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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Bürde des Amtes ersparen. Was sind die Wünsche eines einzelnen Mannes gegen den Ehrgeiz eines Philip von Spanien, vereint mit dem eines Philippe de Clermont?«
    Philippes Hand zuckte an seinen Gürtel. Aus Matthews Richtung hörte ich ein lautes Klatschen. Matthew hatte zwischen den Handflächen eine Dolchklinge gefangen, deren Spitze auf seine Brust zielte.
    »Seine Heiligkeit kann warten.« Philippe besah sich die Position seiner Waffe. »Ich hätte auf Diana zielen sollen. Dann hättest du dich schneller bewegt.«
    »Verzeih mir, dass ich dich enttäuscht habe«, erwiderte Matthew eisig vor Wut. »Es wurde schon länger kein Messer auf mich geworfen. Ich fürchte, ich bin aus der Übung.«
    »Wenn du nicht in der Scheune bist, bevor die zweite Stunde schlägt, dann komme ich dich holen. Und dann habe ich nicht nur diesen Dolch dabei.« Er zupfte ihn aus Matthews Griff und brüllte nach Alain, der direkt hinter ihm stand.
    »Niemand soll in die Scheune gehen, solange ich es nicht befehle«, kommandierte Philippe und rammte die Waffe wieder in die Lederscheide.
    »Ich hatte das schon vorhergesehen, Sieur.« Mehr Widerspruch würden wir nie aus Alains Mund hören.
    »Ich habe es satt, ständig von so viel Testosteron umgeben zu sein. Es ist mir gleich, was Ysabeau von Hexen hält, ich wünschte, sie wäre hier. Und bevor Ihr fragt, was Testosteron ist – damit seid Ihr gemeint.« Ich zielte mit dem Finger auf Philippe. »Und Euer Sohn ist nicht viel besser.«
    »Die Gesellschaft von Frauen, wie?« Philippe zupfte an seinem Bart und blickte seinen Sohn an. Ich konnte ihm ansehen, dass er überschlug, wie weit er seinen Sohn noch treiben konnte. »Warum ist mir das nicht früher eingefallen? Während wir darauf warten, dass Dianas Hexe eintrifft, sollten wir sie zu Margot schicken, damit sie lernt, sich wie eine französische Dame zu benehmen.«
    »Was Louis und Margot in Usson treiben, ist schlimmer als alles, was ihnen in Paris eingefallen ist. Diese Frau ist bestimmt kein Vorbild, und schon gar nicht für meine Gemahlin«, erklärte Matthew seinem Vater finster. »Wenn die beiden sich nicht in Acht nehmen, wird sich bald herumsprechen, dass Louis’ so sorgsam arrangierte und sündteure Ermordung nur ein Schwindel war.«
    »Für jemanden, der mit einer Hexe verheiratet ist, urteilst du recht vorschnell über die Leidenschaften anderer, Matthaios. Louis ist dein Bruder.«
    Die Göttin steh uns bei, schon wieder ein Bruder.
    »Leidenschaften?« Matthew zog eine Braue hoch. »So nennst du es, wenn man eine ganze Kompanie von Frauen und Männern durch sein Bett treibt?«
    »Es gibt zahllose Arten zu lieben. Was Margot und Louis tun, geht dich nichts an. In Louis’ Adern fließt Ysabeaus Blut, darum werde ich immer zu ihm stehen – genau wie zu dir, trotz deiner beträchtlichen Übertretungen.« Philippe verschwand mit schwindelerregender Geschwindigkeit aus dem Raum.
    »Wie viele de Clermonts gibt es eigentlich? Und warum sind es immer nur Männer?«, wollte ich wissen, als es wieder still geworden war.
    »Weil Philippes Töchter einen solchen Schrecken verbreiten, dass wir einen Familienrat abgehalten und ihn gebeten haben, keine mehr zu erschaffen. Stasia kann mit ihrem Blick Farbe von der Wand abblättern lassen, aber verglichen mit Verin ist sie geradezu harmlos. Und was Freyja angeht … Also, die hat Philippe nicht ohne Grund nach einer nordischen Göttin benannt.«
    »Das klingt ja wunderbar.« Ich setzte einen flüchtigen Schmatz auf seine Wange. »Du kannst mir später von ihnen erzählen. Ich gehe jetzt in die Küche und versuche den löchrigen Kessel zu flicken, den Marthe einen Destillierkolben schimpft.«
    »Ich könnte ihn für dich untersuchen. Ich kenne mich mit Laborausrüstungen aus«, bot Matthew mir an. Er wollte nur zu gern etwas tun, das ihn von Philippe und seiner mysteriösen Scheune ablenkte. Ich verstand ihn, trotzdem konnte er seinem Vater nicht so einfach ausweichen. Philippe würde in meine Rezeptur eindringen und ihn dort zur Rede stellen.
    »Das ist nicht nötig«, erklärte ich ihm über die Schulter hinweg und ging aus dem Raum. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
    Nichts hatte ich unter Kontrolle, wie sich herausstellte. Meine achtjährigen Blasebalgbuben hatten das Feuer ausgehen lassen, aber erst nachdem die Flammen so hoch geschlagen waren, dass sie im Destillierkolben einen schwarzen Bodensatz eingebrannt hatten. Während Thomas, der vertrauenswürdigere meiner beiden jungen

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