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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Neffe? Lass mich raten. Er ist Baldwins Sohn!« Gallowglass war fast so muskelbepackt wie Matthews rothaariger Bruder – und genauso hartnäckig. Ich kannte noch drei weitere de Clermonts: Godfrey, Louisa und Hugh (der immer nur kurz und beiläufig erwähnt wurde). Gallowglass konnte zu jedem der drei gehören – oder zu jemand anderem aus Matthews weit verzweigten Stammbaum.
    »Baldwin?« Gallowglass schauderte leise. »Selbst bevor ich zum Wearh wurde, war ich klug genug, dieses Monster nicht in die Nähe meines Halses zu lassen. Mein Vater war Hugh de Clermont. Und zu deiner Information, meine Vorfahren waren Úlfhéðnar, keine Berserker. Und ich bin nur zum Teil Norweger – und zwar zum sanften Teil. Ansonsten bin ich Schotte, von der Küste gegenüber Irland.«
    »Ein typischer jähzorniger Schotte«, ergänzte Hancock.
    Gallowglass kommentierte die Bemerkung seines Begleiters, indem er kurz an seinem Ohr zupfte. Im Licht funkelte ein goldener Ring, in den die Umrisse eines Sarges graviert waren. Ein Mann stieg aus dem Sarg, und am Rand war ein Spruch zu erkennen.
    »Ihr seid ein Ritter.« Ich suchte nach einem entsprechenden Ring an Hancocks Finger. Da saß er, eigenartig hoch an seinem Daumen. Damit hatte ich endlich den Beweis, dass Matthew auch an der Führung des Lazarusordens beteiligt war.
    »Nun ja«, bekannte Gallowglass gedehnt und klang dabei plötzlich so schottisch, wie er zu sein behauptete, »was das betrifft, waren die Meinungen seit jeher geteilt. Für glänzende Rüstungen sind wir weniger geschaffen, nicht wahr, Davy?«
    »Wie wahr. Aber die de Clermonts haben tiefe Taschen. Einem solchen Angebot kann man nur schwer widerstehen«, bemerkte Hancock, »vor allem wenn einem gleichzeitig ein langes Leben versprochen wird, um es zu genießen.«
    »Außerdem sind sie unerschrockene Kämpfer.« Gallowglass massierte wieder seine Nasenwurzel. Sie wirkte platt, als wäre sie gebrochen worden und nicht richtig verheilt.
    »Oh, aye. Die Schufte töteten mich, bevor sie mich retteten. Und heilten dabei gleich mein schlimmes Auge«, erklärte Hancock fröhlich und zeigte dabei auf sein lahmes Lid.
    »Dann seid ihr den de Clermonts treu ergeben.« Ich atmete erleichtert auf. Angesichts der sich anbahnenden Katastrophe hatte ich Gallowglass und Hancock eindeutig lieber als Verbündete denn als Feinde.
    »Nicht immer«, schränkte Gallowglass düster ein.
    »Und nicht Baldwin. Er ist ein Schurke, wie er im Buche steht. Und Matthew gehorchen wir ebenso wenig, wenn er wieder mal närrisch wird.« Hancock schniefte und deutete auf den Honigkuchen, der vergessen auf dem Tisch lag. »Isst den noch jemand, oder können wir ihn ins Feuer werfen? Mir wird übel, so gefangen zwischen Matthews Duft und dem Geruch von Charles’ Essen.«
    »Statt über Stammbäume zu plaudern, sollten wir angesichts der bald eintreffenden Besucher unsere Zeit lieber darauf verwenden, einen Plan zu schmieden«, mischte sich Walter ungeduldig ein.
    » Jesu , wir haben keine Zeit mehr, einen Plan zu schmieden«, widersprach Hancock fröhlich. »Matthew und seine Lordschaft sollten stattdessen lieber beten. Immerhin sind es Männer Gottes. Vielleicht erhört Er uns ja.«
    »Oder die Hexe könnte einfach wegfliegen«, murmelte Gallowglass. Er hob kapitulierend die Hände, als Matthew ihn zornig anstarrte.
    »O nein, das kann sie nicht.« Alle Blicke richteten sich auf Marlowe. »Sie kann nicht einmal Matthew einen Bart anhexen.«
    »Du hast dich gegen alle ehernen Verbote der Kongregation mit einer Hexe eingelassen, und dann kann sie nicht mal hexen? « Es war schwer zu sagen, ob Gallowglass empört oder fassungslos war. »Ein Weib, das einen Sturm heraufbeschwören oder deinem Feind schreckliche Hautgeschwüre anhexen kann, hat gewisse Vorzüge, das gebe ich gern zu. Aber wer braucht eine Hexe, die ihrem Gemahl nicht einmal als Barbier dienen kann?«
    »Nur Matthew würde so töricht sein, eine Hexe von weiß Gott woher zu heiraten, die nicht einmal hexen kann«, murmelte Hancock Walter zu.
    »Ruhe, allesamt!«, brach es aus Matthew heraus. »In diesem Geschnatter kann man keinen vernünftigen Gedanken fassen. Es ist nicht Dianas Schuld, dass sie nicht auf Kommando zaubern kann. Meine Gemahlin war durch einen Zauber gebunden. Und damit Schluss. Wenn noch einer in diesem Raum mein Urteil anzweifelt oder Diana kritisiert, dann reiße ich ihm das Herz heraus und zwinge ihn, es aufzuessen, noch bevor es zu schlagen aufgehört hat.«
    »So

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