Wo die Nelkenbaeume bluehen
verstand, und befreite ihren Sohn aus Stephens Griff.
Der achtete gar nicht auf die andere Frau. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Lena. „Das haben Sie sich ja fein ausgedacht!“, herrschte er sie an. „Wie skrupellos sind Sie eigentlich? Schicken einen kleinen Jungen vor, damit er für Sie die Kohlen aus dem Feuer holt. Aber damit kommen Sie nicht durch! Die Polizei wird sich sicher für Ihre sauberen Methoden interessieren …“
Verwirrt starrte Lena ihn an. Dann wieder Hashim. „Kann mir vielleicht einmal jemand erklären, was hier gespielt wird?“
„Das würde ich allerdings auch gern wissen!“ Aaliyah funkelte Stephen wütend an. „Wie kommen Sie dazu, meinen Sohn so herumzuschubsen?“
Er bedachte sie mit einem abfälligen Blick. „Wollen Sie mir jetzt etwa allen Ernstes weismachen, dass Sie hiermit“, er vollführte eine alles umfassende Geste, „nichts zu tun haben?“
Langsam fing Lena an, sich über ihn zu ärgern. „Wenn Sie bitte die Güte hätten, mir dieses Hiermit etwas näher zu erläutern? Was geht hier überhaupt vor? Ich verstehe langsam überhaupt nichts mehr!“
„Sie weiß wirklich nichts, Mr Alistair“, meldete sich nun erstmals Hashim zu Wort. Er klang so zerknirscht, dass er Lena unwillkürlich leidtat. „Die ganze Sache war allein meine Idee.“
„Welche Sache, verdammt?“ Aaliyah stand jetzt offensichtlich kurz vorm Explodieren. „Ich will endlich wissen, wovon hier eigentlich die Rede ist!“
„Nichts leichter als das“, entgegnete Stephen ungerührt. „Unser junger Freund hier hat mit ein paar Helfershelfern die Reifen meines Wagens zerstochen, das ist los!“
„Was?“ Entgeistert riss Lena die Augen auf, und Aaliyah schlug die Hand vor den Mund und schrie unterdrückt auf. „Hashim, das ist doch nicht wahr, oder?“
Der Junge zeichnete mit der Fußspitze unsichtbare Muster auf den Steinboden und schwieg.
„Hashim?“
Schließlich seufzte er und blickte auf. „Doch, es stimmt. Aber es war allein meine Idee. Die anderen hatten damit nichts zu tun!“
Aaliyah ließ einen Sturm wütender Worte in ihrer Muttersprache auf ihren Sohn niederregnen. Dann änderte sich ihre Stimmung schlagartig, und Aaliyah begann zu schluchzen.
Lena konnte nur entsetzt den Kopf schütteln. „Um Himmels willen, Junge, was hast du dir dabei bloß gedacht? Wieso hast du das getan?“
„Ich wollte, dass Sie die Farm kaufen und nicht er.“ Bockig verschränkte er die Arme vor der Brust, doch ein Blick auf seine verzweifelte Mutter ließ seinen Trotz schwinden. Er schien jetzt selbst den Tränen nah. „Was sollte ich denn machen?“, fragte er. „Ich hab gehört, wie ihr alle darüber gesprochen habt: Wenn der Engländer die Farm kriegt, dann müssen wir uns ein neues Zuhause suchen. Und das will ich nicht! Die Farm ist doch mein Zuhause!“
Stephen wirkte noch immer zornig und misstrauisch, was Lena nicht wunderte. Immerhin versuchte er nun schon seit Jahren, die Bennett-Farm zu kaufen. Und nun, wo sein Ziel endlich in greifbare Nähe gerückt war, machte ihm ein kleiner Junge mit seinen Freunden einen Strich durch die Rechnung. Natürlich war er darüber alles andere als begeistert. Doch sie sah ihm an, dass sich in seine Wut zumindest ein klein wenig Verständnis für Aaliyahs Jungen mischte.
Auch Lena selbst konnte gut nachvollziehen, was in Hashim vorgegangen sein musste. Er mochte es nicht gern hören, aber er war noch ein Kind. Und die Vorstellung, dass man ihn aus seiner gewohnten Umgebung, in der er aufgewachsen war, reißen könnte, musste ihn zutiefst erschreckt haben. Natürlich rechtfertigte das nicht die Mittel, die er angewendet hatte. Wenn sie auch eingestehen musste, dass sein Vorhaben erfolgreich gewesen war. Lena hatte den Zuschlag für die Farm bekommen, nicht Stephen.
Seufzend fuhr Stephen sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Wie dem auch sei, es wird wohl am besten sein, wenn die Polizei sich mit der ganzen Angelegenheit befasst. Ich …“
„Nein!“, platzte es aus Aaliyah heraus, und auch Lena schüttelte energisch den Kopf.
„Bitte“, sagte sie. „Tun Sie das nicht.“
Stephen hob eine Braue. „Sie erwarten hoffentlich nicht allen Ernstes von mir, dass ich den Jungen mit dieser Aktion einfach so davonkommen lasse? Vor allem, da ich immer noch nicht weiß, wer ihn dazu angestiftet hat.“
Lena tätschelte beruhigend Aaliyahs Schulter und bedachte Hashim mit einem scharfen Blick. „Du bleibst hier bei deiner Mutter und rührst
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