Wo die Nelkenbaeume bluehen
drastischen Aktion veranlasst hatte. Und es tat ihm auch leid, dass sie alle – Aaliyahs Familie und noch so viele andere – ihr Zuhause verlieren würden, doch für die Realisierung seiner Pläne war dies unumgänglich.
Und dass er sie eines Tages realisieren würde, daran bestand für Stephen nicht der geringste Zweifel.
Er hatte es Rachel versprochen. Und er gehörte nicht zu den Menschen, die ein Versprechen auf die leichte Schulter nahmen.
Umso absurder war es, dass er Aaliyahs Einladung zur Feier seiner Niederlage angenommen hatte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, und so langsam fing er an, ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln. Doch ein einziger Blick in Lenas Richtung genügte, um ihn wieder klar sehen zu lassen.
Sie war an allem schuld.
Er bekam sie schon nicht mehr aus dem Kopf, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Wie sie ihn angefunkelt hatte, als er ihr am Flughafen das Taxi vor der Nase weggeschnappt hatte … Und je öfter sie ihm begegnete, umso stärker schien ihre Wirkung auf ihn zu werden.
Ein Grund mehr für dich, dir diese Feier ganz schnell aus dem Kopf zu schlagen!
Doch gleichzeitig wusste er, dass er hingehen würde. Schon allein, weil er bereits zugesagt hatte und Unhöflichkeit auf den Tod nicht ausstehen konnte. Aber auch – da machte er sich nichts vor –, weil ein Teil von ihm Lena unbedingt wiedersehen wollte.
Das Handy in seiner Sakkotasche fing an zu vibrieren. Er war beinahe dankbar für die Ablenkung – zumindest bis er den Namen des Anrufers auf dem Display las.
Roz …
Kurz spielte er mit dem Gedanken, den Anruf einfach wegzudrücken. Doch auch das wäre nicht nur schrecklich unhöflich, sondern im höchsten Maße unvernünftig gewesen. Denn Rosalind McFarlane, die von aller Welt nur Roz genannt wurde, war die Tochter von Collin McFarlane, seines Zeichens Besitzer einer Hotelkette und damit Stephens größter Konkurrent.
In den vergangenen Jahren hatten McFarlane und er eigentlich stets ausschließlich gegeneinander gearbeitet. Während der Planung für das Hotelprojekt, für das er das Grundstück der Bennett-Farm benötigte, war Stephen jedoch klar geworden, dass er die Finanzierung nur mit einem solventen Partner stemmen konnte.
Einem Partner wie Collin McFarlane.
So wenig es ihm gefiel, den Amerikaner, der so stolz auf seine irischen Wurzeln war, mit ins Boot zu holen, so wenig Alternativen blieben ihm. Bei einem ersten Vorgespräch mit McFarlane hatte Stephen dann Roz kennengelernt. Im Grunde war es ihr zu verdanken, dass ihr Vater sich Stephens Vorschlag überhaupt bis zum Ende angehört hatte. McFarlanes Interesse dafür hielt sich nämlich in Grenzen. Doch Roz, die über einen wachen und messerscharfen Verstand verfügte, hatte das Potenzial, das sich hier bot, sofort erkannt.
„Du bist verrückt, wenn du nicht in dieses Projekt investierst, Dad“, hatte sie zu ihrem Vater gesagt. „Warte lieber nicht, bis dir ein anderer diese Chance vor der Nase wegschnappt.“
Zuerst war Stephen erstaunt gewesen, dass diese schöne blonde Frau mit den klaren blauen Augen so viel vom Geschäft verstand. Bis ihm dann klar wurde, dass Roz nun einmal die Tochter ihres Vaters war, was bedeutete, dass sie – wie er selbst – die Fähigkeit, Hotels zu führen, praktisch mit der Muttermilch aufgesogen hatte.
Seitdem arbeiteten McFarlane und er, obgleich sie weiterhin auf allen anderen Gebieten Konkurrenten blieben, in diesem einen Punkt zusammen. Dass es hierbei nicht ständig zu Reibereien kam, war wiederum vor allem Roz‘ Verdienst. Sie besaß ein bemerkenswert diplomatisches Geschick, außerdem war sie attraktiv, intelligent und gebildet. Dass es bei ihm trotzdem nicht gefunkt hatte, lag gewiss nicht an ihr. Es war einfach Schicksal …
Mit einem unterdrückten Seufzen nahm er das Gespräch an.
„ Jambo “, sagte Roz – sie war ebenso wie Stephen auf Sansibar geboren und aufgewachsen. Kiswahili war für sie beide so etwas wie ihre zweite Muttersprache. „Ich rufe dich an, um dich zu warnen. Mein Vater hat bereits erfahren, wie die Auktion des Bennett-Grundstücks ausgegangen ist. Er tobt vor Wut. Du solltest dir besser ganz schnell überlegen, wie du ihn bei der Stange halten kannst.“
„Verdammt“, fluchte Stephen. Er hatte gehofft, dass ihm noch ein bisschen Zeit blieb, bis McFarlane von der Sache Wind bekam. „Sag ihm, dass sich deswegen nichts ändert. Sag ihm, dass ich die Angelegenheit im Griff habe.“
Sie lachte leise auf. „Das sagst
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