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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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eine Kalklösung gelegt wurde, um die Haare zu lösen, und von der dann alle subkutanen Fleisch- und Fettschichten abgekratzt wurden, bevor sie noch einmal in eine Lösung gelegt und zuletzt auf einen Rahmen gespannt wurde, um die Oberfläche mit Bimsstein zu glätten.
    Im Unterschied zu anderen Manuskripten stammte die Haut in diesem Fall aber nicht von Lämmern oder Kälbern, sondern von Vampiren, Dämonen und Hexen.
    »Bestimmt war es als eine Art Archiv gedacht.« Matthew versuchte immer noch zu verstehen, was wir da gesehen hatten.
    »Aber es hat Hunderte von Seiten«, erklärte ich ungläubig. Dass jemand so viele Dämonen, Vampire und Hexen hingemetzelt und ihre Haut zu Pergament verarbeitet hatte, war einfach unfassbar. Ich wusste nicht, ob ich je wieder eine Nacht durchschlafen würde.
    »Und das heißt, dass dieses Buch Hunderte von verschiedenen DNA -Proben enthält.« Matthew war so oft mit beiden Händen durch seine Haare gefahren, dass er allmählich aussah wie ein Stachelschwein.
    »Die Stränge, die uns mit Ashmole 782 verbanden, sahen tatsächlich aus wie eine Doppelhelix«, bestätigte ich. Wir hatten Gallowglass in die Grundlagen der modernen Genetik einführen müssen, und der war unseren Erklärungen gefolgt, soweit es ihm ohne die fehlenden viereinhalb Jahrhunderte an Biologie und Chemie möglich war.
    »Diese D-N-A ist also so etwas wie ein Stammbaum, nur dass sich die Äste über mehr als eine Familie erstrecken?«
    »Genau«, sagte Matthew. »Das trifft es ziemlich gut.«
    »Hast du den Baum auf der ersten Seite gesehen?«, fragte ich Matthew. »Der Stamm bestand aus lauter Leibern, und der Baum trug gleichzeitig Blätter, Blüten und Früchte, genau wie der Arbor Dianae, den wir in Marys Labor gezüchtet haben.«
    »Nein, aber ich habe das Wesen mit dem Schweif im Maul gesehen«, sagte Matthew.
    Ich versuchte fieberhaft, mir in Erinnerung zu rufen, was ich alles gesehen hatte, aber gerade als ich es am nötigsten brauchte, ließ mich mein fotografisches Gedächtnis im Stich. Es hatte zu viele neue Informationen zu verarbeiten.
    »Das Bild zeigte zwei Drachen, die miteinander kämpften – oder sich umarmten, das kann ich nicht so genau sagen. Ich hatte keine Zeit, die Beine zu zählen. Aus den herabfallenden Blutstropfen entstanden Hunderte neuer Kreaturen. Andererseits könnten sie, wenn einer davon kein vierbeiniger Drache, sondern eine Schlange war …«
    »Und der andere ein zweibeiniger Feuerdrache, dann könnten die alchemistischen Drachen dich und mich symbolisieren.« Matthew fluchte kurz, aber inbrünstig.
    Gallowglass hatte geduldig zugehört und kehrte jetzt zum Ursprungsthema zurück. »Und diese D-N-A lebt in unserer Haut?«
    »Nicht nur in der Haut, auch im Blut, in den Knochen, Haaren, Fingernägeln – du trägst sie überall im Körper«, erklärte ihm Matthew.
    »Hm.« Gallowglass rieb sich das Kinn. »Und welche Frage habt ihr genau im Kopf, wenn ihr behauptet, dieses Buch könnte alle Antworten enthalten?«
    »Warum wir uns von den Menschen unterscheiden«, antwortete Matthew schlicht. »Und warum eine Hexe wie Diana das Kind eines Wearh austragen könnte.«
    Gallowglass lächelte uns strahlend an. »Du meinst dein Kind, Matthew. Dass Tantchen dazu in der Lage ist, dachte ich mir bereits in London. Wusste Philippe davon?«
    »Es wussten nur die Wenigsten«, antwortete ich schnell.
    »Hancock zum Beispiel. Françoise und Pierre auch. Ich würde vermuten, dass man Philippe alles darüber erzählt hat.« Gallowglass stand auf. »Ich gehe jetzt Tantchens Buch holen. Wenn es etwas mit den Kindern der de Clermonts zu tun hat, müssen wir es haben.«
    »Bestimmt hat Rudolf es weggeschlossen oder mit ins Bett genommen«, prophezeite Matthew. »Es wird nicht einfach werden, es aus der Burg zu holen, vor allem, wenn man Pistorius inzwischen gefunden hat und er überall Zauber spinnt und Unfug treibt.«
    »Wo wir gerade vom Kaiser sprechen, könnten wir Tantchen die Kette abnehmen? Ich hasse dieses verfluchte Zeichen.«
    »Nur zu gern«, sagte ich, zog die Kette über meinen Kopf und warf das grellbunte Ding auf den Tisch. »Was hat der Orden der Drachentöter eigentlich genau mit den de Clermonts zu tun? Ich nehme an, sie sind keine Freunde des Lazarusordens, schließlich wurde der arme Uroboros teilweise gehäutet und versucht sich selbst zu erwürgen.«
    »Sie hassen uns und wünschen uns den Tod«, erklärte Matthew knapp. »Die Drăculeşti missbilligen die tolerante

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