Wo die Nelkenbaeume bluehen
Unfall gegeben …“
„Was?“ Annemarie trat auf ihn zu und ergriff seine Hand mit beiden Händen. Flehend schaute sie ihn an. „Um Himmels willen, Herr Schneider, so sagen Sie doch etwas!“
Als Albrechts Stimme hinter ihr erklang, hatte Annemarie das Gefühl, in einen tiefen Abgrund zu stürzen. „Vater ist gestolpert und die Treppe hinuntergestürzt“, erklärte er, und seine Stimme klang dabei sachlich, beinahe unbeteiligt. „Der Arzt meint, dass es vermutlich ganz schnell gegangen ist. Sein Genick ist gebrochen – er muss sofort tot gewesen sein.“
Annemarie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Ihr Herz fing an zu hämmern, und ihre Eingeweide zogen sich zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen. Nein, dachte sie. Nein, bitte nicht. Nur das nicht!
Doch die Betroffenheit in den Gesichtern von Schneider und den anderen Angestellten ließ keinerlei Zweifel offen.
Annemarie spürte noch, wie ihre Knie nachgaben. Dann wurde es dunkel um sie herum.
2. TEIL
8. KAPITEL
Gegenwart
Lenas Herz hämmerte wie verrückt. Die Hand des Auktionators, die das kleine Hämmerchen hielt, schien sich wie in Zeitlupe herabzusenken. Sie spürte, dass alle Blicke im Raum auf sie gerichtet waren.
Jeder der Anwesenden wusste, um welches Grundstück es sich bei dem, das soeben versteigert wurde, handelte. Und selbst wenn jemand von ihnen auch nur den Hauch von Interesse an der Bennett-Farm gehabt hätte – niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dem jungen Alistair in die Quere zu kommen. Lena wusste das. Aaliyah hatte ihr gestern Abend noch einmal mit klaren Worten vor Augen geführt, wie verrückt ihr Vorhaben war. Einen abgewirtschafteten Landwirtschaftsbetrieb in einem Land zu kaufen, mit dem sie, abgesehen von den Erinnerungen an ihren verstorbenen Verlobten, rein gar nichts verband … All ihre Ersparnisse und das meiste Geld aus Andys Lebensversicherung in eine Farm zu investieren, die schon seit Jahren keine Erträge mehr eingebracht hatte – und sich dafür mit einem Mann anzulegen, der einflussreich genug war, um ihr das Leben auf dieser paradiesischen Insel zur Hölle machen zu können …
Ja, es war verrückt. Und doch war Lena absolut davon überzeugt, das Richtige zu tun. Nicht dass sie sich große Chancen ausgerechnet hatte, am Ende tatsächlich den Zuschlag zu erhalten. Stephen Alistairs finanzielle Möglichkeiten übertrafen die ihren bei Weitem. Im Grunde hätte er nur abwarten müssen, bis sie ihr absolutes Limit erreicht hatte, um dieses dann um einen geringen Betrag zu überbieten. Aber Lena war nicht bereit gewesen, kampflos das Feld zu räumen. Und dass Stephen bei Beginn der Versteigerung noch nicht in der Auktionshalle eingetroffen war, hatte Hoffnung in ihr aufkeimen lassen.
Niemals hätte sie jedoch damit gerechnet, dass er überhaupt nicht erscheinen würde. Wie konnte das möglich sein?
Als endlich das Hämmerchen des Auktionators zum letzten Schlag auf sein Pult niedersauste, konnte sie es noch gar nicht glauben. Sie wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Dass jemand hinter einer Säule oder aus einer Nische hervorspringen und erklären würde, dass das alles nur ein böser Scherz gewesen sei.
Doch nichts dergleichen geschah. Und im nächsten Moment verkündete der Auktionator, dass sie die Höchstbietende und somit die neue Besitzerin der Bennett’s Spice and Clove Farm war.
Lena und Aaliyah, die sie zu diesem wichtigen Termin begleitet hatte, fielen sich jubelnd in die Arme. Sie hatten es geschafft! Tatsächlich geschafft!
Ein Raunen ging durch die Menge im Saal, und im nächsten Moment erklang eine tiefe, männliche Stimme von der Eingangstür her: „Nein! Ich möchte auch noch ein Gebot abgeben!“
Wie alle anderen Anwesenden drehten auch Lena und Aaliyah sich um, und Lenas Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie Stephen erkannte. Ihre Blicke begegneten sich, und für den Bruchteil einer Sekunde war sie wie erstarrt von der Kälte, die von seinen faszinierenden graublauen Augen ausging, als der Auktionator verkündete, dass Lena die Bennett-Farm rechtskräftig ersteigert hatte. Beinahe gewaltsam musste sie sich davon losreißen. Und erst jetzt bemerkte sie, dass Stephen nicht allein gekommen war.
Sie runzelte die Stirn. „Hashim …?“
Mit ausgreifenden Schritten eilte Stephen durch die Bankreihen, die sich jetzt langsam leerten, auf sie zu – Hashim, der den Blick gesenkt hielt, im Schlepptau.
Aaliyah fauchte etwas auf Kiswahili, das Lena nicht
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