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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Einstellung meines Vaters gegenüber dem Islam und den Ottomanen und haben deswegen geschworen, uns auszulöschen. Danach könnten sie ungehindert ihre politischen Ziele umsetzen.«
    »Und sie wollen das Geld der de Clermonts«, ergänzte Gallowglass.
    »Die Drăculeşti?« Mir versagte fast die Stimme. »Aber Dracula ist ein menschlicher Mythos – der den Menschen Angst vor den Vampiren einjagen soll.« Es war der menschliche Vampirmythos.
    »Das würde den Patriarchen des Klans überraschen«, kommentierte Gallowglass, »obwohl es Vlad, dem Drachen, bestimmt gefallen würde, wenn er wüsste, dass er den Menschen weiterhin Angst einjagt.«
    »Der Dracula der Menschen – der als Pfähler bekannte Sohn des Drachen – war nur einer von vielen Nachkommen aus Vlads Brut«, erklärte Matthew.
    »Der Pfähler war ein richtig dreckiger Widerling. Zum Glück ist er inzwischen tot, und wir brauchen uns nur noch um seinen Vater, seine Brüder und die mit ihnen verbündeten Báthorys zu sorgen.« Gallowglass wirkte fast aufgeräumt, als er das sagte.
    »In den Geschichten der Menschen lebte Dracula über mehrere Jahrhunderte – und lebt vielleicht noch heute. Seid ihr sicher, dass er tot ist?«, fragte ich.
    »Ich habe selbst gesehen, wie Baldwin ihm den Kopf vom Leib riss und ihn einen Tagesritt von seinem übrigen Körper entfernt vergrub. Er war damals wirklich tot und ist es noch heute.« Gallowglass sah mich vorwurfsvoll an. »Gerade du solltest solchen Menschenmärchen keinen Glauben schenken, Tantchen.«
    »Ich glaube, Benjamin trug eines dieser Drachenzeichen. Und er hatte es von Herrn Maisel. Mir ist die Übereinstimmung in den Farben sofort aufgefallen, als der Kaiser die Kette hochhielt.«
    »Du hast mir erzählt, Benjamin hätte Ungarn verlassen«, wandte sich Matthew vorwurfsvoll an seinen Neffen.
    »Das hat er auch. Ich gebe dir mein Wort darauf. Baldwin befahl ihm zu verschwinden, wenn er nicht das gleiche Schicksal erleiden wollte wie der Pfähler. Du hättest Baldwins Gesicht sehen sollen. Nicht einmal der Teufel selbst hätte sich deinem Bruder widersetzt.«
    »Ich will, dass wir bei Sonnenaufgang so weit von Prag entfernt sind wie nur möglich«, entschied Matthew grimmig. »Irgendwas ist faul. Ich kann es riechen.«
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee. Ist dir klar, was heute für eine Nacht ist?«, fragte Gallowglass. Matthew schüttelte den Kopf. »Heute ist Walpurgisnacht. Überall in der Stadt werden Scheiterhaufen entzündet und Hexenpuppen verbrannt – aber natürlich nur, solange sie keine echten Hexen finden.«
    »Jesus.« Matthew fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schüttelte es kräftig durch. »Wenigstens werden die Feuer die Menschen ablenken. Wir müssen überlegen, wie wir Rudolfs Wachen umgehen, in seine Privatgemächer gelangen und das Buch finden können. Danach verschwinden wir aus der Stadt, Walpurgisfeuer hin oder her.«
    »Wir sind Wearhs, Matthew. Wenn überhaupt jemand dieses Buch stehlen kann, dann wir«, erklärte Gallowglass zuversichtlich.
    »Es wird nicht so leicht, wie du glaubst. Wir kommen vielleicht hinein, aber kommen wir auch wieder heraus?«
    »Da kann ich helfen, Master Roydon.« Jacks Stimme schwebte flötengleich über Gallowglass’ donnerndem Bass und Matthews Bariton. Matthew drehte sich um und sah ihn finster an.
    »Nein, Jack«, erklärte er entschieden. »Du wirst nicht mehr stehlen, oder hast du das vergessen? Außerdem warst du bis jetzt nur in den Ställen der Burg. Du weißt nicht einmal, wo du suchen müsstest.«
    »Ähm … Das stimmt so nicht.« Gallowglass wirkte plötzlich verlegen. »Ich war mit ihm im Dom. Und im Großen Saal, um ihm die Zeichnungen zu zeigen, mit denen du einst die Wände der Rittertreppe verziert hast. Und er war in der Küche. Ach ja«, sagte Gallowglass, als wäre es ihm eben noch eingefallen. »Und natürlich war Jack auch in der Menagerie. Es wäre doch gemein gewesen, ihm die Tiere nicht zu zeigen.«
    »Mit mir war er auch in der Burg«, ergänzte Pierre von der Tür aus. »Ich wollte nicht, dass er auf eigene Faust herumstreift und sich verirrt.«
    »Und wo warst du mit ihm, Pierre?«, fragte Matthew eisig. »Im Thronsaal, damit er auf dem Sitz des Königs herumhüpfen kann?«
    »Nein, Milord. Ich nahm ihn mit in die Schmiede und zu Meister Hoefnagel.« Pierre richtete sich zu voller, allerdings nicht besonders imposanter Größe auf und starrte seinen Arbeitgeber trotzig an. »Ich fand, er sollte seine

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