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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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dich wie immer, wenn du getötet hast und es bereust: schuldbewusst, ausweichend, zerstreut«, erklärte Philippe. » Te absolvo, Matthaios.«
    »Ich werde Diana von hier wegbringen«, erklärte Matthew plötzlich ganz klar. »Wir werden beide abreisen, Philippe.«
    »Nein. Wir werden uns dem gemeinsam stellen, und zwar zu dritt.« Aus Philippes Miene sprach tiefes Mitgefühl. Ich hatte mich getäuscht. Philippe hatte nicht Matthew, sondern dessen Schuldgefühle zu brechen versucht. Philippe hatte seinen Sohn keineswegs im Stich gelassen.
    »Nein!« Matthew versuchte sich aus Philippes Griff zu winden. Aber Philippe war stärker.
    »Ich vergebe dir«, wiederholte sein Vater und umklammerte seinen Sohn in einer Umarmung. »Ich vergebe dir.«
    Matthew schauderte, erbebte von Kopf bis Fuß und erschlaffte dann, als hätte ihn ein böser Geist verlassen. » Je suis désolé«, flüsterte er kaum hörbar unter dem Ansturm der Gefühle. »Es tut mir so leid.«
    »Und ich habe dir vergeben. Jetzt musst du es hinter dir lassen.« Philippe gab seinen Sohn frei und sah mich an. »Kommt zu ihm, Diana, aber ganz vorsichtig. Er ist immer noch nicht er selbst.«
    Ich hörte nicht auf Philippe und eilte zu Matthew. Er nahm mich in die Arme und atmete meinen Duft ein, als könnte mein Geruch seinen Zorn zügeln. Pierre kam ebenfalls auf uns zu, sein Arm war bereits verheilt. Er reichte Matthew ein Tuch für die blutigen Hände. Matthews wilder Blick hielt seinen Diener auf Abstand, sodass das weiße Tuch wie eine Kapitulationsflagge zwischen ihnen hing. Philippe zog sich ein paar Schritte zurück, und Matthews Kopf flog bei der plötzlichen Bewegung herum.
    »Das sind nur dein Vater und Pierre«, erklärte ich Matthew und nahm sein Gesicht in meine Hände. Ganz langsam zogen sich die schwarzen Augen zusammen. Erst erschien die Iris als dunkelgrüner Ring, dann zeigte sich ein grauer Splitter und zuletzt das blasse Seladongrün, das die Pupille umrahmte.
    »Christus.« Matthew klang angewidert. Er nahm meine Hände von seinem Gesicht. »So habe ich schon ewig nicht mehr die Kontrolle verloren.«
    »Du bist schwach, Matthew, und dein Blutrausch bricht viel zu schnell aus. Wenn du so reagieren würdest, falls die Kongregation dir das Recht aberkennen sollte, mit Diana zusammen zu sein, dann wärst du verloren. Es darf kein Zweifel daran bestehen, dass sie eine de Clermont ist.« Philippe zog den Daumen langsam über die unteren Schneidezähne. Dunkles Blut quoll aus der Wunde. »Komm her, Kind.«
    »Philippe!« Matthew hielt mich fassungslos zurück. »Du hast noch niemals …«
    »Niemals ist eine sehr lange Zeit. Behaupte nicht, mehr über mich zu wissen, als du wirklich weißt, Matthaios.« Philippe sah mich ernst und prüfend an. »Du hast nichts zu befürchten, Diana.« Ich sah Matthew an, um mich zu vergewissern, dass das keinen neuerlichen Blutrausch auslösen würde.
    »Geh zu ihm.« Matthew gab mich frei, und alle Augen auf dem Heuboden waren gespannt auf mich gerichtet.
    »Die Manjasang erschaffen ihre Familien durch den Tod und das Blut«, setzte Philippe an, als ich vor ihm stand. Bei seinen Worten durchfuhr mich nackte Angst. Er zog seinen Daumen über mein Gesicht, in einem langsamen Schwung, der knapp unter meinem Haaransatz in der Mitte meiner Stirn begann, sich an meiner Schläfe entlangzog und an der Braue endete. »Mit diesem Zeichen bist du tot, ein Schatten unter den Lebenden ohne Clan oder Sippschaft.« Philippes Daumen kehrte an den Ausgangspunkt zurück, dann zog er auf der anderen Gesichtshälfte ein ähnliches Zeichen, das aber zwischen meinen Brauen endete. Mein Hexenauge kribbelte unter dem kühlen Vampirblut. »Mit diesem Zeichen bist du wiedergeboren als meine mit Blut gezeichnete Tochter und auf ewig ein Teil meiner Familie.«
    Auch in Heuschobern gab es Ecken. Unter Philippes Worten flammten farbig schimmernde Stränge auf – nicht nur blau und bernsteingelb, sondern auch grün und golden. Das Geräusch, das die Stränge von sich gaben, steigerte sich zu einem leisen, protestierenden Sirren. Schließlich wartete in einer anderen Zeit eine andere Familie auf mich. Aber schon bald blendete das wohlwollende Gemurmel in der Scheune das Geräusch aus. Philippe sah zum Heuboden auf, als hätte er das Publikum bis dahin nicht bemerkt.
    »Und was euch betrifft – Madame hat Feinde. Wer von euch ist bereit, für sie einzustehen, wenn Milord es nicht kann?« Diejenigen, die halbwegs Englisch sprachen,

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