort einem Zimmermann am anderen Ende des Firstbalkens Werkzeuge zuwarf und sich auf einen Vormittag anstrengender körperlicher Arbeit in eisiger Kälte freute, kehrte ich auf die Burg zurück.
Ich verkroch mich mit einigen der besseren Alchemiebücher und ein paar Blättern Papier in der Bibliothek. Eins der Blätter war mit Kritzeleien und Diagrammen überzogen, aus denen niemand außer mir schlau geworden wäre. Im Château war so viel los, dass ich meine Versuche, Weingeist herzustellen, vorerst aufgegeben hatte. Auch wollten Thomas und Étienne lieber mit ihren Freunden durch die Burg streifen und ihre Finger in den frischen Kuchenteig stecken, als mir bei einem wissenschaftlichen Experiment zu helfen.
»Diana.« Philippe war wieder einmal so schnell, dass er schon halb im Raum war, ehe er mich bemerkte. »Ich dachte, du wärst mit Matthew ins Dorf gegangen.«
»Ich habe es nicht ertragen, ihn da oben arbeiten zu sehen«, gestand ich. Er nickte verständnisvoll.
»Was tust du da?«, fragte er und sah mir über die Schulter.
»Ich versuche auszutüfteln, was Matthew und ich mit Alchemie zu schaffen haben.« Mein Hirn war wie Watte, nachdem ich es so lang nicht mehr gebraucht und nachts so wenig geschlafen hatte.
Philippe ließ eine Handvoll kleiner Papierdreiecke, Rollen und Rechtecke auf den Tisch fallen und zog sich einen Stuhl heran. Er deutete auf eine meiner Zeichnungen. »Das ist Matthews Siegel.«
»Genau. Gleichzeitig zeigt es die Symbole für Silber und Gold, Mond und Sonne. Seit Montagnacht grüble ich darüber nach. Ich verstehe ja, warum eine Hexe durch eine Mondsichel und Silber symbolisiert werden könnte – beides steht in Verbindung mit der Göttin. Aber warum sollte jemand die Sonne und das Gold als Symbole für einen Vampir verwenden?« Das widersprach allen volkstümlichen Überlieferungen.
»Weil wir uns nicht verändern. Unser Leben wächst nicht und vergeht nicht, und unser Körper widersteht genau wie das Gold dem Verderben durch Tod oder Krankheit.«
»Das hätte mir auch einfallen können.« Ich notierte mir das.
»Du hattest anderes im Kopf.« Philippe lächelte. »Matthew ist sehr glücklich.«
»Nicht nur meinetwegen«, sagte ich und stellte mich dem Blick meines Schwiegervaters. »Matthew ist glücklich, wieder mit dir zusammen zu sein.«
Ein Schatten zog durch Philippes Blick. »Ysabeau und ich haben es gern, wenn unsere Kinder heimkehren. Sie führen ihr eigenes Leben, und das sollen sie auch, aber darum vermissen wir sie nicht weniger.«
»Und heute vermisst du Gallowglass«, sagte ich. Philippe kam mir ungewöhnlich melancholisch vor.
»Wie wahr.« Er fuhr mit den Fingern durch die
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