Wo die Nelkenbaeume bluehen
Angebot überrascht war, hatte sie in ihm doch bisher praktisch eine Art Teufel in Menschengestalt gesehen.
Sie schaffte es sogar, ihre Feindseligkeit ihm gegenüber für den Augenblick zu vergessen, und schüttelte Stephen die Hand. „Ein paar von uns haben überlegt, am nächsten Wochenende ein kleines Fest für Lena zu veranstalten – zum Dank für ihre Bemühungen zur Rettung der Spice-Farm. Ich weiß zwar, dass dies für Sie ein wenig erfreulicher Anlass ist, aber vielleicht darf ich Sie als Zeichen meiner Dankbarkeit trotzdem dazu einladen?“
Stephen lächelte süffisant. „Ich komme gern.“
Lena schluckte. Sie hatte bisher nichts von der geplanten Feier gewusst, doch man würde mit Sicherheit von ihr erwarten, dass sie erschien. Die Vorstellung, dass Stephen ebenfalls dort sein würde, brachte ihre Nerven zum Flattern. Sie konnte nur hoffen, dass es ihr gelingen würde, ihm die meiste Zeit aus dem Weg zu gehen.
Seine Gegenwart irritierte sie. Er hatte etwas an sich, dass es ihr schwer machte, in seiner unmittelbaren Nähe einen klaren Gedanken zu fassen. Es schien nur zwei Reaktionen zu geben, die er in ihr hervorrief: Entweder sie regte sich furchtbar über ihn auf, oder sie träumte davon, in seine Arme zu sinken und die Welt um sich herum zu vergessen.
Scham ließ ihre Wangen brennen. Was waren das für absurde Gedanken! Und wie schrecklich pietätlos waren sie angesichts der Tatsache, dass sie Andy gerade einmal ein halbes Jahr zuvor zu Grabe getragen hatte!
Ein Grund mehr, sich so weit wie irgend möglich von Stephen Alistair fernzuhalten!
Doch für den Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Und vermutlich war es auch nur die Aufregung darüber, dass sie die Farm ersteigert hatte, die sie so aus dem Konzept brachte.
Sie, Lena Bluhm, war die neue Besitzerin der Bennett’s Clove and Spice Farm – sie konnte es selbst noch immer kaum glauben!
Während der Rückfahrt nach Jambiani bemühte Stephen sich, nicht nach vorne zum Fahrersitz zu schauen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Hashim, der neben ihm auf der Rückbank saß. Er trug die Kopfhörer eines altertümlichen Walkmans auf den Ohren und bewegte sich im Takt der Musik, die nur er hören konnte.
Widerwillig hatte Stephen das Angebot Aaliyahs, ihn mitzunehmen, angenommen. Widerwillig vor allem deshalb, weil er auf diese Weise genötigt war, eine halbe Stunde zusammen mit Lena auf engstem Raum zu verbringen.
Eine halbe Stunde. Das waren dreißig Minuten. Eintausendachthundert Sekunden. Und jede einzelne von ihnen schien sich zu einer kleinen Ewigkeit auszudehnen.
Verstohlen versuchte er, seine Beine in eine etwas bequemere Position zu bringen. Vergebliche Liebesmüh. Der Fahrersitz vor ihm war so weit zurückgestellt, dass seine Knie sich in die Polsterung bohrten. Der einzige Weg, etwas an seiner beengten Situation zu ändern, war, Lena zu bitten, ein Stück nach vorne zu rutschen.
Den Teufel werde ich tun!
Er wandte den Kopf, und sein Blick begegnete dem ihren im Rückspiegel. Ihre faszinierenden smaragdgrünen Augen hielten ihn gefangen. Mit aller Macht wollte er wegschauen, diese seltsame Starre abschütteln, die ihn befallen hatte. Doch es gelang ihm erst, als sie den Blick wieder auf die Straße richtete.
Verdammt!
Was war bloß in ihn gefahren? Er hatte allen Grund, wütend und frustriert zu sein. Nach all den Jahren war er seinem Ziel, die Bennett-Farm in seinen Besitz zu bringen, so nah gewesen wie nie zuvor. Er hatte sich darüber geärgert, dass mit Lena ein weiterer Interessent an dem Grundstück aufgetaucht war, jedoch keine ernsthafte Konkurrenz in ihr gesehen.
Wie man sich doch täuschen konnte …
Praktisch von einem Augenblick auf den anderen hatte man ihn aufs Abstellgleis befördert. Lena Bluhm war die neue Besitzerin der Bennett’s Clove and Spice Farm , und ihm blieb nichts anders übrig, als sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Man hatte ihn ausgebootet. Eine Frau und ein kleiner Junge. War das zu fassen?
Und nun hatte er sich auch noch von Lena breitschlagen lassen, den Jungen und seine Freunde ungestraft davonkommen zu lassen. Nun ja, vielleicht nicht wirklich ganz ungestraft, doch wesentlich glimpflicher, als sie es seiner Meinung nach verdient hatten. Aber es brachte ohnehin nichts, die Polizei mit einer solchen Lappalie zu belästigen. Und außerdem verstand er durchaus, was diese Kinder zu einer solch
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