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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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wieder daraus zurück. Listen wurden abgehakt und Waren auf Qualität geprüft. Annemarie beobachtete, wie ein Mitarbeiter einen Sack mit Kaffee anstach und eine Handvoll Bohnen in seine Handfläche gleiten ließ. Er roch daran und nickte zufrieden. Der Sack wurde wieder zurück auf den Karren geladen und ins Lagerhaus gebracht.
    Annemarie hatte sich ein paarmal auf eigene Faust im Kontor umgesehen. Staunend und mit großen Augen war sie durch die Gänge geschlendert. Sie hatte sich überhaupt nicht sattsehen können an den leuchtenden Farben der Stoffe und Teppiche. Eingehüllt in ein überwältigendes Potpourri von Düften blickte sie in jede Kiste und in jeden Krug. Sie war sich gar nicht darüber klar gewesen, dass es so viele verschiedene Gewürze und Kräuter gab.
    Vielleicht war es nicht das Schlechteste, einen Ehemann zu haben, der sie die meiste Zeit über in Ruhe ließ, überlegte sie nun. Auf diese Weise konnte sie ungestört ihre neue Welt erforschen. Dennoch war sie enttäuscht. Ganz einfach, weil sie sich das Eheleben doch ein kleines bisschen anders vorgestellt hatte.
    Gehörte es nicht dazu, dass man sich liebte und den Ehepartner auf Händen trug?
    Nun, sie wusste, was Celia sagen und wie sie ihr zierliches Näschen dabei krausen würde: „ Das sind doch romantische Träumereien. Solange er dir ein bequemes Leben bietet, kann dir alles andere doch egal sein .“
    Allerdings waren das Prioritäten, wie Celia sie setzte. Für Annemarie zählten andere Dinge. Sie sehnte sich nach etwas, das sie nicht wirklich in Worte zu fassen vermochte.
    Etwas Tiefes.
    Großes.
    Etwas, das das Herz berührte.
    Sei nicht albern! Du hast es gut, lebst in einem behaglichen Haus an einem der schönsten Orte auf dieser Erde. Es gibt unzählige Menschen, die mit Freuden deinen Platz einnähmen. Und was tust du?
    Sie atmete tief durch und trat vom Fenster weg. Ja, sie hatte es gut. Und das stand auch in den Briefen, die sie regelmäßig nach Hause schickte. Darin berichtete sie ihrer Familie von den exotischen Pflanzen, den fremden Gerüchen und den freundlichen Menschen ihrer neuen Heimat. Dass ihr Ehemann ihr die kalte Schulter zeigte, brauchten ihre Eltern nicht unbedingt zu erfahren. Ebenso wenig wie sie etwas über die anderen Schattenseiten ihres Lebens auf Sansibar wissen mussten.
    Da sich ihr Mann aber nicht um sie kümmerte, musste Annemarie sich eben selbst eine Beschäftigung suchen. Und was lag näher, als sich im Familienunternehmen zu engagieren?
    Genau darüber wollte sie jetzt mit Laurenz sprechen. Wie sie ihren Schwiegervater kannte, würde er ihr Anliegen wohlwollend überdenken. Zum Glück gehörte er nicht zu den Männern, die Frauen schon von vorneherein die Fähigkeit absprachen, geschäftliche Dinge zu durchschauen.
    Annemarie besaß ein gutes Verständnis für Zahlen. Schon zu Hause in Hamburg hatte sie ihrem Vater oft im Büro geholfen, wenn Not am Mann war. Sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, die dies ganz und gar nicht gerne sah. Sie empfand es als unschicklich, dass ein junges Mädchen sich mit solchen Dingen befasste.
    „Als Frauen haben wir genügend Aufgaben, ohne dass wir uns noch zusätzlich mit Dingen belasten müssten, von denen wir ohnehin nichts verstehen“, hatte Carola Derksen stets gepredigt. „Glaube nur nicht, dass die Führung eines großen Haushalts ein Kinderspiel ist. Wir sollten das Geldverdienen unseren Männern überlassen, mein Kind, und lieber etwas tun, was unserer weiblichen Natur entspricht: unseren Männern ein behagliches Nest zu schaffen.“
    Doch da im Haus der Rosenthals Butler Wilhelm den Haushalt führte, gab es für Annemarie kaum etwas zu tun. Und ihr Mann zeigte auch kein Interesse daran, sich von ihr ein „behagliches Nest“ schaffen zu lassen. Also konnte sie sich ebenso gut mit etwas beschäftigen, für das sie sich wirklich interessierte.
    Sie konnte nur hoffen, dass Laurenz ihr eine Chance gab.
    Als sie den Korridor zu seinem Arbeitszimmer hinaufging, hörte sie jedoch schon von Weitem, dass ihr Schwiegervater nicht allein war.
    „Ich denke gar nicht daran, dir die Leitung der Firma zu übertragen“, hörte sie Laurenz wettern. „Du hast mir bisher in keiner Weise gezeigt, dass du dazu fähig bist, mein Sohn!“
    Annemarie wusste, dass man fremde Gespräche eigentlich nicht belauschte, doch sie wollte wissen, warum ihr Mann und ihr Schwiegervater miteinander stritten.
    Sie trat dicht an die Tür, die einen Spalt offen stand. Durch diesen Spalt

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