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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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grimmig.
    An der Tür erwartete uns bereits eine Frau mit rundem Gesicht und Knubbelnase, weichem Kinn, dunklen Augen und vollen braunen Haaren. Ihr Gesicht wirkte heiter, trotzdem sprühten ihre Augen ärgerlich. Sie hatte Pierre abrupt zum Stehen gebracht. Nur Annie durfte ins Haus und stand jetzt hinter der Tür, von wo aus sie betreten auf die verfahrene Situation blickte.
    Ich war ebenfalls wie angewurzelt stehen geblieben, und der Kiefer war mir vor Überraschung nach unten geklappt. Annies Tante war das exakte Ebenbild von Sophie Norman, der jungen Dämonin, der wir in Madison vom Haus meiner Tante aus nachgewinkt hatten.
    » Dieu«, murmelte Matthew und sah mich fassungslos an.
    »Meine Tante Susanna Norman«, flüsterte Annie. Unsere Reaktion hatte sie verunsichert. »Sie sagt …«
    »Susanna Norman ?« Ich konnte den Blick nicht von ihr wenden. Der Name und die verblüffende Ähnlichkeit mit Sophie konnten kein Zufall sein.
    »Wie meine Nichte sagte. Ihr seid offenbar nicht in Eurem Element, Mistress Roydon«, eröffnete mir Mistress Norman. »Und Ihr seid hier nicht willkommen, Wearh. «
    »Mistress Norman«, grüßte Matthew sie mit einer Verbeugung.
    »Habt Ihr meinen Brief nicht bekommen? Mein Gemahl möchte nichts mit Euch zu tun haben.« Zwei Jungen schossen aus der Tür. »Jeffrey! John!«
    »Ist er das?«, fragte der Ältere. Er studierte Matthew mit unverhohlener Neugier und wandte sich dann mir zu. Das Kind besaß Kräfte. Der Junge stand zwar noch kurz vor der Pubertät, aber seine Fähigkeiten waren schon an dem Knistern ungezügelter Magie zu spüren, das von ihm ausstrahlte.
    »Nutze die Gaben, mit denen Gott dich bedacht hat, Jeffrey, statt müßige Fragen zu stellen.« Die Hexe musterte mich prüfend. »Jedenfalls habt Ihr Vater Hubbards Aufmerksamkeit erregt und ihn aufgeschreckt. Nun denn, tretet ein.« Als wir uns in Bewegung setzten, hob Susanna die Hand. »Ihr nicht, Wearh . Hier geht es allein um Euer Weib. Wenn Ihr entschlossen seid, in der Nähe zu bleiben, bekommt Ihr im Golden Gosling halbwegs anständigen Wein. Allerdings wäre es für alle Beteiligten besser, wenn Ihr Mistress Roydon von Eurem Diener heimbringen ließet.«
    »Danke für Euren Rat, Mistress. Ich bin überzeugt, dass ich in der Schenke etwas bekommen werde, das mir zusagt. Pierre wird im Hof warten. Ihn stört die Kälte nicht.« Matthew schenkte ihr ein Wolfslächeln.
    Susanna sah ihn säuerlich an und drehte auf dem Absatz um. »Komm ins Haus, Jeffrey«, rief sie über ihre Schulter. Jeffrey packte seinen jüngeren Bruder bei der Hand, musterte Matthew mit einem letzten neugierigen Blick und folgte ihr. »Wenn Ihr dann so weit seid, Mistress Roydon.«
    »Ich glaube das einfach nicht«, flüsterte ich, sobald die Normans außer Sicht waren. »Sie muss Sophies Urururururgroßmutter sein.«
    »Sophie muss entweder von Jeffrey oder John abstammen.« Matthew zupfte sich nachdenklich am Kinn. »Einer dieser Buben ist das fehlende Glied in der Kette, die von Kit und der silbernen Schachfigur zur Familie Norman und weiter nach South Carolina führt.«
    »Die Zukunft kümmert sich wirklich um sich selbst«, stellte ich fest.
    »Das dachte ich mir schon. Und was die Gegenwart betrifft, so wird Pierre hier warten, und ich bleibe in der Nähe.« Die Fältchen um seine Augen wurden tiefer. Nicht einmal wenn alles ruhig war, wollte er weiter als eine Handbreit von mir entfernt sein.
    »Ich weiß nicht, wie lange wir brauchen werden«, sagte ich und drückte seinen Arm.
    »Das ist mir gleich«, versicherte mir Matthew und strich mit den Lippen über meinen Mund. »Bleib so lange, wie du brauchst.«
    Drinnen nahm Annie mir hastig den Umhang ab und kehrte dann an den Kamin zurück, wo sie sich über die Feuerstelle beugte.
    »Du wirst darauf aufpassen, Annie«, befahl ihr Susanna. Annie hob vorsichtig einen flachen Topf von einem Metallständer über der matten Glut im Kamin. »Die Tochter der Witwe Hackett braucht diesen Trank zum Einschlafen, und die Zutaten sind teuer.«
    »Ich werde aus ihr nicht klug, Mama«, sagte Jeffrey und sah mich dabei an. Seine Augen blickten irritierend weise für ein Kind seines Alters.
    »Ich auch nicht, Jeffrey, ich auch nicht. Aber wahrscheinlich ist sie genau aus diesem Grund hier. Geh mit deinem Bruder ins andere Zimmer. Und seid ruhig. Euer Vater schläft, und er braucht seinen Schlaf.«
    »Ja, Mama.« Jeffrey nahm zwei Holzsoldaten und ein Schiff vom Tisch. »Diesmal darfst du Walter Raleigh

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