Wo die Wasser sich finden australien2
Machen wir uns an die Arbeit …«
Vor der Bank biss sich Rebecca in die Faust und gab sich alle Mühe, nicht laut zu schreien. Sally klammerte sich an Becs Arm fest und hüpfte aufgeregt auf und ab.
»Wir haben es geschafft!«, jubelte Bec. Die Mädchen fielen sich lachend in die Arme. Dann sprangen sie, einander an den Händen haltend, im Kreis, sahen sich gegenseitig in
die tränenfeuchten Augen und jubelten … aber nur ein bisschen. Gleich darauf entfernten sie sich mit eiligen Schritten vom Bankgebäude und hofften gleichzeitig, dass die Angestellten nicht beobachtet hatten, wie die professionelle Coolness von ihnen abgefallen war.
5. Teil
Kapitel 46
Die ersten Wochen auf Waters Meeting waren für Rebecca keine leichte Zeit, denn sie musste sich allein in dem großen Haus einrichten und gleichzeitig die Arbeiten auf der Farm in Angriff nehmen. Sallys und Frankies tägliche Anrufe halfen ihr durchzuhalten, doch wenn es später wurde, sehnte sie sich regelmäßig nach Charlie, außerdem ging ihr immer wieder Harry im Kopf herum. Abends sah sie oft aus dem Fenster und konnte durch die Bäume hindurch das Licht in seiner Hütte brennen sehen. Sie stellte sich vor, wie er die Nachrichten schaute oder gezuckerten Tee mit Milch trank.
Sie hatte sich entschieden, ihn die Abende allein verbringen zu lassen, dafür spazierte sie jeden Morgen mit Mossy oder Dags, Bessie oder Stubby über die Weide zu ihm hinunter. Allmorgendlich klopfte sie nervös an die Tür zu seiner Hütte und hielt dann den Atem an, bis sie ihn »Komm rein« rufen hörte. Sie hatte befürchtet, dass ihr Vater in seine alten Unarten zurückfallen und ganz allmählich ihre Träume vereiteln könnte. Doch stattdessen saß er meistens dösend in seinem Lehnstuhl in der Morgensonne und las ein Buch oder die Zeitung, wenn er nicht in seinem uralten Radiogerät den Landfunk hörte. Er schien nicht daran interessiert, sich aus der Hütte fortzubewegen. Rebecca hatte den Verdacht, dass er immer noch unter schweren Schmerzen litt, doch falls dem so war, dann beklagte er sich nie. Jeden Morgen deutete er auf den Kessel und sagte fröhlich: »Nimm dir auch eine Tasse.«
»Wann ist die Nachuntersuchung fällig?«, fragte sie eines Morgens und nickte dabei zu seinem Stumpf hin.
»Nächste Woche.«
»Ich fahre dich hin.«
»Brauchst du nicht. Ich kann mit dem Automatik fahren«, sagte Harry.
Sie hatte ihn von ihrem Zimmerfenster aus beobachtet. Er hatte sich zum Schuppen geschlichen und war in sein altes Auto gestiegen. Dann war er damit langsam die Einfahrt entlanggerollt, am Scherstall vorbei, bevor er in einem weiten Kreis auf der Weide gewendet hatte. Anschließend war er zum Schuppen zurückgefahren.
Anfangs hatte Rebecca gerätselt, was er da trieb. Dann war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Er übte Autofahren mit einem Arm. Plötzlich hatte die Erkenntnis, wie schwierig und beängstigend es für ihn sein musste, mit seiner Behinderung zurechtzukommen, dazu geführt, dass sie sich aufrichtig um ihren Vater sorgte.
Jetzt sah sie ihn an, wie er so in seinem Sessel auf einem sonnigen Fleck saß. Die grauen Haare kurz geschnitten, die Arbeitskleidung sauber und ordentlich.
»Nein, Dad, fahr nicht allein. Ich möchte sowieso in die Stadt, also könnte ich dich auch zu deinem Termin fahren. Und außerdem brauche ich dich dort. Am Dienstag werden ein paar Herden versteigert … und da möchte ich dich dabeihaben. Um zu hören, was du dazu meinst. Aber ich muss dich warnen, es sind Angus-Rinder. Nicht deine geliebten Rotbunten, dafür haben sie exzellente Gene. Alle leistungsgeprüft, alle garantiert frei von Paratuberkulose und ohne Wachstumshormone aufgezogen. Gute Kühe, um eine Herde zu gründen. Am besten kaufen wir sie jetzt, bevor die Preise wieder anziehen.«
Harrys Reaktion überraschte sie. »Hört sich gut an. Ich würde gern mitkommen.«
»Toll.« Sie lächelte ihn an. »Ach ja, und Dad, du könntest mir noch einen Gefallen tun, wenn du Zeit hast …« Sie schob die Hand in die Hosentasche und zog ein Blatt heraus. »Hier sind die Telefonnummern von einigen Baufirmen in
der Gegend. Könntest du ein paar Angebote für mich einholen? Ich möchte so bald wie möglich mit dem Dammbau beginnen. Ich würde ja selbst anrufen, es ist nur so, dass ich beschlossen habe, noch heute Abend zur Hütte hinaufzureiten. Die Kühe da oben brauchen frisches Salz, außerdem will ich ein paar Zäune abreiten.«
Harry hob die Hand. »Wirklich kein
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