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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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einschüchtern, aber mich beeindruckt das nicht.« Sie wurde wieder ernst. »Wir Weberinnen verstecken uns, weil wir einst gejagt und ermordet wurden, genau wie die Ritter Eures Vaters. Nicht jeder sieht es gern, dass wir über solche Macht verfügen. Wie Ihr selbst nur allzu gut wisst, überlebt man leichter, wenn man von seinen Feinden für tot gehalten wird.«
    »Aber wer würde so etwas tun und warum?« Ich hoffte, dass die Antwort nicht in der langwährenden Feindschaft zwischen Vampiren und Hexen lag.
    »Es waren nicht die Wearhs oder Dämonen, die uns nachsetzten, sondern andere Hexen«, erzählte Goody Alsop ruhig. »Sie fürchten uns, weil wir anders sind. Aus Angst erwächst Verachtung und daraus Hass. Es ist eine altbekannte Geschichte. Früher löschten die Hexen ganze Familien aus, damit die Kinder nicht zu neuen Webern heranwachsen konnten. Die wenigen Weberinnen, die damals überlebten, versteckten ihre Kinder, so gut es ging. Elternliebe kennt keine Grenzen, wie Ihr bald feststellen werdet.«
    »Ihr wisst von dem Kind«, stellte ich fest und legte schützend die Hände vor den Bauch.
    »Ja.« Goody Alsop nickte bedeutungsvoll. »Ihr seid bereits dabei, ein machtvolles Gewebe zu fabrizieren, Diana. Das wird den Hexen nicht lange verborgen bleiben.«
    »Ein Kind?« Susanna sah mich mit großen Augen an. »Gezeugt von einer Hexe und einem Wearh ?«
    »Nicht irgendeiner Hexe. Nur Weberinnen sind zu solcher Magie fähig. Nicht ohne Grund hat Euch die Göttin für diese Aufgabe erwählt, Susanna, genauso wie sie mich nicht ohne Grund gerufen hat. Ihr seid Hebamme, und in den kommenden Monaten werden Eure Künste gebraucht.«
    »Ich wüsste nicht, wie ich Mistress Roydon helfen könnte«, protestierte Susanna.
    »Ihr helft seit Jahren Frauen beim Gebären«, sagte Goody Alsop.
    »Warmblütigen Frauen, Goody Alsop, mit warmblütigen Babys!«, entrüstete sich Susanna. »Nicht Wesen wie …«
    » Wearhs haben Arme und Beine wie wir alle«, fiel Goody Alsop ihr ins Wort. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Kind anders sein wird.«
    »Nur weil es zehn Finger und zehn Zehen hat, muss es noch keine Seele haben«, beschwerte sich Susanna und sah Matthew dabei misstrauisch an.
    »Ihr überrascht mich, Susanna. Ich sehe Master Roydons Seele so klar wie die Eure. Habt Ihr wieder auf Euren Gatten gehört und seinem Gequatsche über das Böse in Wearhs und Dämonen?«
    Susannas Lippen wurden schmal. »Und wenn schon.«
    »Dann seid Ihr eine Närrin. Hexen sehen die Wahrheit klar und deutlich – selbst wenn ihre Männer Unfug reden.«
    »Die Sache ist nicht so einfach, wie Ihr sie hinstellt«, murrte Susanna.
    »Aber sie braucht auch nicht besonders schwierig zu sein. Die lang erwartete Weberin ist unter uns, und wir müssen Pläne schmieden.«
    »Danke, Goody Alsop«, sagte Matthew. Er war erleichtert, dass endlich jemand seiner Meinung war. »Ihr habt recht. Diana muss möglichst schnell lernen, was sie wissen muss. Sie darf das Kind nicht hier bekommen.«
    »Diese Entscheidung liegt nicht bei Euch, Master Roydon. Falls das Kind in London geboren werden soll, dann wird es hier geboren.«
    »Diana gehört nicht hierher«, sagte Matthew und ergänzte schnell: »nach London.«
    »Der Herr sei uns gnädig, das ist kaum zu übersehen. Aber da sie die Zeit zu spinnen versteht, wird es nichts helfen, sie nur an einen anderen Ort zu bringen. In Canterbury oder York würde Diana nicht weniger auffallen.«
    »Ihr kennt also auch dieses Geheimnis.« Matthew sah die alte Frau eisig an. »Nachdem Ihr so viel wisst, habt Ihr Euch bestimmt auch erschlossen, dass Diana nicht allein in ihre eigene Zeit zurückkehren wird. Das Kind und ich werden mit ihr gehen. Ihr werdet ihr beibringen, wie sie das bewerkstelligen kann.« Matthew hatte das Kommando übernommen, und das bedeutete, dass sich wie üblich alles zum Schlechteren wenden würde. Doch Goody Alsop ließ sich nicht beirren.
    »Die Ausbildung Eurer Gemahlin liegt in meiner Hand, Master Roydon – es sei denn, Ihr glaubt besser zu wissen als ich, was es bedeutet, eine Weberin zu sein«, belehrte sie ihn milde.
    »Er weiß, dass diese Sache vor allem uns Hexen angeht«, erklärte ich Goody Alsop und legte beschwichtigend die Hand auf seinen Arm. »Matthew wird sich nicht einmischen.«
    »Alles, was meine Gemahlin betrifft, ist auch meine Angelegenheit, Goody Alsop«, sagte Matthew. Er wandte sich mir zu. »Und diese Sache betrifft nicht nur euch Hexen. Nicht wenn sich die

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