Wo die Nacht beginnt
konzentriert und verriet nicht einmal mit einem Wimpernzucken, dass er seinem Vater zuhörte.
»Ich habe an Diana gedacht. Weder Erde noch Ozean bringt ein Wesen hervor, das so wild und monströs ist wie eine Frau«, erklärte Philippe sorgenvoll.
Matthew hechtete sich auf ihn und ließ die Klinge atemberaubend schnell auf die Kehle seines Vaters zufliegen. Ich blinzelte, und im selben Moment war Philippe unter der Klinge durchgetaucht. Er erschien hinter Matthew und versuchte dessen Wade zu durchtrennen.
»Du kämpfst heute Morgen recht stürmisch. Ist etwas?«, wollte Philippe wissen. Diese Bemerkung sicherte ihm die Aufmerksamkeit seines Sohnes.
»Mein Gott, du bist unmöglich. Ja. Es ist etwas«, zischte Matthew zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er schlug wieder zu, doch das Schwert glitt an Philippes blitzschnell erhobenem Schild ab. »Deine ständigen Einmischungen treiben mich in den Wahnsinn.«
»Wen die Götter vernichten wollen, den schlagen sie mit Wahnsinn.« Philippes Bemerkung ließ Matthew stutzen. Philippe nutzte den Moment und klatschte ihm die Klinge mit der Breitseite auf den Rücken.
Matthew fluchte. »Hast du deine Zitate endlich aufgebraucht?«, wollte er wissen. Dann entdeckte er mich.
Danach geschah alles innerhalb einer Sekunde. Matthew richtete sich aus seiner geduckten Kampfhaltung auf, den Blick auf den Heuboden gerichtet, wo ich stand. Philippes Schwert schoss vor, drehte sich und schlug Matthew dessen Waffe aus der Hand. Nachdem Philippe beide Waffen in seinen Besitz gebracht hatte, warf er Matthews gegen die Wand und presste sein Schwert gegen dessen Kehlkopf.
»Ich habe dich besser zu kämpfen gelehrt, Matthaios. Du denkst nicht. Du blinzelst nicht. Du atmest nicht. Wenn du zu überleben versuchst, dann reagierst du nur noch.« Philippe hob die Stimme. »Komm herunter, Diana.«
Der Schmied half mir betreten zu einer Leiter. Jetzt bist du dran , versprach seine Miene. Ich kletterte hinter Philippes Rücken nach unten.
»Hast du ihretwegen verloren?«, wollte Philippe wissen und presste dabei die Klinge in das Fleisch seines Sohnes, bis ein dünnes Blutrinnsal erschien.
»Ich weiß nicht, was du meinst. Lass mich los.« Matthews Blick wurde tintenschwarz, und er krallte die Hände in die Brust seines Vaters. Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
Ein glänzendes Objekt flog pfeilschnell auf mich zu und glitt zwischen meinem linken Arm und meinem Rumpf durch. Philippe hatte eine Waffe auf mich geschleudert, ohne sich auch nur zum Zielen umzudrehen, trotzdem hatte sie meine Haut nicht einmal aufgekratzt. Der Dolch pinnte mein Gewand an eine Leitersprosse, und als ich den Arm loszerrte, riss der Stoff über dem Ellbogen, sodass meine gezackte Narbe zum Vorschein kam.
»Genau das meine ich. Hast du den Blick von deinem Gegner abgewandt? Wärst du darum um ein Haar gestorben und Diana mit dir?« Philippe war wütender, als ich ihn je erlebt hatte.
Matthews Blick zuckte wieder zu mir herüber. Der kurze Moment reichte Philippe, um einen weiteren Dolch aus seinem Stiefelschaft zu ziehen. Er rammte ihn in Matthews Schenkel.
»Konzentriere dich auf den Mann, der dir die Klinge an die Kehle drückt. Sonst ist sie tot.« Dann sprach Philippe mich an, ohne sich dabei umzudrehen. »Und Ihr, Diana, solltet Euch von Matthew fernhalten, wenn er kämpft.«
Matthew sah seinen Vater an, und aus den schwarzen Augen mit den riesigen Pupillen strahlte blanke Verzweiflung. Ich hatte ihn schon öfter so erlebt, und gewöhnlich bedeutete dieser Blick, dass er gleich die Beherrschung verlor. »Lass mich los. Ich muss zu ihr. Bitte.«
»Du musst aufhören, ständig in die Vergangenheit zu blicken, und stattdessen endlich akzeptieren, wer du bist – ein Manjasang -Krieger, der für seine Familie einstehen muss. Hast du dir wirklich überlegt, was der Ring deiner Mutter verspricht, bevor du ihn an Dianas Finger gesteckt hast?«, fragte Philippe lauter.
»Mein ganzes Leben und dessen Ende. Und die Mahnung, die Vergangenheit nicht zu vergessen.« Matthew versuchte, nach seinem Vater zu treten, aber Philippe hatte das schon geahnt und drehte das Messer, das immer noch im Bein seines Sohnes steckte. Matthew zischte vor Schmerz.
»Bei dir ist es immer das Dunkel, niemals das Licht.« Philippe fluchte. Er ließ das Schwert fallen, stieß es mit dem Fuß weg, sodass Matthew es nicht erreichen konnte, und spannte gleichzeitig die Finger um den Hals seines Sohnes. »Seht Ihr seine Augen,
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