Wo die Wasser sich finden australien2
vielen Dank, Dr. Saunders. Er sieht aus, als ginge es ihm deutlich besser.«
»Oh!« Lächelnd zog sie den dünnen Latexhandschuh ab, bevor Peter ihre Hand nehmen konnte.
»Nennen Sie mich Frankie«, plapperte sie lächelnd und errötete sogleich. Die weiche, warme Haut seiner Hand fühlte sich so tröstlich an. Sie war rissige, spröde und schwielige Farmerhände gewohnt.
Am Empfang strich sie den in Bleistift vorgenommenen Eintrag »Henbury Maybury – Analdrüsen« im Terminkalender aus.
»Das macht dann sechsunddreißig Dollar, vielen Dank.«
Gerade als sie die Kasse öffnete, kam Charlotte von der Straße hereingelaufen und zog dabei die Strümpfe unter ihrer Schwesternuniform hoch.
»Tut mir leid, dass es ein bisschen später geworden ist, Frankie, in der Bank war so eine Schlange. Du kannst jetzt Mittag machen. Ich erledige das.«
»Mittagessen!«, sagte Peter. »Das nenne ich eine Idee! Sollen wir, ich meine, wir könnten doch, ähm, zusammen essen gehen.«
»Warum nicht?«, sagte Frankie, und Charlotte schmunzelte.
Draußen in der Sonne, wo der Verkehr vorbeizischte und -brummte, setzten sich die beiden praktisch Fremden gemeinsam an den Tisch eines Straßencafés nicht weit von der Tierklinik entfernt. Henbury wurde an einen nahen Laternenmast gehängt und ließ sich auf dem Pflaster des Gehwegs nieder. Er legte die weißen Pfoten ordentlich nebeneinander, als würde er seine Nägel betrachten, und drehte von Zeit zu Zeit den Kopf, um seinen langhaarigen Hintern abzulecken.
Peter kam von sich aus auf das Thema Scheidung zu sprechen und schnitt ironische Grimassen des Grauens, als er von der »Sorgerechtsschlacht« um Henbury erzählte.
»Das war schlimmer als bei den Kindern!« Seine Augen lachten sie an, dann tat er das Thema mit einer Handbewegung ab. »Die waren damals schon alle aus dem Haus und
brauchten mich, den ums Überleben kämpfenden Lehrer, nicht mehr.«
Plötzlich merkte Frankie, dass sie ihm erzählte, wie sie Harry, Waters Meeting und ihre Kinder verlassen hatte.
»Ich mache mir so oft Sorgen um Tom. Er war immer so empfindsam. Eigentlich ist er das mittlere Kind, aber gefühlsmäßig ist er für mich das Nesthäkchen der Familie. Um ihn habe ich die größte Angst, seit wir uns getrennt haben.«
Peter lächelte sie mitfühlend an, sagte aber nichts, sondern drängte sie mit seinem Blick, mehr zu erzählen. Sie fühlte sich bei diesem Mann so geborgen, dass sie einen Schluck Kaffee nahm und weitersprach.
»Michael kommt bestimmt zurecht, er ist genau wie sein Vater«, meinte sie trocken. »Aber Rebecca, ach, Rebecca, um sie mache ich mir jeden Tag Gedanken. Sie ist so wild. Im Internat lief sie ständig Amok. Sie hat das Hirn, alles zu werden, was sie sich nur in den Kopf setzt, aber sie wollte auf gar keinen Fall bei mir in der Stadt bleiben, nachdem sie letztes Jahr mit der Schule fertig war. Sie musste zurück auf die Farm. Zu ihrem Fluss. Sie ist eine absolut Tier- und Hundenärrin. « Frankie spielte mit den dünnen, länglichen Zuckertütchen, die in einem Glas vor ihr standen, und Peter lächelte verständnisvoll.
»Sie sind nicht leicht zu ertragen, nicht wahr?«, fragte Peter. »Diese Schuldgefühle.«
»Ja«, bestätigte Frankie.
Sie hatten jeweils ihre Privatnummer auf die weichen Papierservietten geschrieben, die sofort einrissen, wenn man mit dem Stift zu fest draufdrückte. Beide hatten gelacht, als sie sich zum Abschied die Hand gegeben hatten. Frankie hatte beobachtet, wie Peter und Henbury die Straße hinabspaziert waren. In Peters Gang lag eine Leichtigkeit, die sich zuvor nicht gezeigt hatte.
Als sie jetzt in ihre Wohnung trat, fiel Frankies Blick als
Erstes auf das rot blinkende Lämpchen am Anrufbeantworter.
Hatte Peter angerufen? Es war nach neun Uhr abends. Eine diabetische Katze, die um fünf gebracht worden war, hatte sie aufgehalten. Er hätte reichlich Zeit zum Anrufen gehabt. Frankie warf ihre Schlüssel auf die Bank und ging zur Tür zurück, um die Einkäufe hereinzuholen. Auf dem Weg zur Kochecke drückte sie den Wiedergabeknopf.
Gerade als sie sich bückte, um die Milch in den Minikühlschrank zu stellen, hörte sie Toms Stimme und hielt inne, um seiner Nachricht zu lauschen, bevor sie den Kühlschrank wieder schloss.
Sie sah zur Wanduhr auf. Seufzend trat sie ans Telefon, um ihren Sohn zurückzurufen und ihm zu berichten, dass Bec nicht bei ihr aufgetaucht war. Um sich selbst zu beruhigen, sprach sie laut in die schale Luft ihres
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