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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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annahm. Danke, Goody Alsop, bedankte ich mich stumm bei ihr, weil sie mir gezeigt hatte, wie ich mit diesem Mann umgehen musste.
    Ich hielt mein Handgelenk über seinen Mund und ballte die Faust. Ein Blutstropfen rollte an meinem Arm herab und löste sich. Hubbards Lider schlossen sich unwillkürlich, so als wollte er sich darauf konzentrieren, was mein Blut ihm verraten würde.
    »Was ist Blut, wenn nicht Feuer und Wasser?«, murmelte ich. Ich rief den Wind an, den Fall des Tropfens zu verlangsamen. Und die Macht der Luft war so groß, dass sie die Blutsperle gefrieren ließ und sie als scharfer Kristall auf Hubbards Zunge landete. Erschrocken schlug der Vampir die Augen auf.
    »Nur ein einziger Tropfen.« Der Wind hatte das Blut an meinem Arm zu einem roten Labyrinth über den blauen Adern getrocknet. »Ihr seid ein Mann Gottes, ein Mann, der zu seinem Wort steht, habe ich recht, Vater Hubbard?«
    Corras Schwanz löste sich von meiner Taille. Bis jetzt hatte sie damit verhindert, dass unser Baby etwas von diesem schmutzigen Handel mitbekam, doch nun schien sie Hubbard damit bewusstlos schlagen zu wollen.
    Langsam zog ich den Arm zurück. Hubbard war kurz davor, ihn an seinen Mund zu zerren. Ich sah ihm das Verlangen genauso deutlich an, wie ich Edward Kelley angesehen hatte, dass er mich mit seinem Stock verprügeln wollte. Aber er hielt sich zurück. Ich flüsterte einen weiteren kurzen Spruch, um die Wunde zu schließen, und wandte mich wortlos ab.
    »Gott wird es mir zuflüstern«, hörte ich Hubbard leise sagen, »wenn Ihr wieder nach London kommt. Und wenn Er es will, werden wir uns wiedersehen. Aber merkt Euch eines. Wohin Ihr von nun an auch geht, bis zu Eurem Tod wird ein kleiner Teil von Euch in mir weiterleben.«
    Ich hielt an und drehte mich noch einmal um. Seine Worte klangen bedrohlich, aber seine Miene wirkte nachdenklich, fast traurig. Hastig verließ ich die Krypta, um möglichst weit weg von Andrew Hubbard zu kommen.
    »Adieu, Diana Bishop«, rief er mir nach.
    Erst auf halbem Weg durch die Stadt begriff ich, dass Vater Hubbard, so wenig er auch aus meinem Blutstropfen erfahren haben mochte, doch meinen wahren Namen kannte.
    Als ich ins Hart and Crown zurückkehrte, waren Walter und Matthew damit beschäftigt, einander anzuschreien. Raleighs Stallbursche konnte sie ebenfalls hören. Er stand im Hof, hielt die Zügel von Walters schwarzem Riesenpferd und lauschte den streitenden Stimmen, die aus den offenen Fenstern drangen.
    »Das bedeutet meinen Tod – und ihren ebenfalls! Niemand darf erfahren, dass sie ein Kind unter dem Herzen trägt!« Seltsamerweise sagte Walter das.
    »Ihr könnt nicht die Frau, die Ihr liebt, und Euer eigenes Kind im Stich lassen, Walter, nur um der Königin die Treue zu halten. Elisabeth wird herausfinden, dass Ihr sie betrogen habt, und dann ist Bess für alle Zeiten verloren.«
    »Was erwartet Ihr denn von mir? Dass ich sie heirate? Man wird mich verhaften, wenn ich das ohne Erlaubnis der Königin tue.«
    »Ihr werdet überleben, was auch geschieht«, erklärte Matthew knapp. »Anders als Bess, wenn Ihr der Frau Euren Schutz entzieht.«
    »Wie könnt Ihr nach all den Lügen, die Ihr über Diana erzählt habt, behaupten, Euch läge etwas an Ehrlichkeit in der Ehe? Es ist nicht lange her, da habt Ihr darauf bestanden, verheiratet zu sein, und uns gleichzeitig schwören lassen, genau das abzustreiten, sollten fremde Hexen oder Wearhs allzu neugierige Fragen stellen.« Walter senkte die Stimme, aber er klang darum nicht weniger wütend. »Und Euch soll ich glauben, Ihr werdet dorthin zurückkehren, woher Ihr kamt, und sie dort als Euer Weib anerkennen?«
    Ich huschte unbemerkt in den Raum.
    Matthew zögerte.
    »Das dachte ich mir«, sagte Walter. Er streifte die Handschuhe über.
    »So wollt ihr Abschied voneinander nehmen?«, fragte ich.
    »Diana«, stellte Walter tonlos fest.
    »Hallo, Walter. Euer Reitknecht wartet unten neben Eurem Pferd.«
    Er wollte schon zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Nehmt Vernunft an, Matthew. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Kredit bei Hof zu verspielen. Bess weiß besser als jede andere, wie gefährlich die Königin im Zorn werden kann. Am Hof Elisabeths bleibt das Glück flüchtig, die Ungnade hingegen währt ewiglich.«
    Matthew sah seinem Freund nach, der die Treppe hinunterpolterte. »Gott vergebe mir. Als ich zum ersten Mal hörte, was er vorhatte, hielt ich das für einen klugen Plan. Die arme Bess.«
    »Was wird aus ihr,

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